AT VANCE - Langen, Stadthalle


Image

Interview vom 06.05.05
Interviewpartner: Olaf Lenk (g.)

Homepage:
www.at-vance.com

F-R:
Hi Olaf. Diese erste Frage hast du jetzt wahrscheinlich schon 1000 Mal gestellt bekommen, aber ich möchte sie dennoch persönlich von dir erfahren. Du hast bis auf Mats Leven das neue Album "Chained" mit neuen Musikern eingespielt. Wie kam es dazu, dass du dich von deinen langjährigen Wegbegleitern getrennt hast?

Olaf:
Beim Bassisten (Sascha Feldmann) waren es Altersprobleme, er ist einfach eine andere Generation und hat eine andere Einstellung zu der Sache. Ich sag mal zu locker, es hat einfach nicht so richtig gepasst. Mit Reinald (König, g.) war es so, dass der Probenaufwand einfach zu lang war, das hat sich so ergeben - braucht man nicht, war aber O.K.

F-R:
Wie kam es dann zur Verpflichtung der neuen Besetzung?

Olaf:
Den Dario (John Smith, b.) hatte ich schon lange vorher angerufen, eigentlich schon vor dem Sascha (Feldmann, b.). Damals war er noch bei Scanner und Gallows Pole und da hatte er einfach keine Zeit gehabt. Dann kam das eigentlich ganz glücklich. Ich habe ihn gerade angerufen und gesagt: Hier - der Job ist frei. Hast du Bock? Er ist runtergekommen und es war das kein Problem. Mit dem Trommler hatten wir am Anfang ein bisschen Schwierigkeiten, da der Franco, der die letzte Tour gespielt hat, nicht konnte. Er hat einen Job in England und der andere, der zwischenzeitlich dabei war, der frühere Trommler von Sheela, der hat's nicht so hingekriegt. Dann haben wir eine Audition über's Internet gemacht und dann kam halt der Marc (Cross, u. a. Ex-Metalium, Ex-Helloween). Er hat sein Tape geschickt, hat mir das zugemailt, was kein Problem war und dann war das O.K.

F-R:
Siehst du das neue Line Up jetzt als eine Art „Neuanfang“ von At Vance an oder kam die Neubesetzung nur für das aktuelle Album und die Tour jetzt zustande?

Olaf:
Also ich denke, dass der Job Drummer mäßig für den Marc jetzt nur für die Tour ist. Da müssen wir erst mal weitersehen, was nach der Tour ist. Mit dem Dario ist es relativ fest eigentlich, aber beim Dummer müssen wir noch mal gucken. Obwohl, wir kommen echt gut klar, Marc ist ein super Typ, aber da müssen wir einfach noch mal überlegen.

F-R:
Kommen wir mal zum aktuellen Album „Chained“. Es schlägt wie sein Vorgänger „The Evil In You“ eigentlich in die gleiche Kerbe, was für mich eine deutlich härtere Ausrichtung im Vergleich zu euren Anfangstagen darstellt. Hat das auch was mit dem Sängerwechsel Mats Leven gegen Oliver Hartmann zu tun?

Olaf:
Ja, Mats hat einfach eine etwas rauere Stimme. Was ich ganz witzig finde ist, dass seine Stimme so ein bisschen den Cheese aus den Songs nimmt. Das finde ich ganz gut. Obwohl ich Oliver’s Stimme an sich gut finde. Aber dadurch, dass die Melodien eigentlich immer recht schön sind, ist es eine ganz witzige Mischung. Es ist natürlich auch toll, bei ihm ist die Live-Power jeden Abend kein Problem. Für andere Sänger ist das dann auch schon nach einer Tour oder nach zwei Wochen hart. Für Mats ist das kein Stress.

F-R:
Du zeichnest beim aktuellen Album, wie auch bei den fünf Vorgängeralben, auch wieder weitestgehend für das Songwriting und die Produktion verantwortlich. Gibt es dafür einen speziellen Grund?

Olaf:
Es ist so: Mats und ich haben ein bisschen an den Texten herumgearbeitet. Er hat viel Input gegeben. Das macht er auch wirklich echt gut. Bei den Songs ist es so, ich bereite sie vor, maile sie ihm zu, wir tauschen Ideen aus. Beides liegt dann meistens auf meiner Seite. Er hat so viele andere Sachen u. a. auch mit Krux. Deswegen ist es auch in Ordnung. Die anderen Musiker kommen dann dazu, wenn die Songs fertig sind. Dario macht auch noch eine eigene Sache nebenher. Ich denke, da bleibt die Linie irgendwo erhalten.

F-R:
Du hast auch wieder bei und mit Achim Köhler das neue Album produziert. Hast du zu ihm diesbezüglich eine besondere Beziehung?

