FIREWIND – Aschaffenburg, Colos-Saal



Konzert vom 28.02.17
Support: MANIMAL, SCAR OF THE SUN

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FIREWIND
MANIMAL
SCAR OF THE SUN

Wer plant eigentlich eine Tour in der Faschingszeit? Mir tun da wirklich die Clubs leid, die voller Herzblut das Tourpackage gebucht und auf zahlreiche Interessierte gehofft haben. Wie man recht schnell erfahren konnte, lag der Colos-Saal am Faschingsdienstag mit knapp über 100 Besuchern zahlentechnisch sogar noch vor München, das am Rosenmontag mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatte. Dafür hatten die anwesenden Fans ihren Spaß und durften sich zudem über sehr günstigste Merchpreise freuen (z. B. CD’s der Support Bands: 10 €, aktuelle CD FIREWIND: 12 € etc).

Den Opener SCAR OF THE SUN hatte ich bereits 2012 mit RAGE erlebt und nicht (gut) in Erinnerung behalten. Also noch mal auf null gestellt und erneut angehen. Sie geben als ihre Einflüsse KILLSWITCH ENGAGE, SOILWORK und KATATONIA an, was schon mal für offene Fragen bei mir sorgt: Wie passt das musikalisch zusammen? – war nur eine davon. Das in London gegründete Quintett hat auf dem europäischen Kontinent Tourerfahrung, denn sie sind bereits zum 4. Mal als Support auf dem Festland unterwegs. Dass sie hier im Tross mit an Bord sind, war wohl auch kein Zufall, denn bei ihren Videos zu "Swansong Of Senses" and "Disciple Of The Sun" vom Debütalbum „A Series Of Unfortunate Concurrencies“ (2011) hat kein geringerer als Bob Katsionis von FIREWIND mit Hand angelegt, und in der Band spielen zudem fast nur Musiker mit griechischen Wurzeln. Trotz des teilweise mit Sprechgesang, ähnlich wie bei Ice-T’s BODY COUNT (nur eben ohne Rap), versehenen Songmaterials, fand ich die Zusammenstellung der dargebotenen sieben Stücke, von denen fünf vom aktuellen Album „In Flood“ stammten, sehr gelungen und repräsentativ für einen Neuinteressierten wie mich. Zugegeben, am Livegesang von Terry Nikas kann man sich kritisch aufhängen und diskutieren, ob das Gesangsvolumen denn hierfür ausreicht. Dafür kann ich sagen, dass er sich auf CD nochmals eine Ecke besser anhört. Hier kommen musikalisch noch kleine Ähnlichkeiten zu AMORPHIS, RAGE und sogar EVERGREY hinzu, die ich während des Konzertes gar nicht so wahrgenommen hatte. Ganz stark war live auch die Gitarrenarbeit, die mir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Offensichtlich war nicht nur für mich diese Truppe eine Konzertüberraschung, denn die Resonanz am Merchandise würde ich nach der erbrachten 35-minütigen Arbeitsleistung als überdurchschnittlich bezeichnen.

MANIMAL, ich finde das Quartett aus Schweden wirklich lustig, mittlerweile aber auch musikalisch sogar recht interessant. Optisch lassen sie sich durch ihre Schminke eher in die Black Metal Ecke zuordnen und doch erobern sie im Nu die Herzen von etlichen Heavy und Power Metal Fans, die auf JUDAS PRIEST oder auch PRIMAL FEAR stehen. Das liegt nicht nur am durchweg hohen Gesang (Halford lässt oftmals grüßen) ihres Sängers Samuel Nyman, sondern auch an dem, was das Quartett musikalisch drauf hat. Das klingt alles rund, satt und punktgenau. Der Titeltrack vom Debüt „The Darkest Room“ avanciert für mich zum powermelodischen Höhepunkt des 40-minütigen, sich ebenfalls über sieben Stücke erstreckenden Auftritts. Mit „Irresistible“ setzte man nicht nur optisch durch den zu Beginn des Stücks in einer Zwangsjacke agierenden Frontmann zudem noch einen nachhaltigen Schlusspunkt. Versehen mit einem glasklaren und dem an diesem Abend sogar von allen Combos besten Sound lieferten die Burschen bei ihrem 2. Stelldichein in Aschaffenburg richtig gut ab und holten sich so ihren lautstarken, wohlverdienten Applaus. So ganz nebenbei gab’s den begehrten, imaginären Preis für die besten Faschingskostüme obendrein dazu.

Auf die neue FIREWIND Ära war ich heute gespannt. Apollo Papathanasio ist Geschichte, Henning Basse (voc., MAYAN, Ex-METALIUM, Ex-SONS OF SEASONS) hat am Mikro übernommen. Und dies merkt man nicht erst beim Titel “Mercenary Man” oder eben den anderen älteren Songs der Toursetlist. Besser und/oder schlechter wäre die falsche Herangehensweise des Direktvergleichs. Dass Henning seine eigene ausdrucksstarke Stimme und viel Charisma hat, durfte er bereits als Live-Sänger von FIREWIND und Gus G.’s gleichnamiger Soloband unter Beweis stellen. Das trifft auch auf das aktuelle FIREWIND-Release „Immortals“ zu, welches die Setlist mit sieben Stücken gegenüber den sieben Vorgängeralben dominierte. Zu Beginn war ich etwas über den Sound verwirrt. Laut, matschig, undifferenziert. Das hatten wir doch eben noch deutlich besser. Immerhin wurde dies recht schnell nachgebessert und das Solo von Kostas Karamitroudis alias Gus G. zu „Few Against Money“ wurde zu einer ersten wahren Kostprobe des Gitarrenwizards. Gus, der zwar als Teamplayer agierte, aber trotzdem als der Herr auf der Bühne auszumachen war, ergriff auch erst gegen Setmitte zu „War Of Ages“ das Wort und übernahm die Ansage des Stückes sowie eine kurze Erklärung zum Konzept des aktuellen Longplayers. Im gut 80-minütigen Set verzichtete man dankenswerter Weise auf langgezogene Soli. Nur zu Beginn von „Lady Of 1000 Sorrows“ durften nacheinander Bob Katsionis am Keyboard und eben Gus mit einem Medley aus GARY MOORE und dem Songthema selbst ran – beeindruckend! Das gilt auch für „World On Fire“, der Song nämlich wurde gefühlt am lautesten abgefeiert, was ich so nicht erwartet hätte. Und auch 2017 gab es Gitarrenduelle bei FIREWIND zu sehen und zwar dann, wenn Mr. Katsionis keinen Keyboardpart zu erfüllen hatte, wie bei „The Fire And The Fury“. Das war definitiv etwas fürs Auge. Auch das Publikum war lautstark von der Performance der Band überzeugt, was selbst Gus G. feststellte und von einem Publikumsspektakel sprach, als wäre der Laden um ein Vielfaches voller, womit er mit seinem Empfinden richtig lag. Auch ein nicht zahlreich angetretenes Publikum merkt, ob die Band Spaß macht und verbreitet oder nur unlustig ihren Gig runterspielt. So wurde die Zugabe vehement eingefordert und fand mit dem lautstark mitgesungenen „Falling To Pieces“ ihren Abschluss.

Setlist FIREWIND:
Ode To Leonidas
We Defy
Head Up High
Few Against Many
Between Heaven And Hell
Back On The Throne
Hands Of Time
Wars Of Ages
Lady Of 1000 Sorrows
World On Fire
The Fire And The Fury
Mercenary Man
Tyranny
---------------
Live And Die By The Sword
Falling To Pieces

Fotos © by Hans-W.Rock

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