ANDREAS ESCHBACH - Das Jesus-Video

Verfasst von Martin Bothmann am 14. Januar 2015.

VÖ: bereits erschienen
(Lübbe Audio)

Klapptext:

Bei Ausgrabungen in Israel findet der Archäologe Stephen Foxx in einem 2000 Jahre alten Grab die Bedienungsanleitung einer Videokamera, die erst in einigen Jahren auf den Markt kommen soll. Es gibt nur eine Erklärung: Jemand muss versucht haben, Aufnahmen von Jesus Christus zu machen! Der Tote im Grab wäre demnach ein Mann aus der Zukunft, der in die Vergangenheit reiste. Und irgendwo in Israel wartet das Jesus-Video darauf, gefunden zu werden. Oder ist alles nur ein großangelegter Schwindel? Eine turbulente Jagd beginnt ...

Gelesen von: Matthias Koeberlin

Kritik:

Im Zuge des Sequel-Releases „Der Jesus Deal“ erscheint auch der Vorgänger „Das Jesus Video“ noch einmal frisch aufgelegt im neuen Gewand bei Lübbe Audio; optisch im Cover an den Nachfolger angepaßt. Nicht mehr ganz taufrisch auf dem Hörbuchmarkt und bereits auch schon einmal mäßig als TV-Produktion umgesetzt, verliert das Thema sowie der Roman an sich absolut nicht an Reiz. Allein die Thematik Zeitreise gekoppelt mit der Idee, eine Videoaufnahme von Jesus Christus zu finden und die gedankliche Auseinandersetzung damit, was das für unsere heutige Welt, die Kirche usw. bedeuten würde, finde ich sehr gelungen und interessant. Die Charaktere, allen voran Protagonist Stephen Foxx und sein Kontrahent, der skrupellose Medien-Mogul und Financier der Ausgrabungen John Kaun, kommen ohne sonderlich viel Tiefgang aus. Nebencharaktere wie Foxx Freundin Judith oder deren Bruder bleiben indes eher konturlos und unausgearbeitet, weitere Gegenspieler wie der finstere Agent der katholischen Kirche verblassen zu bloßen Stereotypen, was aber insgesamt der Handlung keinen großen Abbruch tut. Man beschränkt sich im Wesentlichen auf die abenteuerlichen und rasanten Geschehnisse, die eindeutig im Vordergrund stehen und wenig Raum für übermäßige charakterliche Ausarbeitungen lassen. Gelungen fand ich gegen Ende dennoch die behutsame Umschreibung der Gefühle jener, die von den Geschehnissen um das Jesus-Video berührt und verändert wurden. Zwar wird das eher knapp abgehandelt, verleiht aber der sonst stark auf Abenteuer gebürsteten Handlung doch noch ein Quentchen Tiefgang. Die aufregende Jagd und die abwechslungsreichen Schauplätze und Wendungen innerhalb der Geschichte halten den Hörer bei der Stange. Einzig der Schluß bleibt ein wenig hinter den stark aufgebauten Erwartungen zurück und fällt am Ende ein wenig unspektakulär in sich zusammen bzw. wirkt durch eine scheinbar zufällige, doch an sich unwahrscheinliche Begegnung mit (… keine Personen-Nennung, da Spoilergefahr) etwas konstruiert. Die unkomplizierte, einfache Schreibweise der Buchvorlage läßt den Hörer die Audiobook-Umsetzung als unanstrengende Unterhaltung erleben. Zudem liest Matthias Koeberlin ansprechend und mit angenehmer Lesestimme, ohne Overacting oder aufdringliche stimmliche Charakterinterpretationen. Eine gelungene, sehr atmosphärische Musikuntermalung unterstützt dabei das Ganze und rundet alles stimmig ab.

Fazit: Gelungene Audio-Umsetzung mit nicht allzuhohem Anspruch, insgesamt aber gute und kurzweilige Unterhaltung für Freunde des Abenteuers; die Umschreibung „Thriller“ führt jedoch in die Irre.

7,5 von 10