GOTTHARD - Neu-Isenburg, Hugenottenhalle


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Interview vom 29.11.05
Interviewpartner: Marc Lynn (b.)

Homepage:
www.gotthard.com

FFM-Rock:
Wow – ich kann es noch gar nicht glauben … nach zig Anläufen hat es heute endlich geklappt! Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein kurzes Interview nimmst.

 

Marc:
Immer wieder gerne.

 

FFM-Rock:
Meine erste Frage - da habe ich natürlich gleich den richtigen Mann vor mir sitzen - gilt Dir und Deinem Gesundheitszustand. Du hattest ja im vergangenen einen schweren Motorradunfall …

 

Marc:
Ja?!

 

FFM-Rock:
Ja – habe ich gelesen …

 

Marc:
Er war mittelschwer … na ja, er  war eigentlich heftig, weil es einfach nicht um’s Überleben ging, sondern um’s Weiterspielen in der Band, sagen wir mal so. Aber da ist alles wieder bestens. Ich bin wieder fit, voll auf dem Damm. Es war hart, es war lange. Ich musste täglich wirklich hart trainieren, bis an die Schmerzgrenze, manchmal auch darüber hinaus. Aber ich wollte wieder an den Punkt kommen und meiner Schulter geht’s perfekt, ich kann wieder alle Bewegungen machen. Ich war gerade vor der Tour beim Arzt. Er hat gesagt: Super! Ich muss nie mehr vorbei kommen. Er hätte mit mir das beste Resultat, das er je gehabt hat. Es ist eine Operation, die selten ist – eine neue Schulterkugel einsetzen. Das einzige, was jetzt noch passiert, ist der Muskelaufbau. Der fehlt noch. Eine Tournee, bei der Du jeden Abend spielst, ist doch gerade am besten :-) Ich denke nie an den Arm. Ich bin schon so weit, sagen wir mal: Ich habe nie Schmerzen, eher wie Muskelkater. Ich denke nie daran und das geht einfach. Das einzige Mal, dass ich merke, dass ich eine künstliche Kugel habe, ist dann, wenn ich in ein Flugzeug einchecke und es piepst.

 

FFM-Rock:
Gut, aber damit kann man leben, denke ich.

 

Marc:
Genau. Aber danke vielmals.

 

FFM-Rock:
Das wollte ich hören, dass Du wieder fit bist.

 

Marc:
Harter Hund.

 

FFM-Rock:
Das hat mich schon beschäftigt, weil ich dachte: Oje, hoffentlich geht das alles gut …

 

Marc:
Ging perfekt. Ich hatte auch Top-Ärzte, Top-Hilfe. Das Management hat sich gleich mit den besten Schweizer Zeitungen in Verbindung gesetzt und die hatten gleich Top-Ärzte und das war wirklich gut. Viel hängt ja eigentlich immer von einem selber ab. Ich kenne Leute, die haben das gleiche gemacht, die können nicht mal den Arm heben. Aber es ist so, dass sie zugeben müssen, dass sie im ersten halben Jahr einfach nichts gemacht haben. Bei mir war zuerst mal zwei Wochen Liegenbleiben und dann gleich in die Füße, aber voll. Und dann unter Tränen und Schmerzen einfach durch …

 

FFM-Rock:
Bleiben wir noch im Jahr 2004. Dieses bedeutete für Gotthard ja in erster Linie auch Veränderung. Mandy hat die Band verlassen, Freddy ist hinzugekommen. Ihr kanntet Euch ja schon vorher von „China“. Kannst oder möchtest Du dazu noch etwas sagen oder ist das Kapitel abgeschlossen?

 

Marc:
Mandy hat sich dazu damals entschlossen. Er war nicht mehr so zufrieden. Er war, glaube ich, nie so richtig zufrieden, weil er nicht so der Star-Gitarrist wurde, der er eigentlich gerne geworden wäre. Nur: Das machen die Fans, nicht Band. Er war auch, wie soll ich sagen, wirklich ein anderer Typ als wir vier. Wir vier sind sehr extrovertiert, er ist sehr introvertiert. Ich denke, er fühlte sich dann einfach nicht mehr so wohl, wollte dann neue Projekte angehen und hat dann mit uns gequatscht und da haben wir uns entschieden, uns zu trennen. Das hat einfach keinen Sinn; wenn jemand nicht mehr will, dann soll er nicht mehr.
Freddy kannte die Band seit Jahren. Die ganze Band kannte Freddy, weil er immer wieder bei Open Airs auftauchte. Einmal hatten wir – ganz früher – keinen Roadie, der Gitarren stimmte. Da haben wir Freddy gefragt und er kam mit. Wir hatten eine freundschaftliche Beziehung und per Zufall an einem Abend, als ich eine andere Band angucken ging, lief er mir über den Weg und ich gerade so: Oh, das wär’ doch noch was. Ja, wieso nicht? Hab’ gesagt: „Freddy, kannst Du mir mal Deine Nummer geben?“ Alles klar. Am nächsten Tag habe ich die Band getroffen und ihnen gesagt: Jungs, Ihr dürft jetzt nicht lachen, aber ich habe jemanden getroffen, das wäre vielleicht noch eine Idee. Die anderen dann: „Ja, wer denn?“ „Ehrlich gesagt: Lacht nicht ... von früher von „China“ , Freddy …“ Und alle: „Ja, klar, Freddy. Genial. Super.“ Gleiches Alter, netter Kerl, arbeitet gern, kommt sehr gut mit Leo klar. Die zwei müssen ja am meisten Gitarrenteile üben, probieren, studieren, Songs schreiben. Tja und dann haben wir den Freddy angefragt, er hat gesagt: „Warum nicht?“ Er hatte eigentlich fast seine Musikerkarriere abgeschlossen gehabt. Das war also wirklich der letzte Zug und er hat gesagt: „Wenn noch mal, dann jetzt mit Euch.“ Dann gingen wir schon in die erste Konzerte-/Songwriting-Phase und das passt wirklich. Freddy hat ja auch ein Wissen von der Vergangenheit, mit „China“, und mit seinen Bands wie „Pommes Fred, oder „Liz Libido“, die er gemacht hat. Er kann auch viel mitreden und uns auch noch mit seinem Wissen verstärken . Das hat natürlich auch unser Album sehr positiv beeinflusst, weil seine Einflüsse reinkamen. Bei gewissen Songs hat’s sogar ein paar punkige Einflüsse. Und das kommt von seiner Seite.

