JUNKHEAD - Frankfurt, Home Of Justin


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Interview vom 21.07.05
Interviewpartner: Justin (voc.)

Homepage:
www.junkhead.net

FFM-Rock:
Hallo Justin. Erst mal vielen Dank für den Brunch.

Justin:
Bitte, bitte. Gern geschehen.

FFM-Rock:
Du bist der Sänger der Band Junkhead. Vielleicht kannst Du mal was zum Bandnamen sagen.

Justin:
Also, der stammt von einer CD. Da muss ich jetzt mal ein bisschen ausholen. Ich habe früher in einem großen Plattenladen in Frankfurt  gearbeitet und habe festgestellt, dass sich wunderbare Bandnamen auf den Rückseiten von Platten befinden, also sprich: den Titeln der Band. So auch geschehen bei uns. Als ich am Platten einräumen war, hatte ich irgendwann die „Alice In Chains“ in der Hand, wo ich glaube, dass es die „Dirt“ war, bin mir aber nicht ganz sicher. Auf der Rückseite stand der Titel „Junkhead“, den ich sehr passend für uns fand, weil wir eine Frankfurter Band sind und es in Frankfurt auch schon einige Drogenopfer zu beklagen gab. So dachte ich mir: das ist ein sehr plakativer Name, denn wir hatten keinen Bock auf irgendwelche „The“-Bands, wie sie heutzutage ja wie Pilze aus dem Boden schießen. Wir wollten einfach ein Schlagwort haben und das war mit „Junkhead“ eigentlich auch ganz gut getroffen. Das drückt jegliche Art von Musik aus, aber schon härtere Musik. Das hat ganz gut zu uns gepasst.

FFM-Rock:
Kannst du vielleicht mal kurz was zur Bandhistorie sagen?

Justin:
Wir haben uns 1994 gegründet, waren zu dritt – der Mark (git.), der Jojo (dr.) und ich (voc.). Der Jojo wurde dann später auch „Slow-Jo“ genannt oder dann ganz später „Love-Jo“ und ist im November letzten Jahres ausgestiegen. Wir haben bis 1997 eigentlich durchweg Musik gemacht, also fast jedes Wochenende irgendwo gespielt, auch mit großen Bands wie Millencollin, Dog Eat Dog, SNFU, Down By Law und ich weiß nicht mit wem noch alles. Wir haben uns bis 1997 eigentlich auch eine ziemlich große Fan-Base erarbeitet, die dann soweit ausgeartet ist, dass wir dann das Frankfurter „Nachtleben“ ausverkauft haben, worüber wir sehr überrascht und auch sehr froh waren. 1997 gab es dann einen Split. Der ging bis 2002. In der Zeit habe ich dann „Stereo Bugs“ gegründet, die anderen haben alle ihre eigenen Projekte gemacht oder teilweise gar keine Musik. 2001 haben wir uns entschlossen, eine Reunion-Show zu spielen. Einfach so aus Spaß. Die haben wir dann im Frankfurter „Cave“ gemacht. Sehr erfolgreich, der Laden war randvoll. Dezember 2001 / Februar 2002 bin ich ein Jahr ins Ausland gegangen, kam 2003 wieder und von da an haben wir eigentlich angefangen, wieder richtig mit „Junkhead“ weiterzumachen. Dann sind wir mit den „Onkelz“ auf Clubtour gefahren, die sehr erfolgreich war und haben dann 2004 zwei Shows in der Frankfurter „Festhalle“ mit ihnen gespielt. Aktuell waren wir jetzt im Juni auch auf dem „Lausitzring“ mit dabei und haben da drei Shows gespielt. Ja, und jetzt sind wir hier und Uwe Lulis (g., Ex Grave Digger, Rebellion) hat uns Ende  2003 angeboten, mit uns eine Platte zu machen und uns einen Deal zu besorgen, was jetzt 2005 dann auch geklappt hat. Jetzt sind wir bei Discomania untergekommen bzw. bei Uwes eigenem Label (Anm. Black Solaris Records).

FFM-Rock:
Thema: Line Up. Wie viele Wechsel gab es bei euch seit der Gründung?

