INY LORENTZ - Flammen des Himmels

VÖ: bereits erschienen
(Lübbe Audio)
 
Klapptext:
 
Münster im 16. Jahrhundert: Schon dreimal musste die Familie der jungen Frauke Hinrichs fliehen, um nicht als Wiedertäufer entlarvt und umgebracht zu werden. Faukes Vater glaubt seine Familie durch den Schutz des Rates selbst dann noch in Sicherheit, als der Inquisitor Jacobus von Gerwardsborn in der Stadt auftaucht. Doch der Rat braucht ein Opfer ...
Gelesen von Anne Moll
 
Kritik:
 
Bei dem neuen Roman des Autorenpaares Iny Lorentz handelt es sich wie gewohnt um einen Historienroman; angesiedelt vor der Kulisse der - angesichts von Verunsicherung und vom Endzeitgedanken geprägten Bevölkerung - um sich greifenden Reformation im Deutschland des 16. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund dieser von Angst und Umbruch geprägten Zeit läßt man das Geschehen um Protagonistin Frauke Hinrichs im Umfeld der sogenannten Wiedertäuferbewegung, einer radikal-christlichen Reformationsbewegung, stattfinden. Den Fängen der Inquisition entkommen, gelangt Frauke und ihre Familie vom Regen in die Traufe, als sie auf ihrer Flucht nach Münster gelangt, welches durch eine radikale Splittergruppe der Täuferbewegung, der ihre Familie angehört, als "neues Jerusalem" zum Zentrum ihres selbsernannten Reiches wird. Neben den fiktiven Charkteren beleben  historische Figuren wie Täuferkönig Jan van Leiden u.a. die Szenerie. Insgesamt wirkt die Handlung historisch solide recherchiert und liefert einen interessanten Einblick in einen Abschnitt deutscher Geschichte, der vielleicht nicht jedem geläufig ist. Themen wie die Verfolgung Andersdenkender, Intoleranz gepaart mit radikalen Energien, die Beeinflussbarkeit von verunsicherten Menschen und Kriegstreiberei liefern einen traurigen, aber stets aktuellen Bezug zur jüngeren Geschichte bzw. Gegenwart. So interessant die Umsetzung des historischen Themas innerhalb des Romans ist, so saft- und kraftlos bleibt indes die eigentliche Handlung um die Hauptcharktere. Die Personen, allen voran Frauke und ihr Gefährte Lothar, bleiben blass und konturlos. Wie von anderen Romanen Iny Lorentz gewohnt, bleibt auch hier der Wunsch auf interessante, vielschichtigere Charktere unerfüllt. Alle sind gut oder schlecht. Dazwischen gibt es wenig bis nichts. Die Handlung an sich gleicht insgesamt auch in erster Linie der Aufzählung historischer Ereignisse, wie der Belagerung Münsters durch die bischöflichen Söldnerheere. Die Entwicklung von Personen bleibt auf der Strecke oder ist nicht immer schlüssig. Ärgerlich dumm und platt wird Fraukes Vater dargestellt; seine Handlungsweise bleibt schwer nachvollziehbar. Er flieht mit seinem jüngsten Sohn und läßt den Rest der Familie schutzlos der Inquisition preis gegeben zurück. Anfängliche Warnungen schlägt er in den Wind, was recht unrealistisch angesichts der drohenden Verfolgung scheint. Auch dreht sich der eigentliche Handlungsverlauf nach der Flucht der Familie Hinrichs vermehrt im Kreis, es passiert nichts neues. Daher ist "Flammen des Himmels" in meinen Augen nicht unbedingt einer der gelungensten Romane aus der Feder Iny Lorentz'. Sprecherin Anne Moll liest die Figuren der Handlung wie immer solide und ausdrucksstark. Allerdings beweist man mit der Idee, den aus Holland stammenden Jan van Leiden durch Sprecherin Anne Moll mit einem nicht sehr gelungenen Akzent zu versehen, meines Erachtens kein glückliches Händchen. Der eher schlechte als rechte Versuch, einen holländischen Akzent darzustellen, zerrt bereits nach kurzer Zeit gewaltig an Ohren und Nerven. Mag aber sein, daß das Geschmackssache ist.
 
Fazit: Flauer Historienroman mit dennoch interessantem geschichtlichen Hintergrund.
 

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