THEODOR FONTANE - Effi Briest

VÖ: bereits erschienen
(Nocturna Entertainment)

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NOCTURNA ENTERTAINMENT                                                                                                                                                                                      

Klapptext:

Auf Wunsch ihrer Mutter heiratet die 17-jährige Effi den wesentlich älteren Baron von Instetten, der sie aber zugunsten seiner Karriere sehr vernachlässigt. Um ihrer Einsamkeit zu entfliehen, beginnt sie eine Affäre mit dem jungen Major von Crampas, der schließlich von ihrem Mann im Duell getötet wird. Als sie nach der Scheidung auch noch das Sorgerecht für ihr Kind verliert und von der Gesellschaft immer mehr geächtet wird, verfällt die einst so lebensfreudige junge Frau in eine schwere Depression …

Sprecher:

Effi Briest – Maria Jany
Vater Briest – Peter Groeger
Mutter Briest – Kornelia Boje
Geert von Instetten – Helmut Zierl
Major v. Crampas – Nicolas König
Apotheker Gieshübler – Fred Maire
Roswitha – Arianne Borbach
Johanna – Tina Eschmann
Annie – Nurija Böll
Sidone v. Grasenabb – Gabriele Libbach
Marietta Trippelli – Marion Martienzen
Geheimrat Wüllersdorf – Horst Janson

Kritik:

Inhaltlich ist dem Klappentext nicht mehr viel hinzuzufügen, ist doch der Theodor Fontanes gesellschaftskritischer Roman-Klassiker seit Schulzeiten hinlänglich bekannt. Nocturna gelingt es, die „Effi“ in einer Art und Weise umzusetzen, welche der Romanvorlage durchaus gerecht wird. Eher ungewöhnlich in der Wahl des Themas, wagt man den Sprung, den Stoff ohne modernisierende Elemente in Dialog und Wort getreu der Vorlage umzusetzen. Das erscheint dem Hörer zunächst ungewöhnlich und es braucht etwas Zeit, um sich an die althergebrachte Sprachweise und Wortwahl zu gewöhnen. Man hält aber damit direkt den Bezug zur Romanvorlage und fängt Flair und Stimmung in wortgewaltiger Art und Weise perfekt ein. Die Handlung indes wird eher szenenhaft, ähnlich einem Theaterstück inszeniert, und beinhaltet auch größere Zeitsprünge. Dadurch kommt kein rechter Fluss zustande und der Hörer muss sich nach jeder Szene erst wieder orientieren. Dennoch schafft man es, tief in die Handlung und die unausweichliche, dramatische Entwicklung in Effis Leben einzutauchen und durchlebt ihr Leid, spürt förmlich, wie sich Effi von einem überschwänglichen und romantischen Teenager in eine von ihrer Ehe enttäuschte, gelangweilte und dann einsame und depressive junge Frau entwickelt, deren Leben den gesellschaftlichen Konventionen zum Opfer fällt. Die Sprecher können komplett durch die Bank überzeugen. Allerdings scheinen mir die Stimmen der Eltern Effis ein wenig „zu alt“ gewählt und vermitteln das Bild von eher betagten Senioren denn Eltern einer 17-jährigen Tochter. Bedenkt man, dass Baron von Instetten zu diesem Zeitpunkt 38 Jahre alt und ein Jugendfreund von Effis Mutter ist, scheint mir die Stimmen etwas zu „gesetzt“, was die reine Sprecherleistung allerdings in keinster Weise schmälert. Maria Jany spricht die junge Effi gekonnt jugendlich-frisch, wenn auch zu Anfang in einer rasanten Geschwindigkeit, so dass es dem Hörer ab und an fast schon schwer fällt, dem sprudelnden Wortschwall zu folgen. Allerdings unterstreicht es auch Effis jugendlichen Überschwang und passt daher durchaus ins Bild. Das „Kino fürs Ohr“ wird durch eine dezente Geräuschuntermalung sowie stimmungsvolle kürzere Musikpassagen passend in Szene gesetzt. Wie Produzent Sven Schreivogel selbst einräumt, wagt man sich mit „Effi Briest“ in eine Domäne, die sonst eher den Hörspielproduktionen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vorbehalten ist. Mit Erfolg, wie das 102 minütige Hörspiel nun beweist. Ob es den Geschmack eines jeden Hörspielers trifft, mag jeder selbst entscheiden. Sicher ist es in seiner Art speziell, aber auf jeden Fall wert, dass man sich an den klassischen Stoff einmal heran wagt.

Fazit: Gelungene, durchaus etwas eigenwillige Hörspiel-Umsetzung der Romanvorlage Theodor Fontanes, das Freunde des literarischen Stoffs sicher begeistern dürfte. Für alle anderen auf jeden Fall ein lohnenswertes Experiment.

7 von 10

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