ATLANTEAN KODEX




Mailer vom 14.10.2013

Interviewpartner: Markus Becker (voc.), Manuel Trummer (g.)

Homepage:
www.facebook.com/pages/Atlantean-Kodex/187524197964771

Wußte mich bereits das ATLANTEAN KODEX-Debüt schwer zu überzeugen, gelang es den Bayern auf den phantastischen Einstieg locker einen drauf zu setzen. Nach dem bärenstarken Zweitling „The White Goddess“ das vielleicht beste Referenzwerk, welches innerhalb der letzten zehn Jahre auf dem Epic-Metalsektor erschien, war ein Interview mit dieser brillianten zur obersten Speerspitze des Epicmetals gehörenden Formation überfällig. Bleibt zu hoffen, das künftig weitere solcher Meisterwerke kommen... allein durch ihren völlig individuell ausgeprägt unverwechselbaren Stil sind ATLANTEAN KODEX mit keiner anderen Band des Epic-Sektors vergleichbar. Zunächst einmal hallo und von Herzen kommenden Gruß an die gesamte Band ATLANTEAN KODEX. Mein Name ist Michael, der die Rezi zu eurem aktuellen Album "The White Goddess" für FFM-ROCK verfasste, das mich erneut wie schon das tolle Debüt auf ganzer Linie beeindruckt hat, anbei hätte ich ein paar Fragen für ein spontanes Interview an euch und hier kommen sie:

FFM-Rock:
Aus welcher Intension heraus ist die Band ATLANTEAN KODEX entstanden? Wart ihr schon immer darauf aus, Epic-Metal zu spielen?

Markus:
Ein klares Ja! Als Manuel und Florian die Band 2006 gründeten, hatten sie ein klares Ziel vor Augen: ,Wir wollen klingen wie eine Mischung aus alten Manowar und epischen Bathory‘. Der Antrieb war damals die Erkenntnis, dass aufgrund Quorthons Tod und Manowars offensichtlichem Niedergang niemand mehr da war diese Lücken im Heavy Metal zu schließen. Natürlich war der Anspruch dies selbst zu tun anfangs mehr ein spontaner Jux als dass die Jungs wirklich ernsthaft daran geglaubt hätten, in derlei Fußstapfen treten zu können. Und natürlich klingen AK heute nicht einfach nach einem reinen Cocktail aus diesen beiden Zutaten, auch wenn die Einflüsse klar erkennbar sind.

FFM-Rock:
Definitiv!
Wo liegen eure musikalischen Haupteinflüsse, MANOWAR, epische BATHORY, HEAVY LOAD, CIRITH UNGOL, WARLORD, MANILLA ROAD, FATES WARNING? Und...das war sicher nicht alles... auf „The Golden Bough“ habe ich u. a. erlesene 70er-URIAH HEEP-Einflüsse herausgehört...

Markus:
Ich würde sagen, die Uriah Heep Einflüsse sind auf dem neuen Album stärker zu hören als auf The Golden Bough. Damals war es noch eher Deep Purple *grins*. Generell sind wir als Metal Fans von verschiedensten Bands und Stilrichtungen beeinflusst. Es gibt Bandmitglieder, die schwer auf Death und Black Metal abfahren. Andere stehen mehr auf klassischen US oder Thrash Metal, ob nun aus dem Underground oder dem Mainstream Bereich. Und einig sind wir uns wohl so ziemlich alle bei AC/DC, Motörhead oder Iron Maiden. In unserer Musik spiegeln sich natürlich die von dir genannten Bands am stärksten wieder, hinzu kommt noch Manuels Begeisterung für Folk Rock.

FFM-Rock:
Worin liegen die entscheidenden Unterschiede zwischen „The Golden Bough“ und „The White Goddess“? Beide Alben sind auf ihre Art exzellent, offenbaren jedoch verschiedene Seiten.

Markus:
Ich denke, TWG ist als Gesamtkunstwerk wesentlich „runder“ und in sich stimmiger als TGB. Es ist noch melancholischer und düsterer als der Vorgänger und enthält keine kämpferischen gute Laune Hymnen a la „Atlantean Kodex“. TWG sollte man – noch mehr als TGB – am Stück hören, möglichst mit dem Textblatt vor der Nase und einem guten Drink zur Hand. Man muss das natürlich nicht, wer sich lieber zu Sol Invictus die Rübe wegbangen will kann das genauso gerne tun. Insgesamt würde ich das Songwriting auf TWG auch als ausgereifter ansehen als auf dem Debut. Einen weiteren Unterschied sehe ich im deutlich verbesserten Sound.

