OPEN QUER ZELL - (CH) Hüswil/Zell und OPEN AIR SCHARANS (CH)


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Irgendwie ist es immer wieder schön, wenn du die Früchte deiner oftmals doch harten Arbeit genießen darfst. So folgte ich an diesem Wochenende einer Einladung der Schweizer Band PURE Inc. zu zwei Open Air in deren Heimat. Meine erste Station sollte am Freitag das Open Quer Zell Festival in Hüswil bei Zell im Kanton Luzern sein. Bestens gerüstet und vor dem schlechten Wetter hier bei uns flüchtend, machte ich mit meinem „Goldlöckchen“ von AFM-Records auf den Weg in den sonnigen Süden. Am frühen Nachmittag trafen wir dann am schönen Hotel Lindengarten in Zell ein, wo auch die Bands von DORO und PURE Inc. untergebracht waren. Nach einem kurzen Plausch mit der, nach ihrer kürzlich überstandenen Operation, Widergenesenen Lady des Rock, sowie einer kurzen Verschnaufpause ging es dann zum Festivalgelände im nahe gelegenen Hüswil. Das Areal liegt hinter einem Kieswerk und umfasst mehrere 1000 qm. Diverse Verkaufsstände und ein riesiges Zelt für Speis und Trank boten allerhand Abwechslung. Beispielhaft und für unsere Verhältnisse und kaum vorstellbar – Parkplätze und Camping am Gelände kosten hier nichts! Nach einem kurzen Rundgang und dem ersten Verzehr einer Schweizer Gerstenkaltschale trafen wir dann auf unsere Gastgeber und wechselten in den Backstage-Bereich über. Auch hier war wieder Staunen ob der guten Organisation angesagt. Jeder Band stand z. B. ein eigener großer Container zur Verfügung und es fehlte wirklich an nichts. Jetzt aber genug geschwärmt, kommen wir zum wesentlichen…
 
Den Anfang des zum 13. Mal stattfindenden Festivals machte um 19.30 Uhr eine Schweizer Band Namens Adrian Sturzenegger. Die mir bis dto. völlig unbekannte Formation lockte mich schon nach den ersten beiden Songs von der Backstage-Theke vor die Bühne und das nicht nur wegen der zu schießenden Fotos. Geboten wurden 60 Minuten Melodischer Hardrock, der zum Teil an DARE in den ruhigeren Passagen oder wenn es etwas rockiger wurde, schon alleine wegen Adrian’s Vocals, an Mark von Shakra erinnerte. Dass Sturzenegger im eidgenössischen Land keine Unbekannten sind zeigt ihre Historie auf. So arbeitet Adrian schon mit Peter Criss (Kiss) und Paul Hansom (LA) und hat aktuell sogar mit Markus einen Ex Krokus Basser im Line Up, was auch die Anwesenheit von Marc Storace (voc. Krokus, Biss) im Backstage-Bereich zu erklären vermochte. Leider fand die gelungene Darbietung des Quartetts beim gerade erst ankommenden Publikum vor der Bühne wenig Resonanz. Trotz gutem Sound und für die Tageszeit verhältnismäßig guten Licht fanden lediglich 30 Zuschauer den Weg vor die große Bühne. Schade eigentlich, denn die Mucke war gut, wenn auch durch wenig und statisches Stageacting begleitet
 
Nach kurzem Linecheck ging es dann um 21.00 Uhr mit PURE Inc. weiter. Die Schweizer Newcomer zogen für mich an diesem Abend vor leider nur gut 100 Zuschauern, die sich im Laufe des Sets vor der Bühne versammelten, die beste Show ab, die ich von dem Quartett bislang gesehen habe. Die Touren mit Masterplan, MSG und DORO haben die Jungs sichtlich reifen lassen. Sehr schnell hatten sie mit ihrem Modern Rock das Volk vor der Bühne im Griff und es kam sogar zu einem größeren Moshpit der so genannten Dorfjugend. Sandro Pellegrini lebte sein Gitarrenspiel auf der Bühne wahrlich noch mehr aus, Basser Gentman taute richtig auf und wirkte wesentlich cooler und genehmigte sich sogar zum Ende des Sets ganz Eddy Van Halen-like eine Zigarette während eines Songs. Frontröhre Gianni zeigte souveräne stimmliche Qualitäten und hat noch mehr an Charisma zugelegt. Während die Band „T.O.T.“ spielte, avancierte ich während eines Fotoshootings für Drummer Dave, der sich an diesem Abend quasi entjungferte und sich zum ersten Mal eine Hand blutig spielte, gleich noch zum Bierholer für Sandro. Für mich erfreulich war auch die Umsetzung der neuen Songs, der sich derzeit für Aufnahmen im Studio befindlichen Eidgenossen. Hatte ich das neue Material in einer Pre-Version und teilweise auch schon auf der „Flying Aces-Tour“ vorab hören können, war ich überrascht, dass die Songs mittlerweile auch live das Publikum überzeugen, zumal sie geschickt in die Setlist integriert waren. Das 7-minütige „Falling Seasons“ bildete dann den Abschluss des eigentlichen Sets, wobei Frontmann Gianni während des Instrumentalteils die Bühne verließ und seine Jungs alleine weiter zocken ließ. Nach doch sehr lautstarken Zugabeforderungen, kehrten dann die Herrschaften komplett wieder auf die Bühne zurück und zum Erstaunen aller trug Gianni jetzt nur noch Shirt und Boxershorts, was für den optischen Gimmick sorgte. Ganz Italo-like entledigte sich Gianni dann während der Zugabe noch seines Shirts, was einigen Damen in den ersten Reihen wohl sehr gefiel und sie auch noch die Shorts forderten. Den Gefallen tat er ihnen aber nicht und so endete ein Gig nach 90 Minuten, der hier deutlich zeigte, das eine Band mit der nötigen Labelunterstützung auch in der heutigen Zeit noch wachsen kann. Mit Pure Inc. wird zu rechnen sein und ihr werdet nicht nur bei FFM-Rock noch mehr über diese sympathischen Jungs lesen bzw. hören.

