Colos-Saal Aschaffenburg: ein Plan und neues Programm

Hallo Real Music Lovers, Nach sechs Monaten Lockdown und Planungsunsicherheit haben wir endlich auch einmal gute Nachrichten für Euch: Es geht weiter im Colos-Saal!

 

Wir machen mindestens bis Ende Dezember 2020 unsere sogenannten Corona-Concerts, ein neues Ersatzprogramm mit bestuhlten Veranstaltungen für (derzeit) maximal 100 Besucher – in der Praxis sind es eher nur 80, weil die Besucherzahl vom Mindestabstand abhängt, der einzuhalten ist. Unsere ursprüngliche Planung mussten wir in den Acker kicken, weil das internationale Tourneegeschehen komplett auf Eis liegt. Manche Veranstaltungen mussten wir absagen, die meisten haben wir verschoben. Als Kundenservice für Euch führen wir eine Liste unter dem Link „Corona Virus und die Folgen: Hier alle Programmänderungen“, der Euch exakt sagt, was denn nun mit all den ausgefallenen Terminen 2020 passiert ist und was für bereits gekaufte Karten jeweils gilt.

Wenn Ihr Euch nun auf www.colos-saal.de die Monate September bis Dezember anschaut, sind seit heute ausschließlich alle Ersatzveranstaltungen zu sehen, die wir unter den bestehenden Bedingungen durchführen wollen und können. Welche das sind, fassen wir hier zusammen: „Corona-Concerts – das neue Programm und die Regeln".

Nun werden sich viele Leute fragen, wie denn eine Spielstätte mit 15 festangestellten Mitarbeitern bei einer derart einschränkenden Genehmigung, die nur ein Sechstel der normalen Besucherkapazität zulässt, wirtschaftlich klar kommen soll? Die Antwort ist eindeutig: Das kann nicht funktionieren.

Aber unsere Situation hat sich wesentlich geändert – lange genug hat es gedauert. Am 4. September kam eine entscheidende email bei uns an. Wir erhielten einen Bescheid aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst über die „Gewährung von Finanzhilfen nach den Richtlinien für die Unterstützung der von der Corona-Virus-Pandemie (SARS-CoV-2) beeinträchtigten kulturellen Spielstätten“ („Spielstättenprogramm“). Premiere also in unserer 36-jährigen Firmengeschichte: Wir werden erstmals mit öffentlichen Mitteln als Kulturbetrieb unterstützt. Der Freistaat Bayern hatte nämlich nach langen Verhandlungen mit insbesondere dem VPBy (dem Verband für Popkultur in Bayern e.V. – ja den gibt es und seine beiden Geschäftsführer Bernd Schweinar und Bernd Strieder machen einen guten Job) endlich Einsehen und verstanden, dass es gerade die privatwirtschaftlich organisierte Kultur ist, die mittlerweile die meisten Kulturveranstaltungen in diesem Land organisiert, welche von der Pandemie und dem Bühnenlockdown, verbunden mit Verdienstausfall über 6 Monate, existentiell bedroht ist.

Mit anderen Worten: Es gibt ein bayerisches Spielstättenrettungsprogramm, möglicherweise sogar das beste Landesprogramm in Deutschland, das uns finanziell bis Ende des Jahres in die Lage versetzt, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Wir erhalten somit Gelder für Personal- und Sachkosten, ohne die wir unter den gegebenen Umständen nicht wieder öffnen hätten können. Wir hoffen sehr, dass auch unsere vielen Kollegen aus den anderen Spielstätten in Bayern und anderswo in dieses Programm geraten, denn sie sind ja alle in der gleichen Lage wie wir und nur bei einem Erhalt der Spielstätten werden die Künstler auch wieder auftreten und Geld verdienen können. Ein wichtiger Baustein zur Rettung der Kultur.

Ist unsere Branche (oder der Colos-Saal) damit gerettet? Nein, dies ist eine wirksame und wichtige, aber nur temporäre Form der Förderung, die dringend in ähnlicher Weise auch für das Jahr 2021 aufgesetzt werden muss, denn gerade die Nachrichtenlage der letzten Tage über das weltweite Pandemiegeschehen zeigt deutlich, dass die Politik noch nicht ansatztweise über einen Normalbetrieb wie vor dem März 2020 ab dem kommenden Jahr nachdenkt. Unser Branchennetzwerk rechnet mittlerweile damit, dass der Ausnahmezustand und die Besucherbeschränkungen in ähnlicher Weise auch noch im neuen Jahr gelten werden.

Die Branche ist auch deshalb noch nicht gerettet, weil für die wichtigsten Akteure, nämlich die soloselbstständigen Künstler, Techniker, Agenten, Booker, Dienstleister im Kulturbereich immer noch keine vernünftige, finanzielle Kompensation seitens der Politik für ein halbes Jahr Totalausfall gefunden wurde. Der Verweis auf Hartz IV ist für diesen Personenkreis, der bislang eigentlich die Kultur am Laufen hielt und zigtausende Existenzen betrifft, weiterhin völlig unzureichend und massiv unfair. Hier ist dringend Handlungsbedarf seitens Bund und Ländern. Außerdem ist zu befürchten, dass nicht alle Spielstätten von den Förder- und Rettungsprogrammen profitieren, weil sie möglicherweise nicht die Voraussetzungen erfüllen.