Justin:
Eigentlich nur zwei Wechsel, wenn du es so willst. Unser Bassist hat 1997 aufgehört, weil er dann nach Amerika gegangen ist zum Studieren. Dafür kam dann der Boris von „Requiem“ dazu. Und der Schlagzeuger hat halt gewechselt – letztes Jahr im November. Der Jojo ist gegangen und dafür kam dann der Fifa (ehemals Hassmütz-Schlagzeuger) und wir haben uns auch noch dazu entschlossen, einen zweiten Gitarristen dazu zu holen, weil das ein bisschen mehr Pfund macht und das ist halt der Stefan, auch von Hassmütz. Von daher gab es eigentlich nur zwei Wechsel, wenn du es so willst.

FFM-Rock:
O.K. – und was macht ihr so außerhalb von „Junkhead“?

Justin:
Ja, arbeiten. Da man ja leider noch kein Geld mit der Musik verdient und wir eigentlich mehr ausgeben als wir verdienen, müssen wir dementsprechend viel dafür arbeiten. Wir haben die unterschiedlichsten Berufe. Der Boris z. B. ist Fahrlehrer, der Stefan ist selbständiger Schreiner und Künstler, der Fifa arbeitet in einer Werbeagentur, der Mark ist „Head Of Research“ bei „Stratego“ und ich fahr’ Taxi und bin angehender Tauchlehrer.

FFM-Rock:
Da kommen wir jetzt zu eurer neuen Platte. „Elevenandonesong“ wird am 08. August veröffentlicht. Vielleicht kannst du mal was zur Entstehung und zur Produktion erzählen?

Justin:
Wir hatten eigentlich im Januar 2004 angefangen die Platte aufzunehmen. Das ging bis Mai 2004. Wir hatten 14 Stücke aufgenommen und haben dann versucht, einen Deal zu bekommen, was aber kläglich gescheitert ist. Wir haben so 40-50 Absagen bekommen. Dann war es ja so, dass wir in der „Festhalle“ gespielt haben und da war dann jemand von Discomania da. Die haben festgestellt, dass wir keinen Deal hatten und haben sich gedacht, mit denen müssen wir irgendwas machen. Und dann ist halt unser Schlagzeuger ausgestiegen, so dass wir die ganze Platte neu aufnehmen mussten. Das haben wir dann dieses Jahr im April gemacht und haben alle Stücke noch mal neu aufgenommen und noch ein paar neue dazu geschrieben. Die besten zwölf, unserer Ansicht nach, haben es dann auf die Platte geschafft. Wir hatten dann drei Wochen Zeit, das ganze Album noch mal einzuspielen, was sehr viel Arbeit war und recht viel Zeit in Anspruch genommen hat. Man kann sich vorstellen, wenn man arbeitet und dann noch den ganzen Tag im Studio ist und da wenig Zeit für irgendetwas anderes hat, dass dann auch die Frauen / Freundinnen etwas drunter gelitten haben (lacht). Aber letztendlich ist es ja was geworden und Uwe hat daraufhin ein Label gegründet, weil er gesagt hat: Nur Vertrieb ist halt ein bisschen blöd. Da gehört auch noch ein Label dazu. Er hat dann selbst ein Label gegründet und bei ihm sind wir jetzt quasi unter Vertrag und probieren jetzt, die Platte in die Charts zu bringen (lacht).

FFM-Rock:
Kommen wir jetzt mal auf die Platte selbst zu sprechen. Ihr habt ja ziemlich viele verschiedene Musikstile einfließen lassen. Was hat sich denn seit eurer Gründung an eurem Stil geändert, hat sich überhaupt etwas geändert und was ist so dein persönlicher Favorit?

Justin:
Es hat sich eigentlich nicht wirklich viel geändert seit der Gründung. Wir haben schon früher bunt gemischt, weil wir sehr auf Punk und Hardcore stehen und das eigentlich auch machen wollten, denn eigentlich kam das Ganze aus der Skater-Ecke. Ich bin früher sehr viel Skateboard gefahren, der alte Schlagzeuger ist sehr viel Skateboard gefahren und der Stefan, unser Gitarrist, fährt immer noch Skateboard. Wir haben immer probiert, Musik zum Skaten zu machen, dass man, wenn man Skateboard fährt, die Musik hört und sich dabei gut fühlt. Hardcore und Punk war halt gerade Anfang der 90er ein sehr probates Mittel dafür. So haben wir das halt auch gehandhabt, dass wir immer gemischt haben zwischen Hardcore und Punk. Mittlerweile sind wir, glaube ich, einfach ein bisschen reifer und erwachsener geworden, was die Musik, die Texte, auch was das Songwriting generell und das Arrangement betrifft. Das ist jetzt, meiner Ansicht nach, eine logische Fortsetzung dessen, was wir Anfang der 90er angefangen haben.