 

FFM-Rock:
Da sind wir ja schon beim neuen Album. Mit „Lipservice“ seid Ihr wieder zu Euren Wurzeln zurückgekehrt. Eine sehr gute Entscheidung und auch ein hammermäßiges Album, wie ich finde. Ich durfte darüber auch ein Review schreiben und bin einfach aus dem Schwärmen nicht mehr herausgekommen.  Ich wollte Dir gerne noch ein paar Worte zum Songwriting und zur Produktion entlocken. Du hast es ja bereits angeschnitten, dass Freddy schon stark involviert war …

 

Marc:
Ich kann Dir da gerne noch ein bisschen mehr erzählen. Wir gingen ran mit dem Songwriting und das Ganze hat etwa drei Monate gedauert. Steve und Leo gingen noch kurz nach Schweden, zu einem Songwriter-Duo, Freunde waren das von uns. Die haben gesagt: „Wir haben vielleicht ein paar Songs für Euch. Kommt doch mal Abchecken.“ Und wir haben das auch noch nie gemacht und gesagt: „Hey, warum nicht? Komm, lass’ uns mal mit anderen zusammen so was tun.“ Die beiden gingen zwei Tage hoch, kamen zurück mit vier Ideen, davon kamen drei auf die LP. Das war wirklich ein erfolgreiches Ding. Und dann kam natürlich Freddy noch mit seinen Ideen dazu. Perfekt. Das ging wirklich sehr gut und schnell über die Bühne. Wir hatten siebzehn Songs vorbereitet und haben auch siebzehn aufgenommen. Ein paar haben wir als Bonustracks, ein paar haben wir als Japan-Tracks und z. B. die Single „Lift U Up“ – die war ja eigentlich am poppigsten – aber die hat uns von Anfang an am besten gefallen …

 

FFM-Rock:
Ja, da fahre ich leider immer viel zu schnell bei dem Song (beide lachen) …

 

Marc:
Es ist einfach ein Aufsteh-Song und das wollten wir eigentlich, weil wir wussten, die LP soll auf den Sommer kommen und da haben wir uns gedacht: Das ist so ein richtiger Sommer-Song! Wir haben noch andere Sachen gemacht, z. B. gibt es auf der einen Single noch verschiedene Remixes, DJ-mäßig, weil wir einfach sagten: „Man muss alles probieren im Leben“ und DJ-mäßig ging der in der Schweiz noch richtig ab. Der war auch auf Platz 3 oder 4 in den Charts. Einfach den Song um die Welt bringen, irgendwie … Das hat einfach Spaß gemacht!
Zurück zu den „roots“, was Du sagtest: JEIN. Ich meine: Es war schon immer unsere Absicht, nur kannst Du nicht nach einem Akustik-Album einfach gleich wieder zurück und kannst nicht sechs, sieben Scheiben gleich machen und wenn Du so ein bissel guckst: Die „Open“ ist sehr poppig und dann zieht’s langsam an Richtung Rock: „Homerun“, „Human Zoo“, wird immer rockiger und sicher haben wir bei dem Zwischenalbum ein paar Fehler gemacht, zig Produzenten gesucht, die es einfach nicht gebracht haben. Und wie „Homerun“ ein gutes Album war, das wir halb selbst produziert haben, ist jetzt auch mit „Lipservice“ ein tolles Album gekommen, das Leo produziert hat mit Verstärkung mit Ronald Prent, der ja bekannt ist durch Rammstein, Megadeth usw. Im Dezember, am 08.12., werden wir eine DVD aufnehmen und eine Live-CD …

 

FFM-Rock:
(ein sehr freudiges) JAAA! Die Frage kommt ganz hinten … Ich find’s klasse …

 

Marc:
Wir sind noch nicht beim 8. – Entschuldigung. Ich will Dich wieder mal reden hören.

 

FFM-Rock:
Bleiben wir noch bei den Veränderungen. Was waren die Beweggründe, zu Nuclear Blast zu wechseln und wo bekommt man Informationen zu Eurem eigenen Label G. Records, über das Ihr in der Schweiz veröffentlicht? Ich habe mich da schon dumm und dämlich gesucht im Internet und bin nicht fündig geworden. Vor allem würde mich auch interessieren, ob Ihr auch für andere Bands veröffentlicht oder ist das jetzt rein nur für Gotthard in der Schweiz?

