KATI NAUMANN - Die Liebhaber meiner Töchter
VÖ: 10.05.13
(Deutsche Grammophon)
Homepage:
http://www.dg-literatur.de/katalog/detail/product/190789/die-liebhaber-meiner-toechter/
Klapptext:
Eigentlich waren Nina die Freunde ihrer drei Töchter schon so richtig ans Herz gewachsen. Sie wohnten in ihrem Haus, und sie kümmerte sich um sie wie um eigene Söhne. Es ist schon ein gutes Gefühl, so sehr gebraucht zu werden! Umso größer ist ihr Schreck, als ihre Töchter ihnen den Laufpass geben, einem nach dem anderen. Wie gut, dass sie dann plötzlich wieder vor ihrer Haustür stehen! Das »Hotel Mama« ist wieder eröffnet – und wird bald zum Familienzoo.
Gelesen von Ruth Moschner.
Kritik:
Zunächst lässt sich der als Hörbuch vertonte Roman über den Achtmann-Haushalt der Familie der erzählenden Protagonistin Nina, deren drei gerade erwachsene Töchter mitsamt ihrer jeweiligen Lebensabschnittsgefährten im elterlichen Häuschen mit Garten wohnen, wie eine jener fröhlichen Geschichten über die kunterbunte Großfamilie a la Evelyn Sanders ( Jeans und freche Klappe, Radau im Reihenhaus..) an. Ninas heile Welt zerbricht jäh, nicht nur, weil die flügge gewordenen Töchter das Nest verlassen, sondern weil diese sich allesamt mit einem Schlag von den jeweiligen Schwiegersöhnen in spe trennen. Gelangweilt von ihrem eintönigen Job sieht sich Nina ihres gewohnten Lebens und ihrer Aufgabe beraubt, die Brut samt Anhang zu bemuttern. Schon bald stehen nicht etwa die Töchter, sondern die verlassenen Liebhaber mit hängenden Ohren vor dem Luxushotel "Mama" und werden von Nina wieder aufgenommen, was sie weidlich auszunutzen wissen. Mag der Beginn der Geschichte noch viel Spaß machen und womöglich für den einen oder anderen Hörer mit Großfamilienhintergrund ein wissendes Lächeln entlocken, kippt die Glaubwürdigkeit der Geschichte irgendwann ein wenig mit der Wiederaufnahme der Schwiegersöhne. Anfänglich zwar noch nachvollziehbar, stellt sich dem Hörer irgendwann die Frage, wie naiv eine gestandene berufstätige Mutter dreier erwachsener Töchter wohl sein mag, um hinter deren Rücken die abgeschossenen Ex-Lover wieder bei sich aufzunehmen, auf eigene Kosten durchzufüttern und sich immer wieder in ihrem Brutpflegetrieb nach Strich und Faden von Ewig-Nicht-Erwachsen-Werdenden ausnutzen zu lassen, wobei sie sehenden Auges ihre Ehe und das gute Verhältnis zu ihren Töchtern aufs Spiel setzt.Und alles nur, "damit alles so wird wie früher", ohne einmal zu hinterfragen, ob die Töchter nicht ihre guten Gründe für die Trennung hatten. Einerseits werden Gefühle und Gedanken so lebensnah und echt, dabei aber unkompliziert und schnörkellos beschrieben, daß sie den Hörer tief in das Geschehen eintauchen lassen und bisweilen stark berühren, was ich beim Hören sehr positiv empfand. Andererseits wird die absurde Situation teilweise bis ins Groteske gesteigert, daß es am Ende wohl Geschmackssache ist, zu entscheiden, ob da ein wenig zu dick aufgetragen wurde. Mir persönlich wurde die zwar liebenswerte, aber unreife und naive Art der Protagonistin bisweilen etwas zu viel. Ruth Moschner, TV-Moderatorin und Autorin, verleiht allen Personen der Geschichte mit ihrer Leseweise Leben und charakterisiert sie dabei vorzüglich.
Insgesamt eine gelungene Vertonung der heiter-chaotischen Familiengeschichte mit sympathischen bis nervigen Protagonisten, die viele Schmunzler produziert, manchmal fast zu Tränen rührt, aber bisweilen auch mit etwas übersteigerter Art wohl bewußt ein wenig zu dick aufträgt.
6 von 10