Einen persönlichen Favoriten habe ich eigentlich nicht. Es gibt Phasen, da stehe ich dann mehr so auf diese schnellen melodischen Sachen und dann gibt es aber auch wieder Phasen, in denen ich wütender bin und es dann auch etwas härter ausfällt. Von daher habe ich da jetzt keinen wirklichen Favoriten. Natürlich habe ich auf der Platte Favoriten, das ist ganz klar. Das sind meistens die neuen Stücke, das sind immer die besten. Das ist in jeder Band so, dass gerade die neuen Sachen die beliebtesten sind und man die alten nicht mehr hören kann, weil man sie ja schon so und so viele Jahre spielt. So geschehen bei „Cause I Love You“, „Jewels“, das sind ja alles Stücke von 1994/95, die wir jetzt noch einmal neu aufgenommen haben, aber die eigentlich keiner von uns mehr wirklich hören kann, aber die wir trotzdem gerne noch spielen, weil wir sehen, wie die Fans drauf reagieren. Das ist natürlich geil, wenn sie mitsingen und tanzen und sich freuen.

FFM-Rock:
So, dann Thema Songwriting. Bei vielen Bands ist es ja so, dass das Songwriting klar abgegrenzt ist, auch bei den großen Acts. Wie läuft das bei euch? Machst nur du das? Oder macht ihr das zusammen?

Justin:
Es kommt darauf an. Ich habe manchmal lichte Momente in meinem Leben, wo ich dann mit der akustischen Gitarre hier sitze und Songs komplett fertig schreibe, damit in den Proberaum komme und dann auch den Song schon im Kopf habe, wie er zu klingen hat, jedem sage, wie ich mir das vorstelle, was er da zu spielen hat, wobei natürlich jeder seinen eigenen Stil noch mit einfließen lässt. Größtenteils schreiben wir das schon zusammen. Da wird gejammt und dann kommt irgendeine Idee und auf der Idee wird dann aufgebaut. Manchmal passiert es halt, dass einer mit einem kompletten Song ankommt. Auf der Platte sind jetzt zwei Lieder von mir, die ich hier zu Hause geschrieben habe, das „We let you burn“ und „Hands we need“. Das passiert mir leider nicht zu oft, dass ich solche lichten Momente habe, aber ab und zu halt schon. Größtenteils schreiben wir schon zusammen.

FFM-Rock:
Die Thematik in den Songs, wo nehmt ihr die her? Ist das Alltägliches oder ...?

Justin:
Da ich ca. 90 % der Texte beisteuere, sind das schon sehr viel persönliche Dinge, um die es da geht. Um Liebe, Freundschaften, Dinge, die mich stören an Menschen oder die ich gut finde an Menschen. Manchmal ist es auch so, dass ich mich dann durch die Texte selbst wieder aufbaue, durch gewisse Dinge, die ich dann schreibe. Wenn mir irgendwas extrem Beschissenes widerfahren ist, probiere ich das halt zu schreiben und in Musik umzuwandeln, um mich damit selbst aufzubauen, so geschehen bei „Dignity“ zum Beispiel oder bei „Gonna Get You“. Das sind zwei sehr persönliche Stücke.

FFM-Rock:
Jetzt kommt eure neue Platte raus. Was ist dann so für die Zukunft geplant? Eventuell eine DVD? Das ist jetzt so der neue Hype, dass irgendwie ständig DVDs rausgebracht werden.