FFM-Rock:
Ihr bezieht eure Thematik hauptsächlich aus der altchristlichen Mystik, liege ich damit richtig Warum ist das so, gibt es dafür bestimmte Gründe?

Manuel:
Na ja, wir entstammen nun mal der christlich-europäischen Zivilisation. Da liegt es doch nahe, sich erstmal mit der eigenen Kultur zu beschäftigen. Gerade vor den aktuellen politischen und religiösen Entwicklungen in Europa und an den Grenzen Europas finde ich es wesentlich relevanter, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, als z.B. irgendein nebulöses „altnordisches Heidentum“ wiederzukäuen, die irgendjemand im 19. Jahrhundert erfunden hat. Wenn ich die aktuellen Veränderungen in Europa – von „Untergang“ möchte ich bewusst nicht sprechen – betrachte, dann kann ein Blick in die Vergangenheit sicher nicht schaden, um einen erweiterten Blick auf das große Ganze zu bekommen. Zum anderen eignet sich die Sprache des Mythos in ihrem Symbolreichtum und ihrer Bildhaftigkeit wunderbar dafür unterschiedliche Botschaften zu senden. Es gibt in der Folge nicht die eine Lesart, die singuläre Interpretationsmöglichkeit eines Kodex-Textes. Durch die mythologische Offenheit liegt es am Hörer selbst, die Bedeutung der Texte zu schließen. Wir als Autoren sind dafür völlig irrelevant.

FFM-Rock:
Nennt mir bitte fünf Alben, die in keiner Heavy Metal oder Epic-Metalsammlung fehlen dürfen.

Markus:
Das ist eigentlich eine unmöglich zu beantwortende Frage, weil der gut sortierte Epic Metaller ja bereits die ersten 6 Manowar Alben zwingend braucht. Unverzichtbar sind dann natürlich Manilla Road (mein Fave ist The Deluge), Candlemass‘ erste 3 Alben, Bathory’s „Twillight Of The Gods“, Cirith Ungol’s…nein, die Frage ist nicht zu beantworten :-D

Manuel:
Wenn ich mich bei jeder Band auf nur ein Album limitieren würde, nähme ich: Manowar - Into Glory Ride, Bathory - Twilight of the Gods, Manilla Road - Crystal Logic, Solstice - New Dark Age und Warlord - And the Cannons of Destruction have begun.

FFM-Rock:
Woher bezieht ihr eure Inspiration? Bücher, Literatur, Filme-TV und um was dreht sich der Inhalt von The White Goddess genau? Die Situation des alten Kontinents Europa, dem Fall der Kultur, Tod, Wiedergeburt... und die in Mythen diverser Völker des Kontinents vorkommende Weiße Göttin, die einen wichtigen Teil europäischer Kultur symbolisiert ist daraus erkennbar, doch um was genau geht es eigentlich im tieferen Sinne? Beschreibt mir die Zusammenhänge einmal genauer.

Markus:
Naja, tiefer als die von Dir bereits genannten Themen geht es eigentlich nicht. Es gibt kein wirkliches Konzept, nur gewisse Themen, die immer wieder auftauchen, wie z.B. „Tod und Wiedergeburt“ oder das Motiv der Weißen Göttin. Viel weiter erklären wollen wir die Texte eigentlich gar nicht, weil wir den Hörern immer genug Raum für eigene Interpretation lassen wollen.

Manuel:
Ich seh‘s genauso. Wir halten die Texte erzählerisch und sprachlich bewusst offen, damit sich der Hörer möglichst viel selbst erarbeiten kann. Es wäre schade, wenn wir ihm jetzt die
eine Deutung vorlegen würden. Aber Markus hat‘s schon erwähnt: es gibt ein zwei Leitkoordinaten für das Album, an denen sich der Hörer bei seiner Reise orientieren kann. Das zentrale Thema ist „Tod und Wiedergeburt“ symbolisiert durch die Figur der dreifaltigen „Weißen Göttin“ des Todes, des Lebens und der Geburt. Der zweite Kontext, in dem die Texte angelegt sind, ist natürlich die Auseinandersetzung mit Europa in Vergangenheit und Gegenwart.