Olaf:
Achim ist ein super Typ. Du kannst ihm was geben, er weiß, was er macht. Dann habe ich den Kopf frei für andere Sachen. Wir sagen: du guckst nach den Drums, ich guck dann da beim Mix. Das ist super stressfrei. Ganz relaxter Typ, weiß genau, was er macht. Es ist schwierig Leute zu finden, die technisch planen und die musikalisch auch dann dasselbe wollen. Beim Achim kann ich mich echt entspannen beim Arbeiten.

F-R:
Auf all deinen Alben nimmst du dich mindestens bei einem Song der Klassik an. Hast du zur Klassik einen besonderen Bezug oder ist es nur der Reiz an der Umsetzung zum Rock bzw. Metal?

Olaf:
Nee, ganz witzig. Meine Mutter hört fast nur Klassik. Deswegen ist das für mich eigentlich ganz normal. Ich höre auch eigentlich immer noch viel Klassik. Mein Vater war mehr für die Rock / Pop / Blues – Sachen zuständig. Es war eine witzige Mischung. Für mich ist das eine ganz normale Sache. Klassische Musik ist irre, auch unwahrscheinlich powervoll. Ich habe mir nun schon überlegt, für das nächste Album von Mussorgsky den „Knoten“ zu machen. Kennst du das? „Bilder einer Ausstellung“? Das ist ultraheavy. Das ist jetzt nicht so leicht eingängig wie Vivaldi, aber es ist echt tolle Musik. Und wenn man bedenkt – für die Zeit. Ich möchte nicht wissen, wie die Leute damals geguckt haben, wenn die so ein Ding aufgeführt haben. Das war bestimmt Teufelsmusik. Auch den Mut zu haben, so was öffentlich vorzutragen. Wenn man den ganzen Kram nimmt, der damals so war,  Renaissance und all solche Sachen. Das war alles so nett.

F-R:
Unter Oliver Hartmann gab es auf einigen Alben eine ABBA-Cover-Version. Seit Mats dabei ist nicht mehr. Ist das u. a. auch der Grund?

Olaf:
(lächelt) Mats würde das mit den ABBA-Cover nicht machen. Obwohl er Schwede ist.

F-R:
Von wem kam die Idee?

Olaf:
Das war meine Idee. Ich kam an mit diesem „Money Money“ und da haben sie alle erst mal gelacht. Die Plattenfirma, Olli und ich so: Doch, das machen wir. Voll originell. Ich finde die Songs echt toll. Dieses „Money Money“ ist schon fast so ein DOKKEN-Lied (stimmt das Lied an), könnte fast schon wie „Unchain The Night“ von DOKKEN sein.

F-R:
Du spielst einige Instrumente und führst nach meinen Informationen auch eine Musikschule. Erzähle doch bitte mal etwas darüber.

Olaf:
Ich habe wirklich Leute jeden Alters, jeden Spielniveaus. Ich suche das eigentlich eher nach persönlichem Empfinden aus. Man setzt sich zusammen. Mit Kindern ist an sich gut zu arbeiten, weil die so ehrlich sind. Da gibt’s auch Kinder, die sagen, wenn sie At Vance hören: „Was ist denn das für’n Scheiß?“, weil sie was ganz anderes hören. Die sind einfach ehrlich und dann muss man als Lehrer versuchen, darauf einzugehen, was die mögen, was die lieben – genau wie wir früher. Ich meine: Ich wäre früher auch froh gewesen, wenn ich jemanden gehabt hätte, wo ich hätte hingehen können. „Das sind meine Helden“. Zeig mir das.“ ... ohne die Bewertung zu haben: „Der kann aber das nicht spielen oder das nicht“, sondern wirklich so: „Kannst du mir das zeigen?“ Und ob mir das jetzt nicht so gut gefällt, wie jetzt demjenigen, darum geht’s gar nicht ... Aber wenn ich dann sehe wie die Leute die Liebe zu dieser Musik entdecken, dann bleiben die auch dabei und das ist schön auch gerade bei meinem ältesten Schüler. Der ist 60 und hat früher nur so rumgeklimpert. Seit er bei mir ist und so, hat er dann auch wieder den Glauben bekommen, dass er wirklich ganz gut Gitarre spielen kann. Der übt richtig, hat einen Heidenspaß dabei, spielt daheim. Auch für die Enkel spielt er jetzt mittlerweile. Das ist schön, finde ich. Das ist halt leider oft ein bisschen verloren gegangen, dass man sich hinsetzt, ein bisschen rumklimpert und Spaß hat, schon gut spielt, aber das nicht alles so bewusst ist.

F-R:
Wie und wo findet man deine Musikschule?

Olaf:
Am besten ist es, über meine Homepage den Kontakt herzustellen unter www.olaflenk.com oder über die At Vance – Homepage. Einfach, dass mich jemand anmailt und wenn er Interesse hat. Wenn das im näheren Umfeld liegt, einfach anrufen oder anmailen und dann einfach weitersehen. Ich unterrichte Schlagzeug, Bass und Gitarre.

