Colos-Saal: ab September wieder Konzerte

Das Wichtigste vorweg: Im September wird es bei uns 7 Livekonzerte geben, so Corona und die Politik es wollen. Dabei werden viele von Euch den Colos-Saal kaum wiedererkennen, denn wir werden ausschließlich Sitzgruppen in weiträumiger Bistrobestuhlung (paarweise bis hin zur Zehnergruppe) mit den gebotenen Mindestabständen anbieten.

Seit Ende Juli liegt uns nämlich endlich eine Genehmigung vor, wonach wir (derzeit) Konzerte bis maximal 100 Personen unter heftigen Auflagen veranstalten dürfen. Daher wird auch einiges anders laufen, als es unsere Besucher bisher gewohnt waren, insbesondere die Kartenvergabe wird nicht so einfach für Euch.

Wir werden die September-Karten ab sofort ausschließlich über unser Reservierungssystem vergeben, wobei Kartenwünsche von Einzelpersonen nicht berücksichtigt werden können. Die Ausnahmen: bereits gekaufte Karten für diese 7 Veranstaltungen behalten uneingeschränkt ihre Gültigkeit, bereits bestehende Reservierungen im Prinzip auch. Aber mit Leuten, die Einzelreservierungen getätigt haben, nehmen wir nochmal Kontakt auf und müssen sie überreden, mindestens einen Tischnachbarn mitzubringen.

Warum läuft die Vergabe anders als gewohnt? Die Gesetzeslage erlaubt uns, Gruppen bis maximal 10 Personen ohne Mindestabstände beieinander sitzen zu lassen. Nur wenn wir möglichst viele Gruppen ab vier bis maximal zehn Personen anwesend haben, können wir überhaupt die 100 Plätze besetzen. Tricksen ist unsererseits tabu, also müssen wir das vernünftig steuern. Kämen beipielsweise nur Paare bzw. Zweiergruppen, könnten wir höchstens 60 Personen für das Konzert zulassen, wie unsere Messungen im Raum ergeben haben. Dies ist auch der Grund, warum wir vorerst für das Septemberprogramm keine weitere Reservierungen nur für Einzelpersonen mehr annehmen. Es geht leider derzeit nicht anders.
Sollten die Kartenwünsche unsere derzeitige Kapazität schnell erreichen und spielt die jeweilige Band mit, setzen wir möglicherweise für den gleichen Abend eine zweite Vorstellung an und können somit ein paar mehr Fans das Konzert genießen lassen. Alle Besucher, die für das Konzert reserviert haben, würden wir kurzfristig per email über veränderte Anfangszeiten informieren (bei zwei Vorstellungen an einem Abend würde die erste bereits um 19 Uhr beginnen, die zweite um 21 Uhr - Dauer jeweils etwa 90 Minuten).

Knallhart und knochentrocken weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass trotz dieser colos-saalen Miniaturplanung und trotz gewissenhafter Organisation unsererseits alles auch schief gehen kann, denn nach wie vor bestimmen das politische Handeln und das Ringen um die richtige Strategie der Pandemiebekämpfung das Schicksal der Konzertbranche und damit auch unsere Zukunft.

Wirtschaftlich wäre es eindeutig sinnhafter, wir würden den Colos-Saal geschlossen halten, denn unsere Firma mit 15 Festangestellten kann mit diesen „Lockerungen“, die nach viereinhalbmonatiger Zwangspause nun gewährt werden, keinen Cent verdienen, wie ich sicher nicht näher erklären muss. Diese 7 Konzerte werden bezuschusst, wenn wir Pech haben entweder aus unseren eigenen Mitteln, oder von Bund und Land, wenn die angekündigten Hilfsprogramm denn irgendwann auch tatsächlich greifen.

Ohne eine öffentliche Spielstättenförderung privatwirtschaftlich geführter Betriebe wird nämlich nach diesem historisch nie dagewesenen Lockdown gar nichts mehr gehen, nicht nur bei uns, sondern in der kompletten Konzertbranche. Lasst mich exemplarisch am Colos-Saal erklären, was hinter den Kulissen vorgeht. Doch vorab: Warum machen wir diese Konzerte, obwohl sie sich nicht rechnen?

Das Wichtigste ist uns, Euch ein Lebenszeichen zu geben. Der Colos-Saal existiert und das komplette, festangestellte Team ist noch an Bord. Das ist das Signal. Wir beenden für Euch und für uns den Stillstand und versuchen soviel Programm zu retten, wie möglich. Wir fühlen uns auch insbesondere den vielen Spendern und Musikfreunden unter Euch verpflichtet, die uns geholfen haben, überhaupt so lange wirtschaftlich durchzuhalten. Außerdem kennen wir die Not der Künstler und können wenigstens einigen zu Auftritten und Gagen verhelfen. Und nicht zuletzt ist das Bayerische Spielstätten-Rettungsprogramm auch so zu verstehen, dass nur diejenigen Venues berücksichtigt werden, die den Betrieb wieder aufnehmen, auch wenn das bei unserer Größenordnung bedeutet, weitere Verluste in Kauf zu nehmen. Absurd, oder?

