NACHTGESCHREI – Tiefenrausch

03 nachtgeschrei

VÖ: 03.03.2017
(Oblivion / SPV)

Style: Mittelalter-Folkrock

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NACHTGESCHREI

Auf den Namen „Tiefenrausch“ hört das neue Album des Frankfurter Mittelalterfolckrockensembles NACHTGESCHREI. Zunächst beginnt der Titeltrack zum aktuellen Album „Tiefenrausch“ ein wenig verträumt mit Meeresrauschen, die Brandung schlägt gegen den Felsen, ehe das erste kraftvolle Riffgewitter den Hörer aus allen Träumen reißt, einer mächtigen Sturmflutwelle gleich sämtliche Zweifel NACHTGESCHREI könnten auswimpen (?) im Nu wegspült! „Aus dem Licht“ geht hart, direkt, gesellschaftskritisch mit reichlich Ohrwurmpotenzial gegenüber selbsternannten Sektengurus ins Gericht. „Mal mich Schwarz“ wirft düstere Schatten, Vocalist Martin Le Mar passt sich mit seiner häufig voluminös tönenden, dann wieder klar singenden ein anderes Mal im rauen Ton wispernden Stimme gut dem Songniveau der Musik eines vielfältigen Silberlings an. Für Spannung sorgt die mittelalterliche Instrumentierung bestehend aus Tom Tom-Trommeln, Drehleier, Flöten, Dudelsack ebenso. Das einzige was wenn auch nur Minimal aus dem Rahmen fällt, ist das für Bombasteffekte (Meeresrauschen) sorgende Keyboard. „Kämpf um mich“ überzeugt durch lässigen Rockvibe, inklusive heftigem Dramafaktor. „Gift“ schlägt in eine ähnliche Kerbe verblasst gegenüber dem Vorgängersong in Sachen Dynamik erheblich. Ein Balladenpart darf auf jedem amtlich etwas auf sich haltenden Mittelalter-Folkrock-Silbertaler nicht fehlen. „Zurück“ beginnt zunächst akustisch, um sich am Schluß in eine regelrechte Orgie hinein zu steigern. „Heldenmut“ groovt sich in aufreizend lässiger Weise geradlinig veredelt durch exzessiv das Spannungslevel steigernden Flüsterpart ins Gehör, danach folgt der nicht mehr zu toppende Höhepunkt „Beste Feinde“, vorbereitet von einem zündenden Intro, der sich keinen Deut weniger als hervorragende Live- Hymne erweisen sollte. „Stein um Stein um Stein“ verfügt mit stellenweise grenzwertig poppiger Ausrichtung, die eine schwierige Toleranzprobe für meine Ohren darstellt, ebenfalls über großes Livehitpotential.„Ich verstumme“ outet sich als heftig zwischen düster heroischem Anstrich und märtyrerhaft bitterer Traurigkeit pendelnde Nummer. „1000 Tonnen Stahl“ rockt im modernen Soundmuster aufgepeppt durch feine Italowesternreferenzen entpuppt sich als echte Überraschung einer vielseitigen Mittelalterfolkrockscheibe, die bis auf zwei schwächere Kompositionen („Meilen unter Meilern“ dessen überzogenes Keyboardgedudel phasenweise das Feeling killt und „Gift“) ausschließlich Treffer beinhaltet. Mittelalterliche Instrumente, harte Gitarren und knallendes Schlagzeug halten sich geschickt die Waage. 'Tiefenrausch' ist kein wirklich leicht verdaulicher Stoff, sondern ein Album, das auf den Pfad führt, wo sich die ehemaligen Zugpferde des Mittelalter (Folk)rock IN EXTREMO und SUBWAY TO SALLY deutlich von ihren Wurzeln verabschiedeten um dort hin zu gelangen, wo sie heute gegenwärtig stehen, - eine Entwicklung, die nicht jedem Mittelalterrockfan gefallen mag, was die musikalische Qualität die NACHTGESCHREI ihrer treuen Hörerschaft präsentieren keineswegs schmälert. „Laniakea“ besucht trotz phasenweise kräftigem Rockfaibles Abgründe seelischen Schmerzes ummantelt von destruktivem Trauerflor, was effektiv zum Inhalt eines gesellschaftskritisch intensiv düster-melancholisch ausgefallenen Tonträgers passt.

Fazit: NACHTGESCHREI haben sich seit ihren Anfängen zur glaubwürdigen Szenegröße auf dem Mittelalter-Folkrocksektor gemausert, die ihrer treuen Anhängerschaft wieder ein grundehrliches emotionslastiges vor fließender Rhythmik verbunden mit rockender Dynamik strotzendes Album kredenzt, das den biederen Genredurchschnitt qualitativ weit hinter sich lässt. - Respekt! 8,5/10

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