Wieso es jetzt zu Verzögerungen kam, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall startetet DORO mit einer 20-minütigen Verspätung um 23.20 Uhr, was aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat. Mittlerweile hatte sich der Platz zwischen Bühne und Technik prall gefüllt und die wartende Menge macht DORO und ihrer Band den Einstieg in ihren Set sehr leicht. Von Anfang an sah man die Hände gen Himmel bzw. Bühne gestreckt. Es ist doch immer wieder erstaunlich zu sehen, dass sie auch nach so langer Zeit und nur einigen kleinen Veränderungen in der Setlist, zu vorangegangenen von mir erlebten Konzerten, das Publikum so begeistern kann. Wie schon bei PURE Inc. wurde hier eine Lightshow aufgefahren, die unterstützt durch einen genialen Sound, der übrigens auf dem gesamten Festivalgelände gleichmäßig genial rüber kam, teilweise schon Gänsehautfeeling erzeugte. Und wer DORO kennt, kann sich lebhaft vorstellen, dass sie trotz des Handicaps der erst kürzlich zurückliegenden OP, auch hier wieder alles gegeben hat. Neben ihr müssen auch wieder die Aktivposten Nick Douglas (B.) und Drummer Johnny Dee genannt werden, die während jeder Show immer alles zu geben scheinen. Einzig und allein wirkte heute Joe Taylor (g.) etwas verhaltener, wurde aber von Oliver Palotai (g., key.) und DORO herself doch des Öfteren animiert. Genial war für mich an diesem Abend, direkt auf der Bühne während des Fotoshootings für Drummer Johnny Dee, die Soli von ihm und Joe und somit eine Show auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu erleben. Leute ich muss euch sagen, der Ausblick von der Bühne auf das jubelnde 1000er Publikum hat echt was! So kam ich erst wieder zu der genialen Umsetzung von „She’s like Thunder“ zurück ins Publikum und genoss den Rest der Show von weiter hinten. Die Reaktionen des mehr als dankbaren Schweizer Publikums hätte man vertonen sollen. So haute das Quintett noch fünf Songs an Zugabe hinaus und entließ ein sichtlich befriedigtes Publikum nach 1 ½ Stunden Spielzeit in die noch junge Nacht. Ich selbst verzog mich jetzt auch gen Backstage, um an den Geburtstagsfeierlichkeiten von PURE Inc.’s Sandro teilzunehmen. Sorry liebe Fans, aber es wurde darüber Stillschweigen vereinbart und somit kann ich euch nur verraten, dass es eine schöne Party mit anschließend wenig Schlaf wurde.