 

Marc:
Gut … wo beginnen wir? Bei der Mandy-Story. Zu diesem Zeitpunkt waren auch gleich unsere Plattenverträge und unsere Management-Verträge fertig. Wir setzten uns dann mal ganz ruhig hin und sagten: „O. K. , Mandy will nicht mehr, alles klar. Jetzt sind wir vier hier. Wohin wollen wir? Was brauchen wir?“ Dann haben wir Manager gesucht und haben auch 1-2 Fehlschüsse gemacht am Anfang und dann kam der Uwe (Anm. d. Red: Uwe Block, BUZZ Artists), den wir durch seinen Partner Frank Süpfle kennen. Frank ist ja schon seit Jahrzehnten Tourmanager bei uns, praktisch seit dem Anfang. Dann haben wir mit ihm einen Schlachtplan entworfen. Das eigene Label, das war mal ganz klar, in der Schweiz. BMG hat mit Sony fusioniert, das wussten wir damals schon. Deswegen haben wir gesagt: „Nee, nochmals bei BMG unterschreiben bringt uns nichts, denn morgen bist Du bei einer Firma, bei der wieder alle rausgeschmissen werden und Du musst die Leute fast wieder begeistern.“ Da lag es auf der Hand, das eigene Label zu machen. Im Ausland haben wir einen Indie-Partner gesucht, denn ich möchte lieber bei einem kleineren Label, einem Independent-Label – jetzt haben wir eines von den größten, klar – was jetzt vielleicht in die Hard- und Heavy-Ecke geht, was wir nicht unbedingt sind – wir machen Rock, Hardrock, aber nicht Heavy Metal - … Ich möchte lieber bei einem solchem Label sein, das uns will, das uns möchte – die wollten auch ein bisschen ihren Horizont eröffnen - , d. h. mal eine neue Art, nicht nur Heavy Metal, sondern auch Rock und unterschreibe lieber bei so jemandem, wo ich unter den ersten fünf bin in ihrer Liste, als wenn ich wieder bei einem Major unterschreiben, wo ich in der Liste 235 „unter ferner Liefen“ bin und da geht wieder nix. Als erstes war wichtig, dass die LPs im Laden stehen, und zwar in allen Ländern, wo wir touren und auch noch mehr. Das waren 54 Länder auf’s Male veröffentlicht und Südamerika kam jetzt noch dazu vor ein paar Monaten. Wir können sehr zufrieden sein. In Amerika läuft noch nichts, da sind wir noch ein bissel dran am Graben, aber wir wollen zuerst mal Europa und Südamerika angehen. Unser eigenes Label haben wir jetzt einfach erst mal für uns gemacht. Wir testen jetzt eine Runde, wie das geht. Wir haben verschiedene Leute, die wir im Auge haben, aber es gibt weder eine Webpage noch irgendwas anderes. Das gehört jetzt einfach mal uns. Wenn wir dann irgendwie mal vielleicht eine andere Band hätten, da müsste man sich mal darüber informieren, ob man wirklich irgendwas auf einer Homepage machen will. Der Punkt ist: Ich habe viele Musiker gesehen, die ihr eigenes Label machten – siehe Prince, siehe Michael Jackson. usw. und das einzige, das funktioniert hat, ist Madonna’s und alle anderen gingen den Berg runter. Das Risiko -  schlussendlich sind wir Musiker – eine Maschinerie aufzubauen, bei dem Du immer wieder Treuhänder, Steuerberater, Sekretärinnen links und rechts laufen und rennen lassen musst, Du musst ja auch die Kontrolle behalten und dann kommst Du nicht mehr dazu, Deine Musik zu machen, denn Du willst ja eigentlich Künstler sein, ist eigentlich weniger unser Ziel. Wenn es aber den einen oder anderen Künstler gibt, dem man sagen kann: „Du, das wäre noch was.“ Dann können wir das im kleinen Stil beginnen. Im kleinen Stil heißt natürlich: Logischerweise kommt nicht eine Tina Turner zu uns. (allgemeines Lachen) Aber wir haben jetzt eine Band vom Tessin, an der wir sehr interessiert sind. Die haben einen Vertrag von einer Firma bekommen, die sie ganz einfach über’s Ohr ziehen wollte. Jetzt haben wir sie da rausgeboxt und nun sind wir gerade am Überlegen, was wir mit denen machen sollen. Und dann haben wir - aber nur für die Schweiz - noch einen Mega-Star von Italien; der ist da riesengroß und bei uns kennt man ihn fast nicht. Schau mer mal …

 

FFM-Rock:
Ihr befindet Euch derzeit auf Europa-Tour und habt auf Eure Website ein sehr nett zu lesendes Tourtagebuch gepackt. Lese ich fast täglich sehr aufmerksam …

 

Marc:
Die nächsten Berichte muss ich noch schreiben (Stimme wird immer zarter) Entschuldigung … Entschuldigung … Entschuldigung

 

FFM-Rock:
Das letzte ist Hamburg …

 

Marc:
Berlin. Hamburg? Ja, genau. Wir warten immer so 3-4 Konzerte ab und dann schreiben wir’s.

 

FFM-Rock:
Kannst Du noch in ein paar Sätzen Eure bisherigen Eindrücke und Erlebnisse zusammenfassend wiedergeben?

 

Marc:
Wir haben angefangen in England. Die ersten Länder, die wir bereist haben, waren Länder, die wir noch nie oder sehr, sehr wenig bereist haben. In England hatten wir kleine Clubs. Da waren so zwischen 200 und 300 Leuten da. Da hast Du jeden Abend eine neue Setlist gehabt, ausprobiert, umgekrempelt. Es geht dann auch darum, die neue Tour kennenzulernen, der Lichtmann sieht mal, wo Du stehst und und und. Dann ging’s Frankreich, Holland, Belgien – das waren alles Clubs, manchmal ein bissel größer, manchmal ein bissel kleiner. Frankreich war ein 700-er Club, der war voll -  in Paris. Dann ging’s nach Spanien. In Spanien wussten wir, dass wir da sehr gut ankamen und haben in Bilbao – von einer 1.000er Halle 800 Leute – das erste Mal, bisher noch nie in Spanien, gespielt. Barcelona und Madrid waren ausverkauft. Und Madrid schon seit Wochen. Das Tolle ist, dass die ganze Zeit, als wir da getourt haben, immer schönes Wetter war. Es war ja ein wundervoller Herbst, ganz klar. Wir haben den noch genossen. Wenn Du so in Portugal am Hafen sitzt, Sonnenuntergang, wartest auf den Soundcheck, bist da ein bissel am Quatschen und vielleicht kommt Dir noch die eine oder andere Songidee, das ist natürlich schön. Natürlich auch immer wieder gut essen gehen und hin und wieder ein paar Flaschen Wein mehr mitnehmen … Ich hab’ gerade hinter Dir ein paar von Porto. Den  haben wir mitgenommen. Das ist ein Höllenwein gewesen :-) Dann Italien, Slowenien, Kroatien, Ungarn und dann kamen wir zu den Clubs oder zu den Orten, die wir schon gut kannten, d. h. Österreich, Deutschland, Schweiz.

