EDGUY - Langen, Stadthalle


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Interview vom 30.04.04
Interviewpartner: Tobias "Eggi" Exxel (b.)

Homepage:
www.edguy.nu

F-R:
Mit eurem neuen Album „Hellfire Club“ und der EP „King of fools“ seit ihr in die europäischen und deutschen Charts eingestiegen. Wie fühlt man sich, wenn man neben den ganzen Superstar-Fuzzis im Regal steht?

E.:
(lacht erstmal) Die Tatsache, dass wir jetzt in die Charts eingestiegen sind heißt ja noch nicht zwangsläufig, dass wir neben den ganzen Fuzzis stehen müssen. Also Daniel Kübelkotz und Kollegen. Klar, ist ein schönes Gefühl, dass wir in die Charts rein gekommen sind. Wir haben das ansatzweise ja schon mit „Mandrake“ (Vorgängeralbum) geschafft. Es ist eben ein schönes Feedback einfach zu sehen, wenn wir uns kräftig anstrengen und die Sache immer weiter treiben, dass auch immer mehr Fans da sind, die sich für handgemachte Musik interessieren. Gerade in Zeiten, wo der ganze Superstar-Scheißdreck im Fernseher läuft. Genau diesen Trotteln ist auch der Song „King of Fools“ (Name der aktuellen EP und Song auf dem aktuellen Album Hellfire Club - CD Reviews bei uns nachzulesen) gewidmet gewesen. Ja, es ist einfach ein schönes Gefühl.

F-R:
Als ihr noch relativ unbekannt ward, sah man euch des Öfteren hier in der Gegend (u. a. OF-Hafenbahn) live spielen. Warum kann man euch jetzt nur noch auf großen Touren erleben?

E.:
Also, da muss ich ehrlich sagen finde ich die Fragestellung etwas falsch. Die Hafenbahn ist ja so klein nicht gewesen und wir haben sie auch mehrfach ausverkauft. Zum anderen haben wir zu jeder neuen Platte unsere Tour gespielt, so jetzt im Durchschnitt alle 2 Jahre. Jetzt die aktuelle Tour, die Mandrake-Tour, die Support-Tour mit Gammaray und davor die Support-Tour mit  Hammerfall. Das waren an sich schon ganz große Venus. Ich meine damit das steigende Interesse, d. h. je mehr Platten du halt verkaufst, desto größere Hallen spielst du natürlich auch. Je größer du bist, desto mehr Interviews machst du, desto mehr bist du eingespannt in Presse u.s.w. Wobei es einem manchmal natürlich auch schwer fällt, sich um „kleinere Sachen“ zu kümmern. Vielmehr will ich sagen, wir kümmern uns auch schon um viele kleinere Sachen, aber du kannst dich nicht mehr um alles kümmern. Ich hoffe natürlich nicht, dass bei manchen der Eindruck entsteht, dass wir jetzt nur noch die großen Sachen machen wollen. Am Ende wäre es schlimm für uns, wenn Leute noch sagen würden, wir wären jetzt abgehoben und würden uns gar nicht mehr um die Fans kümmern oder so was in der Art. Ich sehe da im Moment eigentlich nichts Negatives. Ich hoffe, dass da nichts an mir vorüber gegangen ist. Ich meine, wir spielen jetzt in Hallen bis zu 2000 Leuten, um den Dreh. Da kann man jetzt lange rumdiskutieren, ob das jetzt riesig groß oder immer noch klein ist. Wir wollen so viel wie möglich spielen und wir spielen uns auf der Tour ja auch den Arsch ab. Wir haben jetzt 10 Konzerte in Deutschland. Ich glaube mit Gammaray oder Hammerfall waren es nicht so viele in Deutschland. Ich denke daher, dass wir uns kein Stück weniger um die Leute kümmern, sondern versuchen flächendeckend aufzutreten. Wir haben auch 5 oder 6 Autogrammsession-Touren in verschiedenen Media-Märkten gemacht. Das hatte auch eine geile Resonanz. Ich habe mit vielen Leuten persönlich abends noch gesprochen und habe einzelne Meinungen aufgenommen und kommentiert.

(Anm. von mir: Eggi, die Frage sollte keine Kritik im Allgemeinen darstellen, sondern vielmehr als verstecktes Anschubsen für einen außerplanmäßigen Gig in der „alten Heimat“ sein)

F-R:
Kannst du anderen jungen Bands einen Tipp geben, wie sie einen ähnlichen Weg einschlagen könnten, wie ihr?