Justin:
Ja, klar. DVD ist natürlich lustig, weil der visuelle Kontakt mit der Band natürlich immer noch ein bisschen interessanter ist, als nur die reine Musik. Wenn man zu Hause auf der Couch sitzt und sich irgendwelche Homevideos plus Live-Material oder so anschaut, ist es immer ganz interessant auch für den jeweiligen Zuhörer zu sehen: Wie sind die Jungs privat? Was machen die? Ich finde eine DVD ist immer klasse. Wir haben auch so was in der Hinterhand. Wir haben noch ein bisschen Live-Material und Sachen, die wir im letzten Jahr gefilmt haben. Da sind ein paar ganz witzige Sachen dabei. Es gibt ja auch einen Video-Clip von uns, von der Clubtour mit den „Onkelz“. Das ist ein Song „Art Of Distance“ und darunter ist es halt zusammengeschnitten und das kann man auch bei uns auf der Seite bestellen. Klar, eine DVD wollen wir machen. Irgendwann. Wir wollen erst mal sehen, wie sich die Platte verkauft, ob daran überhaupt Interesse besteht. Ansonsten: Spielen, spielen, spielen! Neue Songs schreiben für die neue Platte, die nächstes Jahr rauskommen soll. Das läuft jetzt halt alles parallel und es ist jetzt viel zu tun. Wahrscheinlich noch ein paar Interviews geben (lacht).

FFM-Rock:
Ihr seid eine richtige Frankfurter Underground-Band. Ihr habt aber schon Shows mit „Dog Eat Dog“, „Millencollin“ gespielt und auch mit den „Onkelz“, was jetzt wahrscheinlich so das Größte war. Tour 2004 – kannst du da vielleicht mal ein bisschen was Näheres drüber erzählen. Als kleine Band aus Frankfurt in der großen „Festhalle“ ...

Justin:
Also „Festhalle“, da ist mir natürlich erst mal ein Ei aus der Hose gefallen, als ich da auf der Bühne stand. Das ist klar. Die meisten Bands träumen davon, irgendwann mal in der „Batschkapp“ zu spielen und denken gar nicht an die „Festhalle“. Klar „Batschkapp“ ist cool, „Batschkapp“ ist das Ding, wo man seine ganzen Helden immer sieht. In der „Festhalle“ sind natürlich immer so die „Überbands“, wo du selbst vor der Bühne bei ausverkaufter „Festhalle“ stehst. Das eine oder andere Mal standen mir da die Haare zu Berge, wenn du da auf der Bühne stehst. Das ist schon imposant und gigantisch. Das war natürlich für uns das absolute Highlight bis jetzt in unserer Karriere. Ich weiß auch nicht, ob das irgendwie zu toppen ist. Aber immerhin durften wir zwei Tage hintereinander da spielen und das Ding war beide Male ausverkauft. Und auch die Reaktionen der Fans waren unbeschreiblich. Wir hätten nie damit gerechnet, dass wir da so gut ankommen und dass das so gut läuft. Man hat ja gehört: Die „Wonderfuls“ sind da immer mit Feuerzeugen und Geldstücken und Bechern beschmissen worden. Die haben in Stuttgart, glaube ich, 180,00 € nur mit Becherpfand gemacht, oder so. Da war uns schon ein bisschen mulmig. Aber wir hatten halt gedacht: Na ja, O.K., die Clubtour lief gut und dann sind vielleicht ein paar Leute von der Clubtour da und dann wird der eine oder andere vielleicht schon noch klatschen und nicht vielleicht unbedingt die Würstchen und Becher auf die Bühne werfen. Was dann da passiert ist, war natürlich unbeschreiblich.

FFM-Rock:
Das ist ja, wie du schon gesagt hat, nicht so alltäglich, vielleicht mal so einen Ausschnitt aus dem Touralltag mitzukriegen. Damals stand ja schon im Raum, dass die „Onkelz“ sich trennen. Wie hast du das so empfunden – stimmungsmäßig?

Justin:
Ich muss erst mal dazu sagen, dass ich kein „Onkelz“-Fan bin, sondern eher, dass wir mit denen befreundet sind und von daher waren wir mächtig stolz auf die Jungs für ihr Lebenswerk, was sie da geleistet haben. Dass da vier Frankfurter Jungs so was auf die Beine gestellt haben, unter dem ganzen Druck, unter dem sie standen und dem ganzen Widerstand, der ihnen entgegengekommen ist, trotzdem nicht aufgegeben, weitergemacht und so was erreicht haben, das ist einmalig und das bleibt einmalig. Von daher war es natürlich für uns eine riesen Ehre, als sie uns gefragt haben, ob wir mit auf Tour wollen, ob wir mit in der „Festhalle“ spielen wollen, ob wir mit auf dem „Lausitzring“ spielen wollen. Das war für uns natürlich immer eine riesen Ehre gewesen. Natürlich sind wir jetzt traurig, denn alle zwei Jahre waren die „Onkelz“ immer auf Tour. Sie haben immer abgewechselt: Ein Jahr Tour, ein Jahr Festivals, alle zwei Jahre „Festhalle“. Das war halt immer so ein Treffen von allen möglichen Leuten mit Trinken, Spaß haben und Konzert. Das ist jetzt halt vorbei. Ich finde es persönlich sehr schade, aber klar: Lieber auf dem Höhepunkt aufhören als wenn’s zu spät ist.