 

FFM-Rock:
Und in Wien wollt Ihr das nächste Mal gerne in einem anderen Club spielen …

 

Marc:
Ja, in Wien ist jedes Mal das „Rockhouse“ knallvoll. Es wäre mal schön, einen Schritt mehr nehmen zu können. Aber ich meine: Du kannst ja schon froh sein, wenn Du den Club einfach regelmäßig füllst. Gerade in der heutigen Zeit, wo die Leute so abgezockt werden bei den Konzerten und sich wirklich auswählen müssen, welche Konzerte sie besuchen, stagniert’s natürlich überall – auch bei uns. Ganz klar. Nur sind wir eigentlich zur Zeit schon zufrieden. Ich kann sagen: Bremen, Aladin, war recht voll, Hamburg war ausverkauft, Berlin war ausverkauft, Tuttlingen war ausverkauft vorgestern. Memmingen, das war eine Riesenhalle, aber ich würde sagen, da war Dreiviertel voll. Ich sehe es ja von vorne und dann seitlich – stehen sie eng oder nicht. Sie standen recht eng. Aber sehr zufriedenstellend.

 

FFM-Rock:
Wo gehen die Fans am meisten ab?

 

Marc:
Natürlich bei uns nachher backstage (lautes Lachen) …
Du meinst, bei welchem Song? Oder bei welcher Szenerie?

 

FFM-Rock:
Nein, ich meinte eigentlich bei welcher Nationalität?

 

Marc:
Was natürlich schon extrem war, war Spanien. Das war natürlich ganz extrem – aus dem Grund, weil wir da noch nie waren. Du kommst dahin, spielst, sagst „Gut, die Leute fühlen alle gleich“, egal da gibt’s ja keine Grenzen, aber die kennen Dich nicht. Beim ersten Mal erwartest Du mehr, dass die die Hände in die Hosentasche stecken, aber die kannten uns. Und nach jedem zweiten Song eine halbe Minute Chöre „Olé, olé, olé“, Fußballzurufe. Das war wirklich nicht normal. Und dann fällt’s Dir auch einfach. In Barcelona hatten wir fast 50 ° C auf der Bühne. Das war heavy! Das war also wirklich brutal wie die Hölle. Jedes Mal, wenn der Scheinwerfer anging und Dir ins Genick, hat’s gebrannt auf den Schultern. Es war brutal, aber es war schlussendlich HAMMER. Und jetzt kommen wir natürlich in die Schweiz und in der Schweiz sind wir ja schon lange sehr bekannt. Wenn ich aber gesehen habe, wie Tuttlingen vorgestern abging … und und und … Memmingen auch, dann …

 

FFM-Rock:
… wollt Ihr gar nicht mehr heim …

 

Marc:
Wer will schon heim?

 

FFM-Rock:
Auf den Deutschland-Gigs werdet Ihr größtenteils von den Norwegern WIG WAM supportet, in Herne und München rockt Ihr dann gemeinsam mit AXXIS ab. Wie kommt Ihr mit Euren Supports klar bzw. inwiefern habt Ihr selbst Einfluss auf die Auswahl der Supportbands?

 

Marc:
Einen großen Einfluss. Sagen wir’s mal so: Es gibt ja nicht viele Lösungen. Es gibt Kriterien: Was passt zu uns? Was haben die? Ziehen die auch ein paar Leute? Was können die uns geben? Was können wir ihnen geben? Und: Wie gut sind sie? Denn wir wollen natürlich eine gute Vorband haben und wir hatten ein paar norwegische, ein paar schwedische Bands, zwei Schweizer Bands zur Auswahl, die unbedingt kommen wollten. Aber es ist immer das Gleiche: Hundert Bands melden sich an, aber niemand kann sich’s leisten. Es kostet natürlich viel Geld, da mitzureisen, die eigenen Techniker, Materialkosten, Transport … obwohl wir das ja übernommen hätten J Aber, es kostet einfach Geld, das ist klar. Und das können sich die wenigsten leisten. Und da haben wir es mal im ersten Teil der Tour den örtlichen Veranstaltern überlassen, aber da gab’s zu 90 % nie eine Vorband, obwohl wir eigentlich bereit waren. Die kennen ja die besten umliegenden Bands, die gerne spielen möchten. Die kriegen keine Auftrittsmöglichkeiten und wir spielen 90 % der Konzerte ohne Vorband.
Zu Wig Wam: Wir gingen auf die Homepage, haben diese ein bissel angeguckt, haben gesagt: Ja, schon ein bissel Glamour, Zirkus, 70er-Jahre, ist aber im Gegensatz zu uns mal das Gegenteil im Look und haben den Sound runtergeladen und haben gesagt: Ja, aber sie spielen ziemlich den ähnlichen Sound. Die haben was auf dem Kasten, die machen soundsoviele Konzerte, die haben sicherlich eine Spielerfahrung, die sind da und da so bekannt. Und wir haben wir ihnen einen Deal abgemacht: Sie dürfen bei uns mitkommen und sie nehmen uns bei sich mit. Da werden wir dann nach Norwegen gehen.
Axxis kennen wir schon seit Jahren. Wir haben schon öfter zusammengespielt, sind immer nette Jungs. Wir haben ein gutes Feeling. Wir kommen rein, sagen einander „Hallo, wie geht’s Dir? Wie läuft’s?“ Das ist eine Band, die natürlich auch viel am Touren ist. Die treffen wir bei den Open Airs. Unser altes Management war ja das Management von Axxis – Bottomrow. Ja, da wissen wir auch, was uns erwartet. Ich finde das auch eine sehr gute Band, aber logischerweise wollten wir nicht mit ihnen kommen, weil sie Deutschland erstens schon betouren und zweitens wir noch mal mit etwas Neuem kommen wollten.
Eine Schweizer Band wollten wir nicht mitnehmen. Es gab da zwei Möglichkeiten: Crystal Ball und Shakra.