E.:
Es ist generell schwer einem da einen Tipp zu geben. Ich denke, das Wichtigste ist einfach, man muss in relativ jungem Alter einfach schon rechtzeitig wissen, was man will. Vor allem, was man bereit ist dafür zu tun. Auch wenn wir gerne mal einen trinken, aber ich kenne das von anderen befreundeten Bands. Für die war bei der Probe immer wichtig 2 Kisten Bier im Proberaum zu haben und die auch möglichst zu leeren. Das war auch wichtiger als die eigentliche Musik. Bei uns war das genau umgekehrt. Das war eine ganz wichtige Sache - und natürlich die andere, dass man auch immer die Augen offen hält, viel mit anderen Leuten spricht, viel Erfahrung sammelt, das wirklich aufsaugt und dann Spaß dabei hat. Ansonsten kann man die Karriere eigentlich ganz schlecht planen. Das aller wichtigste ist einfach mit Ehrgeiz daran arbeiten - von morgens bis abends.

F-R:
Wer von euch, außer Tobi Sammet (Avantasia u. a.) und dir (Taraxacum), ist noch an Sideprojekten beteiligt?

E.:
Meines Wissens sonst gar keiner. Ich kann es jetzt nur persönlich für mich sagen. Bei mir liegt das einfach im Blut, dass ich gerne auch andere Sachen ausprobiere, weil ich erstmal mit Musik im generellen aufgewachsen bin. Alles kreuz und quer, was man sich vorstellen kann und speziell was den Metal angeht. Wirklich von Rock bis übelsten Trash und Death Metal. Sozusagen von AC/DC bis Slayer höre ich irgendwie alles sehr, sehr gerne. Daher kommt das auch ein bisschen, dass ich gerne Anderes neben Edguy machen wollte. Für mich persönlich war relativ schnell klar, dass meine Art Songs zu schreiben bei Edguy halt nicht so reinpassen würde, da ich auch mal an kompliziertere Geschichten gehe bzw. Songs, die etwas länger brauchen, um sich zu entwickeln. Ich kann für mich sagen, dass ich jetzt auch schon an der dritten Platte mit Taraxacum dran bin. D. h., wir haben schon Songs geschrieben, z. T. Demos aufgenommen und schicken die noch gegenseitig hin und her, verfeinern die auch noch. Generell ist natürlich jetzt erstmal Edguy-Zeit. Wir konzentrieren uns alle jetzt auf Edguy, machen die Tour zusammen, die garantiert noch lange nicht fertig ist. Da kommt ja erst noch Rock am Ring, Südamerika, Japan, Australien und Nordamerika. Hier ist ein großes Festival in den USA gebucht, u.s.w. Soweit ich von Tobi (Sammet, voc.) weiß, will er vorläufig keine Avantasia-Geschichte oder irgendwas anderes mehr machen. Aber man soll ja niemals nie sagen (wie wahr). Ich meine, so lange es der anderen Band nicht die Butter vom Brot nimmt, solange man Spaß daran hat und trotzdem sich auf beide Bands konzentrieren kann, soll das ja auch kein Problem sein. Ich sage halt immer, ich würde nie freiwillig mehr als zwei Bands machen. Sprich mit Edguy und Taraxacum bin ich vollends ausgelastet. Das ist auch das, wo ich sagen kann, diese Art von Auslastung macht mir noch richtig Spaß. Wenn es eine dritte Band gäbe, müsste ich mich schon ganz schön zusammenreißen. Dann würde jede einzelne Band darunter leiden. Das wäre Quatsch.

Leserfrage:
Geht ihr noch "regulären" Jobs nach oder könnte ihr mittlerweile von der Musik leben?

E.:
Nein, eigentlich sind wir schon seit mehreren Jahren Vollblutmusiker und machen nichts mehr Anderes. Das würde auch von der Zeit gar nicht mehr hinhauen. Es ist ja nicht nur das Songschreiben und das auf Tour gehen. Es ist auch die ganze Planung rundherum, neue Ideen ausarbeiten, rumbasteln u.s.w. Da sind wir vollends beschäftigt.

F-R:
Von euch wurde im Januar 2004 in Köln ein Gig vom WDR-Rockpalast mitgeschnitten und gesendet. In diesem Zusammenhang würde ich gerne erfahren, ob ihr in absehbarer Zeit eine DVD plant? Gedreht habt ihr ja kürzlich in Hamburg.