FFM-Rock:
Ja, dann wart ihr ja vor vier Wochen auf dem „Lausitzring“. Das Abschiedsfest von den „Onkelz“ mit super riesigem Aufgebot von Bands, die irgendwann mal irgendwie mit ihnen gespielt haben. Es waren ja weit über 100.000 Leute…

Justin:
Ja, es waren 120.000 Menschen. Das war schon gigantisch. Wir haben leider nicht auf der Hauptbühne gespielt. Das hätte wahrscheinlich die „Festhalle“ noch getoppt. Wir haben in diesen Festzelten gespielt und da lief es dann alles ein bisschen chaotischer ab, weil am zweiten Tag ein Zelt zusammengebrochen ist und das dann geschlossen wurde, so dass dann keiner mehr wusste, wer wann wo spielt und wir dann am dritten Tag nur noch 30 oder 50 Leute vor der Bühne hatten. Ich weiß nicht mehr, wie viele es waren. Am vierten Tag konnte ich dann leider gar nicht mehr spielen, weil meine Stimme dann weg war, aber die anderen beiden Tage waren schon sehr gut. Am ersten Tag waren es irgendwie knapp 3.000 und am zweiten Tag knapp 2.000 Leute, die vor der Bühne standen und das hat schon Spaß gemacht und war lustig. Ich meine, das Erlebnis generell. Da gab es ja diese V.I.P.-Lounge und da konnte man von oben auf die Fans runtergucken. Da war rechts die Bühne und links hast du kein Ende mehr von Menschen gesehen und das war halt unfassbar. Da lief mir echt das eine ums andere Mal eine Gänsehaut über den Körper. So was habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Ich glaube auch nicht, dass es so was noch mal geben wird, dass wegen einer Band so viele Menschen kommen.

FFM-Rock:
Ich habe euch ja selber letztes Jahr auf der „Onkelz“-Tour zweimal sehen dürfen. Ihr präsentiert euch ja sehr stark über euer Stageacting. Vielleicht kannst du mal dazu etwas sagen?

Justin:
Ich sehe Musik als Unterhaltung und ich denke mir: Die Leute, die im Publikum stehen, wollen unterhalten werden und dann ist es mein Job, die Leute zu unterhalten. Oder unser Job. Ein Sänger ist eigentlich auch dafür da, Frontmann zu sein und das Ruder dann live in die Hand zu nehmen und dann die Leute zu unterhalten. Den Job probiere ich halt zu erledigen. Das macht mir natürlich auch Spaß, sonst würde ich es nicht machen. Ich selber bin kein begnadeter Sänger, aber mir wird oft gesagt: dafür ein umso besserer Frontmann. Deswegen sind wir eigentlich eher eine Live-Band als eine Platten-Band oder eine Studio-Band. Aber wir haben trotzdem probiert, auf der Platte unser Bestes zu geben und das irgendwie ein bisschen an das Live-Gefühl heranzubringen, was natürlich nicht ganz geklappt hat. Aber wir haben ja noch ein paar Platten, wo wir das noch ein bisschen besser üben können. Ja, Stageacting ist natürlich wichtig! Keiner will eine Band sehen, die wir angewurzelt an den Mikrophonen steht und total schüchtern daher kommt. Du musst schon Selbstbewusstsein zeigen, wenn du da spielst. Egal, ob das 5 Leute sind oder 5.000 oder 50.000. Das ist vollkommen Wurst.

FFM-Rock:
Zum Abschluss kannst du vielleicht noch eine lustige Anekdote von euch erzählen?