 

FFM-Rock:
(die zarte Stimme) Shakra – jaaa!

 

Marc:
Crystal Ball kann sich das nicht leisten und Shakra – stilmäßig passt das einfach nicht so zusammen. Nichts gegen die Jungs – die kennen wir gut, wir mögen sie auch sehr. Ich habe mir das letzte Album gekauft. Klingt echt gut.

 

FFM-Rock:
Fett, ja.

 

Marc:
Aber es ist einfach eine andere Ecke. Verstehst Du? Und das ist dann natürlich schwierig. Wir wollen dann schon was Frisches. Und ich glaube nicht, dass uns jetzt die Leute jetzt noch unbedingt die Halle voll machen - Shakra-mäßig - in der Art von Leuten, wie wir es gerne hätten.

 

FFM-Rock:
Wie haltet Ihr Euch auf Tour fit?

 

Marc:
Wir rauchen nicht, wir trinken nicht, wir haben keinen Sex … wir haben keine Freude … Wir lachen NIE!
(lautes Lachen)

 

Ich denke, Du kannst Dich nicht auf Tour fit halten, Du musst Dich vor der Tour fit machen. Und dann zehrst Du natürlich von Deinen Kräften auf der ganzen Tournee. Wir sind jetzt seit 10. Oktober unterwegs, haben immer vier Konzerte, einen Tag Pause, vier Konzerte – so geht’s durch. Einmal hatten wir zwei Tage Pause. Manchmal hat man auch ein bissel längere Reisen, wenn wieder mal der Bus abliegt. Das hast Du ja sicher auch gelesen.

 

FFM-Rock:
Ja, sehr schön …

 

Marc:
Fit – ich würde sagen, es ist viel schwieriger, sich gesund zu halten. Die Krankheiten gehen rum, gerade bei dem Wetter. Ist einer erkältet, sind’s alle. Wir hatten das am Anfang so ein bissel im Bus, dass jeder Grippe hatte, krank wurde. Es hat sich so durchgeschlichen. Ein paar hat’s gar nicht erwischt, zum Glück auch Steve nicht bzw. nur ein bisschen.

 

FFM-Rock:
Ich wollte es gerade sagen: Der Sänger hat’s ja dann besonders schwer.
 

 

Marc:
Zum Glück nicht fett, sonst wäre natürlich das Ding im Eimer gewesen. Ganz klar. Wir haben auch zweimal, als wir in Italien waren, gesagt: „Jetzt gibt’s Limou-Service für Dich und Hotels, damit Du nicht im Bus dabei bist.“ Da waren aber die Distanzen nicht so lang. Wenn man dann nur 200 – 300 Kilometer hat, sagt man: „Du nimmst Hotel, Fahrer, Auto – let’s do it like this.“

 

FFM-Rock:
Das macht Sinn.

 

Marc:
Genau. Wirklich abschotten, denn wenn er es dann bekommt, steht zu viel auf dem Spiel. Jetzt hat’s eigentlich so langsam jeder durch. Der Freddy hat jetzt wieder ganz wenig ein bissel bekommen, aber er ist schon wieder am Auskurieren und wenn man’s mal durch hat, kriegt man’s nimmer :-) Wir sind jetzt eigentlich alle ziemlich beruhigt, dass nichts mehr passiert in diesem Sinne und ich würde sagen: Das ist immer das Schwierigste. Die Gesundheit, nicht fit zu sein. Denn fit bist Du automatisch. Du bist den ganzen Tag müde, hast Rückenschmerzen, die Beine tun Dir weh vom Abend vorher … Du gehst auf die Bühne und dann ist das einfach wie ein Schalter. Tack … Publikum … VOLLGAS. Nach vorne! Wir wollen denen was geben. Wir wollen ALLES. Das ist bei uns immer so.

 

FFM-Rock:
Das merkt man Euch auch an. Ihr seid immer mit so viel Spielfreude dabei. Ich habe Euch jetzt schon ein paar Mal live gesehen. Das ist echt der Hammer. Macht richtig Laune.

 

Marc:
Schön.

 

FFM-Rock:
Ihr habt bisher 9 No. 1 – Alben auf den Markt gebracht, etliche Awards abgeräumt, die Alben haben mehrfach Gold-, Platin und in der Schweiz sogar Diamond-Status erreicht. Ihr seid eine der wenigen Bands, die es bis an die Spitze geschafft haben. Wie gelingt es Euch trotz dieser riesigen Beliebtheit, dem damit auch verbundenen Terminstress - Tour, Interviewtermine, Radio- und Fernsehauftritte -  so locker und menschlich zu bleiben? „Normal“ sage ich jetzt mal. Ihr habt keine Spur von Starallüren …

 

