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FRANK SCHÄFER - MOTÖRHEAD - Eine Biografie


VÖ: 15.12.2025
(Suhrkamp Verlag)

Style: Biografie

Homepage:
Suhrkamp Verlag

FRANK SCHÄFER – MOTÖRHEAD Eine Biografie Buch,
261 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2025

Der Autor seit vielen Jahren als Literaturkritiker Spezialist für Hard Rock und Heavy Metal u. a. für taz, NZZ, Zeit Online, sowie in betreuender Tätigkeit einer Kolumne im Rolling Stone und Rock Hard tätig veröffentlicht knapp zehn Jahre nach Lemmy's Ableben am 15.12.2025 die erste deutsche Biografie über Lemmy Kilmister und seine Band. Damit sind reichlich Erwartungen und Vorfreude geweckt.

Autor Frank Schäfer, Jahrgang 1966 versteht es als MOTÖRHEAD-Fan älteren Semesters der die Band erstmals, wie er schreibt Mitte der 80er live sah, seine Sichtweise auf Lemmy und dessen jeweilige Bandbesrtzungen bei MOTÖRHEAD in ironisch-zynisch sarkastischer Weise darzustellen, wobei öfter ein verschmitzt augenzwinkerndes Lächeln im Rahmen der Ausführungen erkennbar wird. Es beginnt mit Lemmy's Geburt über seine Kindheit als Sohn eines Pfarrers und einer Krankenschwester in der bedrückenden Nachkriegszeit am 24. Dezember 1945.

Im Buch blickt der Verfasser weit in die Vergangenheit zurück als Lemmy zunächst Gehversuche in diversen Bands macht, sich zwischenzeitlich als Gitarrenroadie für JIMI HENDRIX verdingt, anfangs der Gitarre zuwandte, ehe ihm spätestens als er JIMI HENDRIX live on Stage sehen darf, bewusst wird, es lieber sein zu lassen und sich für den Bass z entscheiden, da Bassspielen ihm leichter fällt, um gleichzeitig zu singen, sich dann auf die Space-Rock Hippies von HAWKWIND einlässt, wo er als Bassist obwohl nicht Bandboss öfter als der Bandkollegschaft lieb sein konnte, die Regie übernimmt. Nach unrühmlichem Rauswurf bei HAWKWIND wegen eines Drogen-Exzesses mit zugehöriger Konsequenz aus der Lemmy Lehren zieht, ergreift er seine Chance zur Selbstverwirklichung. Damit nimmt die Geschichte der lautesten, dreckigsten und härtesten sämtliche Bühnen in Schutt und Asche legenden Rock n' Rollband ihren Lauf.  Was danach passiert als Lemmy von den Ex-Bandkumpels getrennt seiner eigenen Wege geht, offenbart gar obskure Seiten des MOTÖRHEAD-Frontmanns, der sich gern selbst in den Vordergrund rückte, ohne jedoch seine Bandkollegschaft zu vergessen.

Wenn die Worte 'Heavy Metal' fallen, bezieht sich Autor Frank Schäfer auf's ganze Genre seinerzeit verallgemeinernd ausgedrückt, wird aber selbst weil er natürlich ebenso genau weiß, das Lemmy nie müde wurde, in Interviews oder bei passend sich ergebender Gelegenheit zu betonen, dass MOTÖRHEAD keine Heavy Metalband seien.„We're Motörhead..., and we play Rock n' Roll!“ Dieses aussagekräftige jeden MOTÖRHEAD-Auftritt ankündigende Bandcredo allein sagt alles, ebenso das 1987 veröffentlichte, ihrer Musik Rechnung tragend 'Rock n' Roll' betitelte Album, dessen Inhalt nichts anderem als purem Rock n' Roll von den 50ern - 70ern frönt, Rockabilly, Rock n Roll-Einflüsse, und Blues und Punk verwoben mit kantigem Hard Rock finden sich in der Musik von MOTÖRHEAD wieder. Eine solch kompromisslos Arschtretende KickAss-Attitüde auf hohem Energielevel mit räudigem Charme hatten nur raue Straßen-Punkbands, weshalb MOTÖRHEAD selbst insbesondere auch von den Punks gemocht wurden. MOTÖRHEAD waren der ausgestreckte Mittelfinger gegen den Mainstream. - Das blieb aller durchlebten Höhen und Tiefen zum Trotz auch so!

Das Buch zeichnet schrittweise den Aufstieg der Band mitsamt des in spätererer Zeit um Lemmy entstandenen geradezu astronomisches Außmaß annehmenden Personenkultes den der MOTÖRHEAD-Bandboss durch gesunde Portion Selbstironie gar fleißig förderte, auch über die Zusammenarbeit mit Joe Petagno und wie es zu dessen für die Band entworfenen, nicht mehr wegzudenkenden Warpig Band-Maskottchen gekommen war, weiß vorliegendes Buch zu berichten. Bandinterne Querelen einbeziehend, beleuchtet es die bekannter weiße chaotische Band-Frühphase (1977 – 82), Lemmy's Komplikationen infolge Lemmy's Freundschaft mit PLASMATICS-Sängerin Wendy O Williams, ebenso spiegelt es den wechselhaften Weg vom Vierer Ban- Line Up bis in die Mid-90er zum Werden der beständigsten zwei Dekaden unveränderten Dreier-Besetzung. Des Weiteren finden Lemmy's Kampf gegen jegliche Versuche von Labels, ihm ins Handwerk zu pfuschen, das harte teils ausschweifende Tourleben und im Mittelpunkt Lemmy selbst als einzig beständige Konstante Berücksichtigung, mit dessen Zutun die Band - ganz gleich, was immer sie tut oder nicht – steht und fällt. Schonungslos widmen sich die letzten Seiten dem traurigen Abstieg einer ehemals alles in Trümmer legenden Live-Band als MOTÖRHEAD gezwungen waren, viele noch anstehende Termine aus gesundheitlichen Gründen ihres erkrankten Bandkopfes und Frontmannes Lemmy zu canceln, dessen Ableben vier Tage nach seinem 70. Geburtstag am 28.12.2015 erfolgte.

Dem Autoren gelingt das Kunststück, im Zuge jeweiliger Entstehungsprozesse aller Studioalben (in chronologischer Reihenfolge) inklusive deren schwankendem Erfolg zurück greifend auf treuen Fans der 40 Jahre bestehenden Warpig Crew bekannter Begebenheiten sowie damit verbundener Touren durch zahlreiche Länder (einschließlich Höhen und Tiefen) chronologisch aneinanderzureihen. Des Weiteren gibt der Autor tiefen Einblick unter Heranziehung einzelner Songtextpassagen in Lemmy's Gefühlsleben als Mensch und Musiker. Selbst MOTÖRHEAD-Fans, die schon vieles kennen, können mit diesem empfehlenswerten Buch bisher offene Wissenslücken schließen. Kurz vor Ende sei diese Anmerkung erlaubt: Brian Dickinson als Sänger von Iron Maiden (?) - (vgl. S. 198) im Buch, dessen korrekter Name Bruce Dickinson ist - bedarf bei nächster Auflage der ansonsten durchweg unterhaltsamen Lektüre insofern dringender Änderung. Alles in Allem ein sehr informatives Buch, das sich spannend  liest und nie ernsthaft droht, langweilig zu werden,

MOTÖRHEAD – Eine Biografie... wirkt wie die darin rezessierte Band selbst - wild, wiedersprüchlich und rebellisch - Quod erat demonstrandum - was zu beweisen war. 9/10