Justin:
Ich kann einige lustige Anekdoten erzählen. Nur ich weiß nicht, ob ich’s darf. (Allgemeines lautes Gelächter)
Natürlich auf Tour passieren halt immer super lustige Sachen. Da gab es zum Beispiel eine, na ja, das ist halt oft auch Situationskomik. Also, da haben wir in Osnabrück mit den „Onkelz“ auf der Clubtour gespielt und da ist der „Hyde Park“. Das ist so ein Zelt auf einem riesen Platz, sieht aus wie ein Zirkuszelt. Darin war die Bühne und wir haben da gespielt, es war alles wunderbar und dann war das Konzert zu Ende und wir mussten dann zurück zur Jugendherberge. Wir hatten ja auch einen Jugendherbergs-Ausweis. Da stand drauf: „Musikkappelle Junkhead“. Wir dachten halt: Wir nehmen eine Jugendherberge. Das ist günstiger, was natürlich ein riesen Fehler war, denn danach haben wir doch Etap-Hotels genommen. Da war alles von der Polizei abgesperrt, weil dort ein paar Autonome saßen und Angst hatten, von den bösen, „Boehse Onkelz“-Fans überfallen und verprügelt zu werden. Die hatten so eine Wagenburg und so richtig Schiss. Alles mit Polizei abgestellt. Unser Fahrer hatte etwas viel „Sportzigaretten“ geraucht an dem Abend und sind dann mit dem Bus von der Polizei angehalten worden. Wir hatten einen silbernen Koffer dabei. Das war halt unser „Medizin-Koffer“, sagen wir mal so. Da waren aber auch die Aufkleber drin. Die haben so reingeleuchtet und haben ihn dann mit den roten Augen gesehen. Da haben sie ihn gefragt, ob er was getrunken hätte. Da meinte er: „Nee, nee. Haben Sie mal einen ganzen Abend in einem Zelt gestanden, voller Rauch? Wir haben gespielt. Wir sind die Vorband und ich bin allergisch gegen Rauch. Da wurde so viel geraucht und deswegen habe ich jetzt rote Augen. Aber wir können Ihnen Aufkleber geben.“ Meinte er: „Ah ja, einen Aufkleber hätte ich gerne!“ Und dann greift einer hinten an den Koffer und meinte: „Oh, nee, die Aufkleber sind alle alle!“, weil er dann gemerkt hat, dass da auch unser „Medizinköfferchen“ drin ist. Wenn wir das hervorgeholt hätten, hätte die Polizei wahrscheinlich nicht gesagt: „Fahren Sie weiter!“ Auf Tour sind einige lustige Sachen passiert. Das sind halt alles so Situationskomiken, die man vielleicht auf Film gebannt viel besser rüberbringen kann, als sie jetzt zu erzählen. Es sind schon viele lustige Dinge passiert. Der Mark fällt regelmäßig irgendwie von der Bühne beim Spielen. Der springt rum und ist so ein kleiner „Bewegungslegastheniker“ und dann tritt er manchmal irgendwo daneben und fällt dann einfach mit samt der Gitarre von der Bühne runter, was auch immer ein sehr lustiges Bild gibt. Es ist auch auf unserer DVD dokumentiert, wie er einmal richtig auf die Fresse fällt mit der Gitarre und dabei weiterspielt. Das ist noch das Allerbeste. Bei uns passieren schon viele lustige Sachen. Wir sind schon eine Chaos-Truppe. Gut organisiert wäre anders.

FFM-Rock:
Rock’n’Roll.
So zum Abschluss hast du noch ein paar Worte ...

Justin:
Ja, ich hoffe, dass das jetzt auch ein paar Leute lesen werden. Ich kann jetzt nur sagen, dass ich mich an dieser Stelle mal bei all den Leuten, die uns die ganze Zeit so tatkräftig unterstützen, sehr sehr herzlich bedanken möchte. Es bedeutet uns sehr viel und wir sind auch sehr glücklich darüber. Auch, was bei uns im Gästebuch abgeht. Allen Fans, die wir haben – ich finde das Wort „Fans“ immer so ein bisschen blöd! – sagen wir: allen Leuten, die uns auf unseren Konzerten besuchen und die Spaß mit uns haben und uns so tatkräftig unterstützen, denen möchte ich eigentlich ganz, ganz herzlich danken!!! Im Namen der Band!

FFM-Rock:
Ja, da möchten wir dir auch danken und wünschen euch weiterhin viel Erfolg.

Justin:
Danke, ich euch auch!

Denise Lichterfeld von FFM-Rock

© Foto 2005 Mike Langer

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