Marc:
Die Frage ist: Sind wir Stars? Was sind Stars? Zu Stars machen Dich die Leute. Wenn Du manchmal ein riesen Arschloch bist, kommst Du manchmal weiter. Vielleicht ist das gerade unser Handicap, dass man eben auch ein bissel in gewissen Ecken bleibt oder noch nicht weiter kam. Denn die Leute oder die Industrie, nicht mal die Leute, wollen ja immer Sensation verkaufen. Die wollen heute irgendjemand, der sagt: „Ich finde das Finanzsystem in Deutschland scheiße und ich singe jetzt darüber.“ Jemanden, der immer irgendwie eine Message durchgibt. Und wir sind das nicht. Wir sind einfach eine Band, die Musik macht und wir wollen Spaß haben. Uns interessiert das Reden nicht so sehr wie das Spielen. In der Schweiz, klar, da sind wir Megastars – aber der Weg ist immer noch lange und steinig und es gibt immer noch viel zu erobern und zu haben. Ich denke, ich werde erst zum (ganz leise) Arschloch, wenn ich auf dem absinkenden Pfad bin, nicht auf dem aufsteigenden. Erstens das, zweitens sind wir fünfzehn Jahre zusammen. Das gleiche Team … bei uns gibt es keinen Boss, wir sind eine Demokratie. Und da gibt es immer den einen, der den anderen mal wieder runterzieht oder wieder mal ins Lot setzt, wenn der jetzt mal spinnt oder ein bissel ausflippt. Das ist eine Freundschaft. Ich glaube, dass Du erst wirklich Starallüren hast, wenn Du selbst mit Dir nicht mehr zufrieden bist.

 

FFM-Rock:
Dann sollte man es, glaube ich, lassen.

 

Marc:
Ja. Ich bin immer mit mir zufrieden. Da musst Du keine Angst haben. (lacht) Auch wenn’s mal nicht so gut geht – das gehört zum Leben!

 

FFM-Rock:
Habt Ihr bei all dem Stress auch manchmal Zeit (und Lust) Konzerte von Kollegen zu besuchen und wenn ja, was steht da auf Eurer „Hitliste“?

 

Marc:
Boah … ich weiß, übermorgen geht der Freddy irgendeine Band in Köln angucken, wenn wir einen Day Off haben. Aber ich weiß nicht mal, welche. Ich gehe immer wieder gerne AC/DC angucken.

 

FFM-Rock:
(leise im Hintergrund:) Jaaa!

 

Marc:
Du auch?! Da gehen wir mal zusammen.
Ein riesen Fest. Weil die mir einfach immer eins in die Eier hauen, wie man so schön sagt.
Natürlich möchte ich auch andere Bands sehen. Journey sollen ja nächstes Jahr kommen. Die möchte ich dann gerne sehen.
Unser Keyboarder ist ja aus Italien – Nicolo ist dort Produzent in Italien und Keyboarder von Ramazzotti, jahrelang gewesen und auch heute noch.

 

FFM-Rock:
Der kommt ja auch nach Deutschland – ich glaube, im Mai/Juni kommt er auf Tour.

 

Marc:
Kann sein, dass er dann wieder mit ihm geht. Je nachdem, wenn’s reinpasst. Vielleicht ziehen wir ihn auch an Bord :-)
Ich muss wieder mehr Konzerte besuchen gehen. Ich gehe mehr in die kleinen Clubs, die jungen Bands besuchen, statt in die großen Hallen, die großen Bands besuchen. Da ich nie weiß: Wann hab’ ich frei und reicht’s mir dann noch für ein Ticket und wenn nicht, der ganze Käse … ich würde ja überall reinkommen, aber mir ist das zu doof, herumzutelefonieren und dann irgendwie als „special guest“ reinzulaufen. Nee … da hab’ ich keinen Bock.

 

FFM-Rock:
Gibt es neben der Musik auch noch andere Leidenschaften, denen Ihr nachgeht und bleibt Euch genug Zeit für Hobbies, Familie und Freunde?

 

Marc:
Ja. Der Leo geht öfters mal Hockey spielen, das weiß ich. Der Hena ist eher der Grill-Typ, also der macht seine Grillparties im Garten. Steve fährt ab und zu mal mit dem Motorrad aus, kümmert sich auch so ein bissel um’s Reisen, bissle Städte angucken. Freddy ist mehr der Typ „weggehen und Kumpels treffen“, geht zu Konzerten, da und dorthin. Er ist mehr der „Offroader“ Er geht regelmäßig ins Kino, Konzerte, gut essen … Er ist mehr der Genießer. Ich fahre extrem viel Motorrad, mache viel Bowling. Jetzt mit dem Arm wieder ein bissel weniger, aber dann kommt’s wieder. Aber ich bin vor allem der Motorrad-Freak. Ganz klar. Online-Game mache ich auch noch. Einfach Spaß haben. Aber ich denke, eines ist uns gemeinsam: Mit Freunden ausgehen und gut essen und lachen und den Kasper machen. Es gibt nix Schöneres.

 

FFM-Rock:
Für mich persönlich kommen die meisten guten Hardrockbands aus der Schweiz. Offensichtlich haben die Eidgenossen ein ganz besonderes Gespür für die Art Musik, die ich bevorzuge . Ich habe mich schon gefragt, ob das an der guten Schweizer Luft liegt oder ob Ihr das irgendwie schon mit der Muttermilch eingeflößt bekommt. Das Feeling gerade bei Bands wie – Du hast es vorhin selbst schon angesprochen – Shakra, Krokus, Crystal Ball oder Pure Inc. stimmt. Wie seht Ihr da Eure Schweizer Kollegen? Eher so als „Trittbrettfahrer“, sie haben ja alle noch nicht diesen Status, den Ihr habt … außer ggf. Krokus

 

