Saint City Orchestra - neues Album "Unified" veröffentlicht
«Iren» ist menschlich: Saint City Orchestra bricht mit neuem Album «Unified» stilbewusst die Tradition.
Befreien wir uns mal von Genre-gekoppelten Klischees. Ja, die St. Galler vom Saint City Orchestra waren und sind der irischen Folkmusik keinesfalls abgewandt. Auf der 2. Scherbe «Unified» erhöht das Sextett ganz klar das Tempo und treibt es mit verzerrter Stromgitarre auf ein Level, welches um ein Haar «headbangbar» ist. Einem gewissen Stilbewusstsein der Tradition gegenüber sind die Saints dann immerhin doch noch treu geblieben.
Ach was! Machen wir uns nichts vor und beenden das dröge Understatement. Wenn «Unified» eines vereinheitlicht dann, die musikalischen Einflüsse Ihrer Protagonisten. Es hört sich an wie eine Kneipenschlägerei zwischen Billie Joe Armstrong und dem heiligen Patrick von Irland. Genau hier liegen nämlich die Wurzeln des Orchesters begraben. Im Punk. Punkt. Die «volkstümlichen» Elemente der Tracks sind lediglich noch willkommene Ruhepausen, damit die Gehörgänge nicht an Reizüberflutung kollabieren. Die Sittenwächter mögen sich nun daran aufreiben. Aber seien wir doch mal ehrlich: Bei einer Band in diesem Format erwartet man, dass es zugange geht wie in einer wilden Schiessbude und nicht wie beim Gesamtchor der ungeküssten Katecheten.
Saint City Orchestra - UNIFIED (Official Video)
https://www.youtube.com/watch?v=gcrGvsyOHn0
Ab dem ersten Ton des Eröffners «To your Honour» sind die Fronten geklärt und man erwartet, dass sogleich Rick «Wild Thing» Vaughn auf den Platz einmarschiert. Doch dann kommt alles anders und die Hommage an unsere Alltagshelden brüllt einem bereits entgegen. Wo andere nur klatschen, widmen die Saints der hart arbeitenden Bevölkerung das 1. Lied der Platte. Mit sehr präsenter E-Gitarre umreisst «Hey roar you bastards» die Freundschaft, welche erst richtig Fahrt aufnimmt, wenn es mal richtig turbulent wird. Zusammen durch dick & dünn ist schliesslich nicht nur eine abgelutschte Floskel. Die Tempowechsel sind dabei genauso gewollt wie die Sing-along-Passagen und verstärken das Gemeinschaftsgefühl ungemein. Der Namensgeber «Unified» gönnt dem Hörer keine Pause und knüppelt mit einem ungehörigen Drive 3.5 Minuten vollbusige Glückseligkeit.
Saint City Orchestra - HEY ROAR YOU BASTARDS ( Official Video )
https://www.youtube.com/watch?v=DlX4jlpB0aI
Wie der Titel bereits ankündigt, ist «Suicide Bobby» gleichzeitig das fröhlichste Lied mit der traurigsten Story. Und das ist nicht die einzige Kontroverse. Den Saints gelingt im selben Stück, sich vom Seemanns-Geschunkel direkt in einem «Circle of Death» wiederzufinden. Bei «Chaos in my Brain» fiddelt es von Beginn weg drauf los. Der traditionellste Wurf auf der Scherbe – wenn man das denn so nennen darf. Die Grundhaltung ist schnell erklärt: struggling but don’t give a fuck. «Burn» hingegen könnte problemlos bei einer Hochzeit im Balkan Schritt halten. Auch dort gilt schliesslich: ich kann mich an nichts mehr erinnern, aber trage es weiter in meinem Herzen. Das Leben kann einem üble Streiche spielen und trotzdem gibt es Menschen, die in dieser Zeit für dich da sind. Genau darum geht es in der Ballade «Fragile and Pure» welche ausnahmsweise nicht auf Highspeed läuft und wohl auch daher als Ruhepause in der Mitte des Albums auftaucht. Der Refrain vom gesellschaftskritischen «Small World» erinnert ein wenig an Offspring und verfügt über solide Metal Riffs. Ein Einfluss welcher wahrscheinlich den Jahrgängen der Musiker geschuldet ist. «The Master of the fool» beginnt ohne Verschnaufpause und unterstreicht unisono die Lebensmaxime von SCO, sich niemals unterkriegen zu lassen. Bei so viel Amüsement auf einer CD, braucht es auch die Kehrseite. «Wrong side of the track» verkörpert diese und trägt dem Kater nach einer durchtränkten Nacht Rechnung. Und schon beinahe selbstironisch folgt darauf mit «A toast» das Trinklied schlechthin. Mitmach-Musik für Lebenslagen jenseits der gesetzlichen Promillegrenze, taugt der Song aber auch als Antidepressivum morgens im Berufsverkehr. Die Scheibe gipfelt in der neu aufgenommen und unter Starkstrom gesetzten Hymne «Saint City my Pride». Die Huldigung an ihre Heimat war in der gezähmten Ausführung bereits auf dem Debut «Chaos» zu finden. Diese Version schlägt dem Fass jedoch den Boden aus und ist ein Schlachtruf gegen jeden pollundertragenden Bausparer. Es wirkt so, als hätten sie den direkt bei «Fluch der Karibik» vom Soundtrack geklaut. «Nimm was du kriegen kannst und gib nichts davon wieder zurück» - In dieser Sache dürften sich Captain Jack Sparrow und die Saints bestimmt einig sein.
Saint City Orchestra - SUICIDE BOBBY ( Official Video )
https://www.youtube.com/watch?v=_6MFxHlF4Qs
«Unified» übt eine feuchtfröhliche Anziehungskraft auf all jene aus, welche sich unbedingt wieder mal kopfüber ins Wochenende stürzen wollen. Gute Stimmung ist eine Lebenseinstellung, welche mit einem Spritzer Alkohol entweder leicht verderblich oder hoch entzündlich wird. In diesem Beispiel ist zweifelsohne Letzteres die Devise. Man bleibt etwas penetriert zurück und denkt sich nur – was für ein abgedrehter Haufen!
Das Saint City Orchestra ist eindeutig auf dem Weg nach oben und dabei hat ein rauer Anstrich noch nie geschadet. Mit mehr «high voltage» transportiert die Truppe die ungebrochene Lebensfreude noch lauter ins Wohnzimmer ihrer stetig wachsenden Gefolgschaft. Ein Album welches nicht zuletzt in ganz Europa für Furore sorgen wird. PUNKt.
Saint City Orchestra - TO YOUR HONOUR ( Official Video )
https://www.youtube.com/watch?v=yjeqWuHuNTU
Saint City Orchestra - Unified
VÖ: 17.09.21
Label: 36zwei Entertainment GmbH
Vertrieb: Cargo Records
LINE-UP
Sandro Schmid (Gesang, Gitarre, Tamburin)
Mäsi Eigenmann (Gesang, Schlagzeug)
Rouven Rapp (E-Bass)
Gabriel Eschenmoser (Akkordeon)
Lorenzo Sirinzi (E-Gitarre)
Eva Wey (Geige)
DISKOGRAFIE
2017 – Knights & Thieves (Single)
2017 – Saint City Orchestra (EP)
2018 – Mr. & Mrs. (Single)
2018 – Chaos (Album)
https://www.saintcityorchestra.com
Quelle: Oktober Promotion