SIGH - "Gallows Gallery"


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VÖ: 03.10.05
Style: ???
(Candlelight Records)

Homepage:
www.candlelightrecords.co.uk

Ungefähr so stelle ich es mir vor, wenn eine Gruppe junger wissbegieriger Japaner, gerade heimgekehrt von einer zweiwöchigen Europarundreise, sich anschickt, die mannigfachen Eindrücke ihrer Odyssee in das westliche Fünftel der eurasischen Landmasse in musikalischer Form aufzuarbeiten. Mehrere Jahrhunderte europäischer Musikkultur und hart erlangter zivilisatorischer Errungenschaften werden dabei aufgegriffen und ohne mit der Wimper zu zucken, in 44:38 Minuten in die Tonne getreten. Was Sigh hier veranstalten, ist unverschämt, banausenhaft und packend interessant gleichermaßen. Innovation entsteht hier durch das gnadenlose Durcheinanderbringen von Musikgeschichte, akkustisch erzeugten Stimmungen und Stilen. Gallows gallery könnte als Thema für eine Diplomarbeit, nicht aber für eine knappe CD-Rezension dienen. Zu vielfältig ist das, was die Truppe aus Nippon unseren verwöhnten, genormten europäischen Hörgewohnheiten serviert. Aüßerst auffällig ist dabei die psychedelische Grundstimmung, die während der kompletten elf Tracks mitschwingt und hinterhältig an der Hörerseele nagt, wobei sie diese entweder zu vollkommener Verärgerung veranlasst oder an das, was hier geschieht, bindet. Thrashmetalriffs finden auf dieser Veröffentlichung ebenso Verwendung wie Powermetalanleihen, Kammermusik und Jazz. Der Instrumentierung sind dabei keine Grenzen gesetzt und Hammondorgeln, sowie Klarinetten dürfen ebenso zum Einsatz kommen, wie schnelle E-Gitarren und Blackmetaltrademarks. Melodiöse Refrains, eine Stimme, die in Mickymousecomics für Drogenfreaks Verwendung finden könnte und allgemein ein Songwriting, das man in solch abgedrehter Form noch nicht einmal auf einem guten Meskalintrip zu Stande bekommt oder nachvollziehen kann. Eine musikalische Reise mit Zwischenstopp zum Schäferstündchen in Paris, Speisen an den vornehmsten Tafeln Wiens und Kriegspläneschmieden bei König Artus – dies alles mit einem psychedelischen 70er Jahre Feeling, 80er Jahre Metalriffs und einem Endergebnis, das intensiv nach 2050 riecht. Mit Gallows gallery schaffen sich Sigh nur Freunde oder Feinde, eine Toleranz dazwischen gibt es nicht. Was den einen aufs Ärgste verärgern wird, ist des anderen Suchtmittel. Reinhören und bestimmen, auf welcher Seite man selbst steht!

Anspieltipps:
Ganz oder gar nicht

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