Marc:
Krokus hatte ihn, aber das ist zwanzig Jahre her. Krokus kriegen derzeit, brutal gesagt, nix auf’s Brett. Einfach weil’s sich innerlich nicht verhält – in der Band, verstehst Du?! Es geht nicht darum, dass sie es nicht können, sondern es „hebt“ einfach nicht. Die kommen einfach nie mehr nicht mal an die Radieschen ihrer alten Tage. Das ist einfach „fact“. Und die anderen Bands gurken auch irgendwo rum, weil sie einfach LP nach LP machen – zwar sind alle LPs gut, aber sie riskieren nie was. Es kommt dann immer der Schweizer Verhaltenstyp raus, der sagt: „Ach komm, lieber das nehmen, was ich habe als mal was zu investieren.“ Und wir riskieren halt. Wir haben auch schon Fans vergrault. Ja nun … das gehört dazu. Ich kann ja nicht sagen, dass es bei uns riesig weitergeht, aber bei uns ist es auf einem Niveau, wo es wirkliche Schritte höher ist. Ich meine, das sieht man ja auch bei den LP-Verkäufen im eigenen Land. Krokus hat mit dem letzten Album ja Gold gemacht – das ist mal klasse – seit langen Jahren wieder. Und bei uns dann immer Doppel- und Triple Platinum. Das sind natürlich riesige Unterschiede. Wir machen aber auch Musik für’s breitere Volk. Wir sind von allen diesen, die Du jetzt genannt hast, vielleicht noch Crystal Ball, die poppigsten oder machen wir’s anders: sind am wenigsten heavy. Genau. Wir sind am rockigsten, so. Die anderen sind halt mehr Heavy Metal und Crystal Ball macht halt Musik, die einfach alt ist. Und auch der Look ist alt. Sie sind stehengeblieben in den 80ern. Ich meine das nicht böse, sondern ich kenne die Jungs sehr gut.

 

FFM-Rock:
Ihr wart ja auch alle schon gemeinsam auf Tour.

 

Marc:
Ja – und wir wohnen im gleichen Dorf, sozusagen. Die wohnen in Luzern und Umgebung und ich wohne auch in Luzern. Wir treffen uns öfters. Da, wo ich in die Rehabilitation gehe, geht der Bassist immer ins Fitness-Studio. Aber die Realität ist halt bei den Jungs, dass sie nicht so aus sich raus können, aus ihrer Zwangsjacke, die sie haben, obwohl sie es eigentlich gut machen. Das braucht verschiedene Faktoren. Es gibt ja kein Rezept, sonst würde das jeder anwenden. Die müssen das selbst herausfinden. Ich finde, sie spielen gut. Gerade jetzt dieses Jahr hatten wir zusammen ein Open Air in Tuttlingen. Da waren sie bei uns im Vorprogramm. Ich fand’s klasse. Die Jungs haben gut gespielt. Aber wenn man guckt, ist es halt nicht so das, was man machen kann … es ist halt schwer. Da gibt’s aber auch deutsche Bands, da ist es auch so. Und wir haben halt das Glück, dass wir erstens wirklich einen Sänger haben, der alle diese Sänger in den Boden singt.

 

FFM-Rock:
Da gebe ich Dir recht. Wobei … Gianni von Pure Inc. hat’s absolut drauf!

 

Marc:
Stimmt. Der hat’s auch. Den habe ich jetzt weggenommen.
Es ist schwierig. Weißt Du, ich will nicht andere Bands verurteilen, denn bei uns ist das auch sehr schwer. Es ist eine harte Zeit. Nur sind einfach gewisse Fakten da und die kann man nicht übersehen. Aber das heißt auch nicht, dass die nie ziehen. Es kann ja sein, dass sich plötzlich der Handschuh umdreht. Und da muss ich sagen: Da gönne ich es allen Schweizer Bands. Aber auch allen deutschen. Wer arbeitet, soll belohnt werden. Wer nicht richtig arbeitet, wird halt nicht belohnt.
Es braucht manchmal auch ein bissel Frechheit. Wir machen nächstes Jahr das Hallenstadion in Zürich. Ich weiß nicht, ob’s voll wird. Es wird sicher 4/5 voll sein, das ist es jetzt schon, weil wir die Frechheit haben, zu sagen: Das ist das größte Konzert, das man überhaupt machen kann in der Schweiz, aber wir machen noch fünf Konzerte drumherum – in der Schweiz. Und das eine ist nicht mal 80 km entfernt. Und das ist auch eine 5.000er Halle. Man muss manchmal auch ein bissel Mut haben. Es ist eigentlich eine Frechheit, was wir machen, gegenüber den anderen Bands, die sagen: „Hallenstadion voll“ und wir sagen: „Hallenstadion vielleicht nicht hundertprozentig voll, aber 90 %, dafür kommen dann die anderen noch. Noch da voll und noch da voll und noch da voll“ … Man muss teilweise ein bissel frech sein, finde ich :-)

 

FFM-Rock:
Eine immer wieder schöne Frage in unseren Interviews lautet: Könnt Ihr eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum – oder jetzt ganz aktuell von der Tour - zum Besten geben, die möglichst noch nicht veröffentlicht wurde?

 

Marc:
Bei den ersten Konzerten gab’s immer einen Song „Fist In Your Face“, den wir im Set hatten - der kam jetzt nicht mehr rein. Da kam unser Keyboarder immer mit einer Luftgitarre mit uns auf die Bühne und hat mitgerockt. Er hatte nichts zu tun, was soll er rumstehen oder hinter die Bühne? Da haben wir gesagt: „Nimm doch die Luftgitarre“ und er kam nach vorne, rockte mit. Und dann haben wir ihm unten auch so Plättchen drangeklebt. Die hat er dann immer weggeschmissen und irgendwann ging er dann auch zu Leo an den Ständer und hat die weggeschmissen und Leo: „Hey, hallo, jetzt hört’s aber langsam auf!“ Ja nun, dann gab’s keine Plättchen mehr und er hat gesagt, er will aber Plättchen. Jetzt haben wir ihm welche machen lassen mit seinem eigenen Namen. Und dann kam er so auf die Bühne und rockte neben uns, da sagte ihm Leo: „Hast Du überhaupt gesehen, dass Du wieder Plättchen hast?“ und er „Ja“. „Hast Du auch geguckt, was drauf steht?“ Und da sah er da seinen Namen und „Wow, wow, das ist ja geil!“
Witzige Dinge …
Aber sonst muss ich Dir sagen: Wenn schon mal was Witziges passiert, tun wir es meistens ins Tour-Tagebuch.
Wir sind natürlich noch beschäftigt, die Produktion aufzuziehen, jeden Tag Video aufnehmen, jeden Tag angucken, Verbesserungsvorschläge ausarbeiten. Da gibt’s natürlich noch einiges, das nicht läuft.