F-R:
Kommen wir jetzt mal zur aktuellen Tour mit Brainstorm und Mercenary. Heute ist euer letzter Tourtag. Wie lief es bisher für dich persönlich?

Olaf:
Ich muss sagen, für mich persönlich nicht so toll. Wie soll ich’s sagen? Ich stehe um acht Uhr im Tourbus auf und gehe meistens in die Stadt, gehe joggen oder gehe mit Inlinern los. Ich bin nicht der Typ, der dann bis 12.00 oder 13.00 Uhr im Tourbus rumhängt. Das heißt nicht, dass man nicht feiern kann. Um Gottes Willen, aber wenn man in den Städten ist, sollte man schon versuchen, Land und Leute kennen zu lernen und dann ist man schon, wie soll ich das sagen, für manche Leute ein bisschen komisch. Jeder kann ja so leben wie er möchte. Aber ich finde es falsch, das so zu bewerten, wenn man sich über bestimmte Sachen Gedanken macht und das kritisch sieht und mal hinterfragt. Das ist mir dann aber so entgegengeschlagen als negativ. Ich bin dann auch keiner, der dann sagt: So, das sollen die Leute selbst entscheiden. Ich denke mal, die Leute, die mich kennen, mögen mich. Das ist mit jedem so. Aber es ist für mich schon nicht so leicht gewesen.

F-R:
Also gab es Reibereien?

Olaf:
Ja. Obwohl, Brainstorm sind wirklich nett, mit denen kommen wir auch super klar. Ein nettes, professionelles sachliches Verhältnis. Aber da gab es teilweise auch schon andere Dinge, das wird jetzt auch hier nicht hergehören. Die fand ich nicht so schön.

F-R:
Wie war’s bei den Shows?

Olaf:
Die Shows waren O.K. Es war jetzt vielleicht nicht so gut besucht. Ich hätte mir auch mehr erwartet, aber die Clubs warn auch relativ klein. Aber es hätten schon ein paar mehr Leute sein können, würde ich sagen.

F-R:
Was hattet ihr so im Schnitt an Zuschauern gehabt?

Olaf:
Na ja, so 200 bis 250. In Pratteln, schätze ich mal, waren es 300. Ich kenn’s ja von Kamelot, da war die Halle halb voll, bei Rhapsody war’s voll bis hinten hin. Ich bin mal gespannt, wie’s heute Abend wird. Ein paar Leute werden schon wegen At Vance kommen, denke ich mal, aber man muss mal sehen ...

F-R:
Jetzt kommt eine Frage, auf die einige immer schon warten bei unseren Interviews. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde? Du darfst auch gerne die aktuelle Tour mit einbeziehen.

Olaf:
Also, was nicht peinlich, aber was eigentlich hammerhart war, deshalb stehe ich am liebsten immer links vom Sänger. Jetzt auf der Tour stehe ich wieder rechts vom Sänger, aber ich passe immer auf. Ich habe früher eigentlich sehr gern rechts gestanden und hatte dann meine Gitarrenseiten, die ich immer so 5-10 cm abstehen. Dann ist einmal der Sänger zu mir gekommen und ich habe gerade die Gitarre nach oben gezogen und haue ihm die G-Seite ungelogen durch die Backe ... durch die Backe – und dann kam nur „Fuck man that hurts“ Es hat auch gar nicht richtig geblutet, aber das war richtig durch. Das ist ewig lange her. Da gab’s noch keine Piercings, d. h. wir sind wahrscheinlich die Vorreiter des Piercing.

F-R:
Piercing auf At Vance…

Olaf:
(Gelächter) Die G-Seite durch die Backe ist schon ein Knaller. Deswegen stehe ich eigentlich ganz gern links vom Sänger. Da ist der Hals nämlich in die andere Richtung. Ich passe immer ganz doll auf und bis jetzt ist nichts passiert. Ich habe die jetzt immer rumgerollt, habe den Knopf oben dran. Das passiert mir nie mehr wieder.

F-R:
So, kommen wir zum Schluss. Deine Worte an eure Fangemeinde sind jetzt gefragt.

Olaf:
Tja, ich hoffe, dass alle das Album kaufen, dass sie es gut finden. Dass möglichst wenige das Album nur runterladen, sondern wirklich kaufen, weil ohne das können wir nicht überleben. Man merkt das wirklich an den Zahlen. Nicht, dass die Musik weniger ankommt. Klar, die Leute haben weniger Geld, weiß ich, aber das Runterladen killt gerade echt die kleinen Bands.

F-R:
Auch das Cover alleine lohnt sich schon. Das kann man sich wahrscheinlich in der Form nicht runterladen. Das sollte auch schon ein Anreiz sein.

Olaf:
Das Cover ist chic. Finde ich auch. Das Runterladen geht auch schon ... leider ...

F-R:
Olaf, ich danke dir für das Interview, alles Gute für die Zukunft und viel Spaß heute Abend beim letzten Tourtag.
Mike von FFM-Rock

© Foto 2005 by Dirk Menzel

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.