Trotz dieser kritischen Anmerkungen wollen wir fair bleiben. Als uns spätestens Anfang März klar wurde, dass der Colos-Saal von Schließung bedroht ist, war das Entsetzen im Team groß. Damals hätte sich Keine/r von uns vorstellen können, dass es tatsächlich Hilfen des Staates geben wird. Weder hätten wir daran gedacht, die Mitarbeiter problemlos in die Kurzarbeit schicken zu können (gab es für unsere Branche bislang nicht), noch hätten wir von Soforthilfen des Landes oder Überbrückungshilfen des Bundes geträumt. Sechs Monate später sind wir schlauer und müssen feststellen, die Rettungsprogramme laufen endlich an und es gibt so etwas, wie eine Hoffnung für die Zukunft der Kultur – zumindest im Bundesland Bayern.

Der Colos-Saal müsste daher eigentlich unter jede Veranstaltung unseres neuen Ersatzprogramms im Rahmen der Corona-Concerts drunter schreiben: „Sponsored by Bund und Ländern.“ Oder vielmehr „... by Bund, Ländern & vielen großzügigen Spendern“, denn den lieben Menschen, die an unserer Crowd-Funding-Kampagne teilgenommen haben, ist es ebenso zu verdanken, dass unsere Firma nach einem halben Jahr ohne Umsätze und weiter laufenden Kosten immer noch nicht tief in die Verschuldung gehen musste.

Wir sind somit handlungsfähig und haben Anfang September begonnen, wieder Konzerte zu veranstalten, trotz der massiven Einschränkungen und Auflagen. Auch wenn sich viele unserer Stammgäste auf eine neue Konzertatmosphäre und sehr überschaubare Reihen, auf das Maskentragen und die Mindestabstände einlassen müssen, spüren wir, dass das Angebot dankbar vom Publikum aufgenommen wird, denn die meisten Veranstaltungen sind oder werden ausverkauft. Auch die Doppelshows, von denen wir nun etliche wegen des Andrangs anbieten, sind für uns neu und funktionieren problemlos.

Wir erzielen damit keine relevanten Einnahmen, was uns aber im Moment egal sein kann, denn die staatlichen Fördermittel kompensieren in unserem Fall bis Ende des Jahres alle Verluste. Für uns sehr wichtig ist, dass wir mit unserem Ersatzprogramm ab sofort wieder in der Lage sind, Gagen zu zahlen, auf die viele Künstler, siehe oben, derzeit dringend angewiesen sind. Denn nur wenn die überleben, überlebt auch unsere Rock-, Pop- und Jazzkultur. Traumgagen sind das natürlich nicht, aber erste Schritte zu einem wie auch immer gearteten „Neustart Kultur“ laufen nun an und der Colos-Saal versucht, mit anzuschieben.

Auch wenn wir die neue Konzertreihe hier als „Ersatzkonzerte“ bezeichnen, gehen wir unsererseits mit vollem Elan dran. Aber der Zusammenbruch des internationalen Tourneezirkus‘ hält an, richtige Tourneen gibt es noch keine, ordentliche Gagen sind nicht zu erzielen, größere Produktionen sind undenkbar, viele Musikprojekte liegen auf Eis. Ein Booking, wie noch bis März, ist derzeit unmöglich und wir werden vorerst überwiegend programmlich improvisieren, wovon sicher auch die regionale Musikerszene mehr als bisher profitieren wird. Trotzdem haben wir mit der Schweizer Band des Bluesstars Philipp Fankhauser, der serbischen Gitarristin Ana Popovic und dem britischen Sänger Ray Wilson schon wieder die ersten internationalen Künstler im Angebot. In groben Zügen steht das Programm nun, es werden aber auch noch weitere Konzerte dazu kommen.

Was wir versprechen können: Das Colos-Saal-Team wird diese Veranstaltungen mit gewohnter Leidenschaft und vollem Engagement durchziehen, denn Konzerte sind unsere Passion. Wir werden es dem Publikum sowie den Künstlern so schön wie möglich machen und zumindest in einem Punkt den „Normalzustand“ wieder herstellen: Klang und Licht sowie natürlich das Können der Musiker werden für atmosphärisch dichte und emotionale Erlebnisse sorgen. Bei der Übersichtlichkeit im Club und unseren Hygienemaßnahmen muss auch kein Besucher Angst vor einer Infektionsgefahr bei uns haben, denn wir halten die vorgegebenen Regeln strikt ein und tricksen nicht. Herzlichen Dank im Voraus allen Besuchern, die ebenfalls die neuen Spielregen beachten.

Wie es im neuen Jahr weiter gehen wird, können wir noch nicht sagen. Aber wir halten Euch auf dem Laufenden.
Wir sehen uns bei den Konzerten!

Herzliche Grüße von
Claus Berninger und dem Colos-Saal-Team

Quelle: Colos-Saal

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