 

FFM-Rock:
Das reicht doch schon. Eure Tour endet Mitte Dezember. Wie werdet Ihr die Weihnachtstage verbringen?

 

Marc:
Gute Frage. Zuerst mal gibt’s sicher zwei Wochen Pause oder drei. Aber weil wir die Live-CD aufnehmen in Zürich mit DVD,  müssen wir uns gleich wieder ransetzen, um mal die Tracks anzuhören. Wie klingt das und und und … Das werden wir sicher über die Tage machen. Aber ich glaube, die ersten zwei Wochen wird jeder einfach erst mal die Füße hoch machen. Das hat sich auch jeder verdient. Und ich denke, die meisten werden mit Freundin, Familie oder Kollegen mal wieder einen trinken gehen und mal das geordnete Leben wieder angehen, wieder mal gucken, was denn in der Umgebung so alles gelaufen ist, wo sie vielleicht einen neuen Kreisel gebaut haben. Und die Festtage, nehme ich an, werden die meisten auch mit ihrer Familie verbringen. Weihnachten / Neujahr ist bei uns nichts geplant. Ich gehe da lieber mit meinen Freunden eins trinken. Ich weiß schon, was ich tue, und ich freue mich auch darauf.

 

FFM-Rock:
Wie sehen Eure weiteren Ziele für die Zukunft aus? Ich habe es Dir ja vorhin schon entlocken können – unbewusst – dass eine neue DVD ansteht … am 8. Dezember …

 

Marc:
Da nehmen wir sie erst mal auf :-) Es ist geplant, im Frühjahr, etwa Mai,  eine Live-CD mit einer Bonus-DVD gratis beizugeben. Aber das wird nur eine Bonus-DVD sein, als „Schmackerl“ für die richtige DVD, die rauskommt. Plus: Im Herbst, auf’s Weihnachtsgeschäft im nächsten Jahr, wird eine Anthology kommen – 15 Jahre Gotthard. Und die sind wir jetzt gerade am Vorbereiten. Was können wir da reintun? Da kommen natürlich täglich Ideen rein. Vor allem sind wir am Aufarbeiten von allen alten Materialien. Das ist eine Riesen-Arbeit, die macht z. Zt. Hena. Hena hat sich „geopfert“, das zu tun. Er stellt das Ding ein bissel zusammen und leitet das. Das ist natürlich klasse, aber es ist eine Riesen-Arbeit. Er muss alles angucken, aufschreiben, sortieren – wo, wie, was hin?, in welches Jahr?, wem gehören die Rechte? Dann müssen wir anfragen: „Dürfen wir das gratis benutzen?“ Aber das ist die Planung von den Produkten her.
Die Planung von den Live-Aktivitäten wird sein: Mitte Februar Russland, Japan und Südamerika betouren und danach sich vorzubereiten für die Open Airs. Wir haben schon jede Menge Angebote, über ganz Europa. Parallel dazu wollen wir Songs schreiben, um im Frühjahr 2007 eine neue CD herauszubringen.

 

FFM-Rock:
Wow … yeah!!!!

 

Marc:
Das heißt: Die Personen, die Dir nächstes Jahr ein Weihnachtsgeschenk machen, die müssen RICHTIG Asche haben. Zuerst muss mal die „Anthology“ her und dann muss natürlich auch gleich der Gutschein rein für die nächste CD, die dann  im Frühjahr erscheint :-) Wenn, dann richtig, odrr?

 

FFM-Rock:
Ich werde das anregen! Muss ich gleich mal meinen Wunschzettel schreiben …
So, da sind wir auch schon am Ende angelangt: Hast Du noch ein paar Worte für Eure Fans und unsere Leser?

 

Marc:
Ja klar. Alle, die uns noch nicht gesehen haben …

 

FFM-Rock:
Selbst schuld!

 

Marc:
Ja: Ich kann sagen: Selbst schuld! Wer uns kennt, kennt uns als eine der besten Livebands, die es überhaupt gibt. Wir enttäuschen unsere Fans nie und bringen immer vollen Level, Vollgas und voll Spaß. Wenn Ihr mal die Chance habt, schaut einfach mal rein. Sonst www.gotthard.com - hier habt Ihr alle Infos, die es überhaupt gibt. Ihr könnt da auch Songs runterladen, Ihr könnt Texte angucken, Ihr könnt Euch auch im Forum reinschreiben, wenn Ihr irgendwas gesehen habt. Haltet Euch einfach ein bissel bei uns auf und das kommt klasse. Wir werden Euch sicherlich regelmäßig wieder was Neues bieten und liefern und … viel Spaß!

 

FFM-Rock:
Dann bedanke ich mich ganz herzlich. Es hat super viel Spaß gemacht und vor allem ist für mich echt ein Traum in Erfüllung gegangen.

 

Marc:
Echt? Yeah. Das ist schön. Das ist klasse.

 

FFM-Rock:
Vielen Dank.

 

Marc:
Gerne geschehen.

 

Vielen Dank für das Interview und noch viel Spaß auf der Tour. Ich wünsche Euch viel Erfolg und hoffe, Euch bald wieder zu sehen.
Jetzt freue ich mich erst mal auf das anstehende Konzert.

Sylvia von FFM-Rock

 

© Foto 2005 Sylvia Hoidn

 

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