Etwa 24 Konzerte plus drei Parties waren im September 2020 bei uns geplant, zum Großteil bereits im Vorverkauf. Ein tiefer Blick auf colos-saal.de zeigt Euch ja deutlich, dass die meisten Veranstaltungen mittlerweile verschoben, manche sogar komplett abgesagt wurden. Ursächlich daran ist vor allen Dingen, dass es keine langfristige Perspektive der Politik für die Veranstaltungsbranche und somit keinerlei Planungssicherheit gibt. Im Gegenteil, seit Mitte März wurde unsere Branche alle vierzehn Tage mit weiteren Verlängerungen der Verbote oder neuerdings mit unpraktikablen „Lockerungen“ versehen und verunsichert, die auch noch in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich ausfallen.

Nur damit ich richtig verstanden werde: Unser Team hat volles Verständnis dafür, dass wir es weltweit mit einem lebensgefährlichen Virus zu tun haben und wir akzeptieren die Tatsache, dass große, dichte Menschenansammlungen, die bei Konzerten aus unseren Genres nunmal entstehen, im Moment noch nicht denkbar sind. Wir wollen auf keinen Fall für ein zweites Ischgl verantwortlich sein.

Was wir überhaupt nicht verstehen ist die Tatsache, dass die Politik nach 5 Monaten immer noch nicht eindeutig und ehrlich sagt, dass es 2020 nichts mehr wird mit normalem Konzertbetrieb, so wie wir ihn aus der Zeit vor dem März dieses Jahres kennen. Sie gibt auch keine Zielmarke beispielsweise für 2021 vor, ab der es wieder zum Regelbetrieb kommen könnte. Damit werden sämtliche Spielstätten und Künstler völlig verunsichert genau so, wie die Millionen von Konzertbesuchern in unserem Land, von denen sich die meisten bereits mit Tickets für 2020 vor dem Lockdown eingedeckt haben.

Bald ein halbes Jahr dauert diese Unsicherheit nun an und es ist absehbar, dass das Ende noch lange nicht in Sicht ist. Die Folgen davon werden Tag für Tag komplexer. Als da sind: Tourneen internationaler Künstler werden alle abgesagt, weil es neben den Veranstaltungsverboten auch Reiseverbote und unterschiedliche Quarantänebestimmungen in den einzelnen Staaten, mittlerweile auch in den deutschen Bundesstaaten gibt. Selbstverständlich wollen alle Beteiligten die Konzerte nachholen und suchen nach Ausweichterminen in 2021, obwohl Niemand so genau wissen kann, ab wann welche neuen Lockerungen gelten oder ein Normalbetrieb wieder denkbar sein wird. Weltweit wird daher ins Blaue geplant, ziemlich verzweifelt, denn der Konzertbranche geht finanziell die Luft aus – etliche Beteiligte haben bereits aufgegeben oder sind insolvent.

Auch alle deutschen Acts haben nach und nach den Glauben verloren und die Flucht ergriffen, ihre Tourneen verschoben, einige Tourneen ersatzlos abgesagt. Alle gut verkauften Konzerte können trotz Lockerungen nicht stattfinden, weil es die massiven Kapazitätseinschränkungen gibt und die Bands erhebliche Verluste statt Einnahmen durch die Tourneen fürchten. Im Colos-Saal mussten wir sogar alle besonders gut verkauften Shows absagen, weil wir die Kartenbesitzer aufgrund der Kapazitätseinschränkungen ja gar nicht alle einlassen könnten. Am Ende hätten wir Veranstalter im Nachhinein entscheiden müssen, wer von den Kartenkäufern rein darf und wer draußen bleiben muss und sein Geld zurück erhält. Undenkbar!
Natürlich mussten auch alle Veranstaltungen ausfallen, die sich aufgrund der eingeschränkten Einnahmemöglichkeiten für die Künstler und ihren Aufwand nicht rechnen – aufwendige Tourneeproduktionen bleiben daher zuhause. Mit anderen Worten: Unwägbarkeit, Unplanbarkeit, Unsicherheit allerorten – kein Ende in Sicht.