E.:
Ja, gedreht haben wir in Hamburg. Das war aber ein Video-Clip zu dem Song „Lavatory Love Machine“ und hat mit einer DVD nichts zu tun. Das war ein regulärer Clip, der dann etwa im Juni auf VIVA und MTV u.s.w. zu sehen sein wird. Dazu wird im Juni auch noch eine Single erscheinen. Da haben wir noch ein paar schöne extra Songs aufgenommen mit Akkustik-Gitarren und -Bass. Wir haben uns da im Studio im Kreis hingesetzt, ein Mikro in die Mitte, also richtig live. Eine ganz andere Seite von Edguy, da wir sowas in der Form noch nie zusammen gemacht haben. Da freue ich mich auch schon tierisch drauf, wenn das rauskommt - auf die Reaktionen und das Video. Wir hatten uns in Hamburg eine Boing 707 gemietet und in ihr gedreht mit einer kleinen Story zu dem Text von „Lavatory Love Machine“. Zurück zur DVD. Es ist geplant, aber noch nicht konkret und nicht spruchreif. Ich denke, unser nächstes großes Ding wäre eine DVD mit den ganzen Tour-Impressionen dieser Tour zu machen. Ein komplettes Konzert, Backstage-Szenen, alles mögliche eben aufzunehmen. Vielleicht noch die Video-Clips mit reinzupacken, Ausschnitte vom WDR-Rockpalast, wobei das eher der kleinere Teil wäre. Ansonsten eine Show mitschneiden, wo wir die Möglichkeit haben, unsere komplette Bühnenshow zu präsentieren. Das wäre aber dann erst im zweiten Teil der Tour (Ausland). Da steht aber noch nichts fest.

F-R:
Kannst du mir eine nette Anekdote aus dem Proberaum oder von einem Gig von euch erzählen, der noch nicht veröffentlicht wurde?

E.:
Mir fällt da eine Sache ein, die allerdings schon ein paar Jahre zurückliegt. Wir spielten ein mittelgroßes Festival irgendwo in Süddeutschland. Unser Equipment hatten wir draußen auf der Wiese soweit zurechtgestellt. Da haben wir noch viel selbst gemacht. Das ist jetzt 7 oder 8 Jahre her. Als das Konzert fertig war, war es schon dunkel. Wir stellten unser Zeug wieder draußen auf die Wiese (fängt an zu lachen) und Felix (Bohnke, dr.) hat Teile von seinem Schlagzeug hingestellt. Im Dunkel konnte man natürlich nicht sehen, dass er einige Beckenständer in einen wunderbar großen Kuhfladen platziert hat. Das war noch 2 Jahre danach bei uns der Running-Gag. Wir haben uns totgelacht, als er es aufgehoben hat. So, „Äh, Scheiße!“ im wahrsten Sinne des Wortes. Die ganze Band stand drum herum und hat gelacht. Obwohl, es war ja eigentlich gemein. Aber in diesem Moment musste selbst Felix darüber lachen (Eggi lacht immer noch).

F-R:
Hast du zum Abschluß noch ein paar aufmunternde Worte an die Metal-Szene Rhein Main?

E.:
Oh Gott, das ist schwierig. Ich bin eigentlich immer munter (lacht). Ich persönlich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass die Metal-Szene verschwinden würde. Ich musste früher immer über die ganzen Artikel im RockHard schmunzeln, wenn da stand „Ist der Metal tot?“. Ich dachte dann immer „Au Backe, was ein Blödsinn“. Das entscheidet jeder für sich selbst, ob der Metal tot ist oder nicht. Schön ist es halt immer, wenn du ein paar gleiche Leute findest. Ich kann aus meiner früheren Jugendzeit nur sagen, dass ich immer das Glück hatte, eine riesen Clique um mich herum gehabt zu haben. Alle Metal durch und durch. Wir haben uns immer gegenseitig CD’s oder damals noch Kassetten vorgespielt oder zusammen angehört, was jeder wieder neu gekauft hat. Das ist eigentlich eine schöne Sache. Jeder muss sich selbst so ein bisschen aufmuntern, dann funktioniert das auch. Gerade heute Abend bei diesem wunderschönen Wetter (lacht). Wir werden auf jeden Fall dafür sorgen, dass es mit dem Metal weitergeht. Andere Bands und Fans hoffentlich auch.

F-R:
Danke für das Interview, viel Erfolg für die Zukunft und noch eine schöne Zeit auf der Tour.
Mike von FFM Rock

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