INY LORENTZ - Die Wanderapothekerin

VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)

Hompage:
www.luebbeaudio.de

Klappentext:

Thüringen, 18. Jahrhundert: Die beiden Brüder Martin und Alois ziehen als Wanderapotheker durch die Lande und haben vor vielen Jahren einen Goldschatz gefunden. Während Martin seinen Anteil versteckt und nicht angerührt hat, ist Alois nichts geblieben. Verzweifelt versucht er, seinen Bruder zur Herausgabe seines Teils zu bewegen. Als dieser sich weigert, kommt es zu einem tödlichen Streit. Alois glaubt sich am Ziel seiner Wünsche, doch er hat nicht mit dem erbitterten Widerstand und dem Mut seiner Nichte Klara gerechnet …

Gelesen von Anne Moll

Kritik:

Wenn es ein Roman erst gar nicht zur Papierumsetzung schafft, sondern als bloße E-Book-Ausgabe veröffentlicht wird, macht mich das schon etwas stutzig. Na gut, das muß nichts heißen. Entsprechend gespannt war ich auf die Hörbuchumsetzung des E-Book Mehrteilers „Die Wanderapothekerin“. Nach der eher schwachen Romanveröffentlichung von „Die List der Wanderhure“ haben wir es nun wieder mit einer „Wander“-Thematik zu tun. Nomen est omen. Das Autorenpaar entwickelt eine Geschichte um die junge Klara Schneid, die aus Not den Beruf des Vaters ergreift und als Wanderapothekerin durch die Lande zieht, um die Familie zu ernähren, nachdem zunächst der Vater und kurz darauf der Bruder auf der Wanderstrecke verschwunden sind. Dabei wird sie vom Sohn des Apothekers, dessen Waren sie durch die Lande trägt, streckenweise begleitet. Unterwegs trifft sie auf Martha, eine Leibeigene, welcher der Hexenprozeß gemacht werden soll und rettet dieser das Leben. Gemeinsam setzen sie ihren Weg fort. Und dann ist dort noch ihr Onkel Alois, der hinter dem Goldschatz ihres Vaters her ist und Klara wie ein dunkler Schatten folgt… Insgesamt hat die „Wanderapothekerin“ spannende Momente und bietet durch verschiedene Schauplätze wieder deutlich mehr Abwechslung. Insgesamt stört mich jedoch, daß die Protagonistin derart über sich hinaus wächst, was aus ihr zwar eine tolle Romanheldin, leider aber keineswegs eine glaubwürdige historische Figur macht. Als junges Ding aus einfachem Hause ohne große Bildung und gut behütet im Heim der Eltern aufgewachsen, jagt sie auf einmal Mörder und Sittenstrolche, kämpft wie eine Bärin und nimmt mir nichts, dir nichts, sogar einen chirurgischen Eingriff vor. Schade ist auch, daß auch dieses Buch erneut von eindimensionalen, stereotypischen Charaktere nur so wimmelt. Es gibt nur gut oder böse. Dazwischen ist nichts. Fast schon märchenartig werden die Widersacher Klaras zu abgrundtiefen Bösewichten hochstilisiert, die keinen Funken Positives an sich haben und von Grund auf böse und verdorben sind. Selbstredend sind auch alle potentielle Vergewaltiger... Auch der sprachliche Ausdruck könnte manch Abwechslung vertragen. Die „Bösen“ blicken stets „höhnisch“, man reitet grundsätzlich auf „Gäulen“ usw. Schade, denn die Story hat eigentlich Potenzial. Man hätte mehr daraus machen können. Anne Moll liest als „Stammsprecherin“ der Iny Lorentz-Romane in ihrer bekannten, vielschichtigen Art und verleiht jeder Figur ihre eigene Stimme. Die Interpretation Marthas mit einer stets dümmlich-quengeligen Stimme schießt dabei etwas über das Ziel hinaus und zerrt nach einiger Zeit an den Nerven.

Fazit: Anspruchslose Unterhaltung ohne Tiefgang; unkomplizierte Handlung. Leider geht viel Potenzial in durchschnittlicher Ausdrucksweise und absolut platten Charaktern verloren.

6 von 10

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.