Auch wenn ich mich wiederhole: Es ist für mich absolut absurd, dass die Politik sich nicht ein Stück weit ehrlich macht und es nun schon Monate unterlässt, klar zu erklären, dass es so etwas, wie einen normalen Konzertbetrieb dieses Jahr und möglicherweise auch 2021 nicht mehr geben wird. Angesichts der Lage wird es nämlich darauf hinaus laufen. Ich persönlich hatte das bereits öffentlich Ende April vorausgesagt. Damit wäre zumindest eine klare Planungssituation für den Rest des Jahres gegeben gewesen. Wir tappen aber weiterhin alle im Dunklen und haben keinerlei Sicherheit. Aber vielleicht scheuen Merkel, Söder und Co. die Konseqenzen, denn zigtausend Arbeitsplätze und hunderte Betriebe im Veranstaltungsgewerbe sind gefährdet und wenn die Kultur in diesem Land nicht einen irreparablen Schaden erleiden soll, müssen zwingend und schnell finanzielle Hilfen bzw. Rettungsprogramme kommen und nicht nur angekündigt werden.

Da sind nun einige in Sicht, aber die Verfahren laufen erst an, sind kompliziert, finanziell gedeckelt, kommen für etliche Teilnehmer jetzt schon zu spät und noch gibt es keine Erfahrungen, ob sie denn auch bei den Richtigen ankommen.

Das Hilfsprogramm aus dem Bundeswirtschaftsministerium scheint für unsere Branche zu kurz angesetzt zu sein, denn es gilt nur für Juni bis August. Das bayerische Programm ist da ein Stück weit ehrlicher, denn es signalisiert Unterstützung für die Monate Juli bis Dezember(sic!). Söder und Co. wissen also mehr. Bei der Vielzahl der Betroffenen scheint es mir allerdings erheblich unterfinanziert und das Windhundprinzip wird zeigen, dass da etliche leer ausgehen werden. Zwei weitere Hilfsprogramm, die für die Kultur signalisiert wurden, sind heute noch nicht einmal so weit, dass es dafür Antragsverfahren gibt. Alles offen somit. Die Spannung will nicht aufhören.

Meine Prognose: Auch 2021 wird es massive Einschränkungen des Normalbetriebs in der Kultur geben und somit kommt es entweder zur völligen Vernichtung der Branche und ihrer Arbeitsplätze, oder es gibt weitere Milliarden Hilfsgelder aus der staatlichen Gelddruckerei. Alles andere ist mittlerweile eine Illussion.

Trotz dieses ungeschönten Lageberichts aus dem Colos-Saal sind wir froh, wenigstens für einen Monat einen Plan zu haben und freuen uns sowohl auf die Künstler, als auch auf das Publikum im September. Was den Rest des irren Konzertjahres 2020 angeht, müssen wir Euch weiterhin um Geduld bitten, denn noch wissen wir es nicht so genau. Aber wir werden Euch über unsere Kanäle rechtzeitig informieren.

Unsere Liste fängt zu Eurer besseren Orientierung mit den 7 nicht abgesagten Veranstaltungen des Septembers an. Auf colos-saal.de ist das derzeit nicht so übersichtlich, weil wir uns gezwungen sehen, auch alle Termine noch zu zeigen, die vor dem Lockdown bereits veröffentlicht waren. Viele von Euch haben dafür bereits Karten und sollen auf den ersten Blick erkennen können, was denn nun mit der jeweiligen Veranstaltung passieren wird. Eine komplette Liste aller abgesagten bzw. verschobenen Konzerte seit Mitte März bis Ende des Jahres findet Ihr hier und erfahrt in jedem Einzelfall, was denn für bereits gekaufte Karten gilt. Aufgrund der derzeitigen Lage, bleibt diese Liste vorerst sichtbar und wird täglich erweitert.

Viele von Euch kommen auf uns zu und fragen, ob sie denn noch irgendwie spenden oder helfen können. Wie wir dazu stehen, könnt Ihr hier nachlesen.
Vorletzter Hinweis: Das unten abgebildete Programm zwischen Oktober und Dezember 2020 wird so nicht stattfinden. Auch wenn der Colos-Saal nicht mehr daran glauben mag, sind viele Künstler und ihre Managements noch nicht bereit, auch die Konzerte des letzten Quartals abzusagen oder zu verschieben. Man hofft verzweifelt auf weitere Lockerungen, fehlen doch überall die Einnahmen. Wir können Euch daher vorerst immer nur kurzfristig das tatsächlich machbare Programm ankündigen und werden dazu auch weitere Newsletter verschicken, denn je näher wir zeitlich dem Herbst und Winter kommen, desto schneller wird die nächste Absagelawine wohl kommen.

Letzter Hinweis: Unser Büro ist nach wie vor nur unregelmäßig besetzt, denn alle Mitarbeiter außer dem Chef sind in Kurzarbeit. Daher erreicht Ihr uns derzeit sicher nur per email an die Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Allerdings beantworten wir bzw. ich auch zügig jede ernstgemeinte Frage.

Wir sehen uns (hoffentlich bald wieder) bei den Konzerten.

Herzliche Grüße von
Claus Berninger und dem Colos-Saal-Team

Quelle: Colos-Saal

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.