FFM-Rock:
Wie lange seid ihr im Studio um solche hochkarätigen Releases zu veröffentlichen? Ich denke, ihr seid Perfektionisten, wenn beispielsweise mal etwas nicht stimmig ist, wird es bis ins feinste Detail nachgemischt, oder liege ich mit dieser Annahme falsch?

Markus:
Die Aufnahmen für TWG haben sich über einen sehr langen Zeitraum (2 Jahre) erstreckt, allerdings hauptsächlich weil wir immer nur daran arbeiten konnten, wenn es unsere Zeit im „normalen Leben“ erlaubte. Ich würde uns auch nicht unbedingt als Perfektionisten im Sinne einer „perfekten“, glatten Produktion ohne jegliche Fehler, Ecken und Kanten bezeichnen. Sicher haben wir diesmal anders gearbeitet als bei TGB, wo viele Dinge sehr spontan entstanden sind. Dieses Mal haben wir zunächst Demos aufgenommen und weiter an den Songs gefeilt bis sie uns veröffentlichungsreif erschienen. Es sind auch einige Songs nicht auf dem Album gelandet, weil sie stimmungstechnisch nicht 100% dazu passen wollten. Vielleicht verwenden wir das Material später nochmal.

Manuel: Was das Songwriting betrifft, würde ich uns schon als Perfektionisten bezeichnen. Aber gerade im Studio kann man einen schönen Song mit zuviel Perfektionismus richtig ruinieren. Uns ist wichtig, dass man hört, dass Menschen die Songs eingespielt haben, nicht irgendein Produzent.

FFM-Rock:
Klasse Einstellung! Welche Idee steckt hinter dem schönen Album-Cover? Handelt es sich um Abbildungen
aus Büchern? Es wirkt wie aus einem Öl-Gemälde der klassischen Malerei entnommen.

Markus:
Das Cover von TWG ist ein Gemälde von Caspar David Friedrich, „Der Mönch am Meer“. Es ist eines der Lieblingsbilder von einigen in der Band und passte stimmungstechnisch einfach sehr gut zum Album und dessen Titel. Ich möchte hier aber vor allem ausdrücklich auf die Gestaltung des Booklets hinweisen, die insbesondere bei der Vinyl-Version super zur Geltung kommt. Diese Seiten wurden von Benjamin Harff in endloser und hingebungsvoller Kleinarbeit speziell für das Album per Hand angefertigt, eine absolut geniale Arbeit.

FFM-Rock:
Wer ist im Einzelnen bei euch fürs Songwriting zuständig oder ist die gesamte Band
am Songwritingprozess beteiligt?

Markus:
Unser Haupt-Songwriter ist Manuel, er schreibt die meiste Musik und den Großteil der Texte. Daneben tragen aber auch Mario (Drums) und Florian (Bass) zu den Kompositionen bei. Manchmal entstehen Dinge auch im Proberaum, wenn wir zusammen jammen.

FFM-Rock:
Eure Musik lebt, atmet und versprüht den Spirit verschiedener Stile, sie berührt, setzt Gefühle frei, das was mir an vielen aalglatten Produktionen heutzutage schlicht- weg fehlt, atmosphärentechnisch kommen sogar Death und Blackmetal zum Vorschein, ebenso wie guter alter klassischer Rock (URIAH HEEP, RAINBOW, THIN LIZZY), und Folkelemente. Was ist der Grund dafür, das vor allem die 70er Jahre Einflüsse auf dem aktuellen Zweitwerk The White Goddess umso verstärkter hervortreten?

Markus:
Naja, sowas passiert natürlich nicht immer unbedingt bewusst. Es ist ja nicht so, daß wir uns konkret vornehmen, daß beim nächsten Song ein Uriah Heep Einfluß zu hören sein muss, oder dergleichen. Die Black Metal oder auch 70s Parallelen sind einfach ein natürliches Produkt aus vorher genannten Vorlieben der Band, die bei Songwriting mit einfließen. Bewusster sind da schon die Bathory Einflüsse bei einem Stück wie Enthroned in Clouds and Fire. Da war sicher der Anspruch, dem Original bis zu einem gewissen Grad nahe zu kommen und gerecht zu werden.

