Das Geheimnis um die Band MYSTERY ist gelüftet

Die "Platte mit dem Auge drauf" wird sie in Szene- und Sammlerkreisen gerne genannt. METAL FORCES (USA) und KERRANG (UK) gaben dem seltsamen Album mehr als positive Wertungen, während der deutsche Metal Hammer regelrecht hilflos erschien.

1988 gab es zwar schon Subgenre, doch das Korsett saß noch ziemlich fest, so dass "Mystery" für viele Fans und Presseleute einfach seiner Zeit voraus war. Doch auch das ist nur die halbe Wahrheit, denn das Album klingt auch heute noch kauziger und einfach anders, als 99% der Neuveröffentlichungen. "Diesen Sound gibt es nur einmal und das ist eben auf dieser Platte", sagt Golden Core A&R und Mystery-Fan Andreas "Neudi" Neuderth. "Mir war immer klar, dass es sich hier nicht um eine normale oder echte Band handelt, denn Metalmusiker würden weder auf diese Weise komponieren, noch spielen. Aber man hört auch die hohe Qualität der Beteiligten, die sich hinter Pseudonymen versteckten. Mystery hatten die Nase einige Längen vor vielen der echten Metalbands", führt er aus. Seit über 20 Jahren versucht er herauszubekommen, wer denn genau auf "Mystery" spielt und singt. Immer wieder führten die Forschungen ins Nichts oder zu anderen Acts mit gleichem Namen. Erst 2022 konnte der Kontakt zu "Gerald L.", dem Sänger, hergestellt werden und man landete bei der renommierten Hamburg Blues Band. Deren Vokalist Gert Lange ist "Gerald L.", der letztendlich auch die Wiederveröffentlichung auf Golden Core/ZYX (gerade erschienen!) möglich gemacht hat. Leider sind die restlichen "Mysteries" nicht mehr am Leben, gelten aber in Rock-. und Krautrockkreisen als Legenden.

Hier nun erstmals das Line Up dieser Metalband, die eigentlich keine war:
LEO LEHR – Interzone, Pudelko
HANSI WALLBAUM – Interzone, Curly Curve, Hamburg Blues Band, Stoppok, Pudelko
INGO BISCHOF – Kraan, Lake, Karthago, Guru Guru, Atlantis, Birth Control
GERT LANGE – Hamburg Blues Band

Diese gestandenen Musiker wurden vom Inhaber der kurzlebigen Plattenfirma TRC Records (Berlin) gefragt, ob sie nicht eine Heavy Metal-Scheibe schreiben und aufnehmen könnten. Und dies geschah dann 1988 in den Interzone Studios Berlin, innerhalb von nur wenigen Tagen. Was als Auftrag begann, entwickelte sich für die Beteiligten zum Spaß und der Anspruch, ein "möglichst hartes und verrücktes Album zu machen" stieg schon nach wenigen Stunden. Leider war die Plattenfirma zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Frühling 1988 schon wieder Geschichte und Mystery bekamen im Grunde keine Chance. Das ändert jetzt die erste (!) Wiederveröffentlichung auf CD (und 2013 auch Vinyl) auf Golden Core/ZYX. Neben dem remasterten Sound findet man dort die gesamte Geschichte und das Phänomen Mystery beschrieben im Booklet (Gert Lange, Neudi).

Quelle: GOLDEN CORE/ZYX MUSIC