Getreu dem Motto „Musik us da Berga“ ging es eben in die selbigen. Nach einer doch recht kurzen Nacht startete unsere Fahrt zum nächsten Festival am Samstagmittag und führte uns annähernd durch die ganze Schweiz in die Nähe von Chur im Graubündner Land. Nach einem kurzen Hotelbesuch ging es am späten Nachmittag jetzt gen Festival. Diesmal war der Ort des Geschehens an einem Berghang unterhalb eines Steinbruchs gelegen. Das in diesem Jahr zum 12. Mal stattfindende Scharans Open Air  präsentiert hauptsächlich einheimische Bands und lockte am Vorabend mit der einzigen nicht schweizerischen Band JBO als Headliner 1300 Zuschauer auf das Gelände. Gelände und überhaupt. Als wir zu Rap-Klängen in Schweizer Deutsch der Formation PVP/Blaze das Open Air erreichten, staunte ich schon wieder nicht schlecht. Freies Parken, was sonst, Campen sogar auf dem Gelände und das, obwohl es nur knapp die Hälfte des gestrigen Events umfasste. Wie schon am Vortag ging das Einchecken mehr als schnell von Statten - Respekt! Während Äs schniit Ferdussnä, einer der beiden Contestgewinner zum diesjährigen Festival, ihre Rhythmen aus Ska, Funk und Reggae ins Folk beförderten, testeten wir schon mal vorsichtig das zweite einheimische Bier für dieses Wochenende an. Mit der Formation Mash wurde es dann etwas rockpoppiger. Stellt euch mal Bon Jovi mit Schweizer Mundart Texten vor und schon herrscht Stimmung vor der Bühne. Dies bekam ich eigentlich aber auch nur Backstage mit, da wir gerade „unseren“ Caravan beziehen konnten und mit eiskaltem Heinecken versorgt wurden. Jetzt war es aber Zeit für den eigentlichen Headliner des heutigen Abends. PURE Inc. fegten in gewohnter Manie auf die Bühne und ballerten dem doch Anfangs erstaunt wirkenden Publikum ihre Setlist des Vortages um die Ohren. Schnell bildete sich an der Absperrung vor der Bühne wieder ein kleiner Moshpit. Zu „Peace of Mind“ versuchte ein Jugendlicher, der wohl durch die Tageshitze und diverser Stimulanzien angetörnt schien, den Fotograben zu übersteigen, woraufhin er von einem Ordner doch sehr unsanft davon abgehalten wurde. Dieser Vorfall ging nicht ungesehen an Frontröhre Gianni vorüber, worauf dieser von der Bühne herab in den Fotograben stieg, den Ordner beruhigte und sich von dem arg gebeutelten jungen Herrn sein angerauchtes Tütchen geben ließ. Unter großem Jubel konsumierten die Jungs auf der Bühne dann während des Songs das selbige und zeigten so, dass man aus den vergangenen Touren schon einiges in Sachen Konfliktbewältigung hatte mitnehmen können. Kurze Zeit später zu „Genius“ begab sich der mitgereiste weibliche Anhang incl. einiger Freunde auf die Bühne, um dem Geburtstagskind Sandro mit einem Ständchen zu überraschen, was auch vollends gelang. Das Songpaket zündete auch heute und man konnte gut und gerne 5 – 600 Zuschauer vor die Bühne locken. Gegen Ende der Show warf ein Witzbold seinen aufblasbaren Sessel auf die Bühne. Gerade als Sandro sich dazu entschloss darauf Platz zu nehmen, hatte Gianni denselben Gedanken und zog den Sesseln zu sich, wobei für Sandro unter großem Gelächter nur der Platz auf dem Bühnenboden übrig blieb. Dieser störte sich daran aber herzlich wenig und „erkämpfte“ sich kurzerhand seine Sitzgelegenheit zurück. Bedingt durch Dave’s offene Hand vom Vorabend wurde kurzerhand die Setlist zur Zugabe geändert und man spielte das ebenfalls neue Stück „Burst“ anstatt „Skinflint“. Wie schon am Vorabend, konnten PURE Inc. auch heute live wieder überzeugen, den Vorabend aber nicht mehr toppen. Während unserer anschließenden Aftershow- und Geburtstagsparty spielte die Rock-Coverband Radio Kings auf, die mich aber trotz Ex-Members von 10cc, Glen Hughes, Krokus, Hang Loose u. a. nicht unbedingt überzeugen konnte.

Mein Fazit:
Zwei richtig gut gelungene 3-Tages-Festivals!

Die von mir erlebte Festival-Organisation an beiden Tagen war mehr als beispielhaft. Hier mal ein ganz dickes Lob an die jeweiligen Verantwortlichen Cyril und Martin von Fettes Haus (CH)!

Für die im Vergleich zu uns doch landesweit erheblich teureren Preise für Speis und Trank kann man den Veranstaltern keinen Vorwurf machen. In Scharans sollte sich die Küche des Festzeltes aber mal einen Koch aus Zell holen. Da war das Essen um Längen besser. Das Parken und Campen generell frei war, hatte ich ja schon erwähnt. Müllsäcke gab es ebenso wie Gehörschutz an den Kassen gratis. Ebenso erwähnenswert ist, dass das mitbringen von Getränken und Speisen erlaubt war. Wo gibt’s das denn sonst heute noch?
 
Setlists Open Quer Zell:

Adrian Sturzenegger:
Liegt nicht vor

PURE Inc.:
Saviour
Break Free
Peace Of Mind
On The Verge
Genius
T.O.T.
Intro
Rolling Stone
Next To You
Thunder Underground
The Thing You Left On Me
Crawling
Fear My Eyes
Falling Season
Skinflint (nur Zell)
Burst (nur Scharans)
Show Me How To Live
 
DORO:
Burn It Up
I Rule The Ruins
Allways Live To Win
True As Steel
Hellraiser
Für Immer
Let Love Rain On Me
1000 Mal gelebt – Joe Solo
Metal Tango
East Meets West- Drum Solo
She’s Like Thunder
Breaking The Law
Fight
All We Are
Love Me In Black
Hellbound
Burning The Witches
Fall For Me Again
Ich will alles

Flyer © 2005 by: Fettes Haus.CH

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