FFM-Rock:
Was euch hervorragend gelungen ist! :-)
Wie betrachtet ihr die gegenwärtige Entwicklung der Heavy Metalszene?

Markus:
Es wird ja momentan viel über eine angebliche Spaltung der Szene in Trinkhorn-schwingende„Wacken-Metaller“ und „ernsthafte“, dem „Nicht-kommerziellen“ Underground zugehörige Metalheads geschrieben. Es mag schon sein dass es derartige Tendenzen gibt, ich glaube nur nicht dass dieses Phaenomen unbedingt neu ist. Ausserdem weiss ich auch nicht ob es so entscheidend ist. Ich kenne viele Metaller, denen diese Grenze, wenn es rein um die Musik einzelner Bands geht, entweder unbekannt oder ziemlich egal ist. Ich selbst bin seit langer Zeit dabei und möchte meinen, daß es diese angebliche Spaltung bereits seit den frühen 80ern gibt. Früher waren es halt „Thrasher“ gegen „Poser“. Die Abneigung der „Undergroundler“ gegen alles was irgendwie Mainstream ist (also sobald eine Combo einen gewissen Status erreicht hat), war auch schon immer da. Der Unterschied damals war höchstens, daß man sich einig war bei der Abneigung gegen die „Popper“. Ich finde es gut, daß die „Szene“ heute wieder deutlich mehr Newcomer hervorbringt, mit denen ich persönlich was anfangen kann, als es in den 90ern oder frühen 2000ern der Fall war. Ich denke, der Metal ist als Szene insgesamt gut in Schuss, es wäre nur gut wenn man sie nicht dauernd teilweise künstlich und aus Marketing-strategischen Gründen heraus versuchen würde auseinander zu dividieren.

FFM-Rock:
Prägnant und Inhaltsschwer auf den Punkt gebracht... :-)
Während des Hörens gewann ich zunehmend den Eindruck, es handelt von einem Bewusstseinswandel der Menschen in Europa. Worin äußerst sich dieser? Allein die Idee, des früheren englischen Premierministers Winston Churchill's Stimme in das Konzept zu integrieren, zeigt Anspruch, Niveau und Tiefenwirkung, während Rückkehr der reitenden weißen Göttin den Funken der Hoffnung in die Herzen der Menschen streut...

Markus:
Dieser Bewusstseinswandel ist nicht unbedingt bereits da, sondern er wäre wünschens- und erstrebenswert. Nämlich dahingehend, dass man sich auf gemeinsame kulturelle Wurzeln besinnt statt nur eine politische und wirtschaftliche Union anzustreben, wie es heute der Fall ist.

FFM-Rock:
Ein wichtiger Inhalt auf The White Goddess ist die Geschichte Europas in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht. Wie stellt sie sich für euch dar, bzw. was ist anhand ihrer Entwicklung für euch daraus erkennbar?

Manuel:
Es scheint mir, dass Europa im 21. Jahrhundert global betrachtet am Ende einer großen Ära steht, die mit der Entdeckung Amerikas und der Renaissance im 15. Jahrhundert begann. Der Schwerpunkt der globalen Machtverhältnisse wird sich von Westen nach Osten verlagern und Europa wird zwangsläufig eine neue weltpolitische Rolle einnehmen müssen.

FFM-Rock:
Das letzte Wort gehört euch: Wenn ihr den Fans etwas besonderes mitteilen wollt, besteht nun Gelegenheit.

Markus:
Danke an alle, die uns und unsere Labels (Cruz del Sur, Van und 20 BuckSpin) unterstützen. Wir würden uns freuen Euch auf einem unserer kommenden Gigs zu treffen (Hell Over Hammaburg Festival, German Swordbrothers Festival, Keep It True, Party.San Open Air). Keep Metal alive, Support the Underground!

FFM-Rock:
Ich danke euch für das Interview und wünsche der gesamten Band viel Erfolg für die Zukunft
und wir sehen uns auf eurer kommenden Tour - stay Epic, - ATLANTEAN KODEX rules!!!

 

 

 

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