REBECCA GABLÈ - Das Haupt der Welt

Verfasst von Martin Bothmann am 08. Dezember 2013.

VÖ: bereits erschienen
(LÜBBE Audio)

Klapptext:

"Du hast die Krone bekommen. Also trag sie auch. Und zwar allein." Brandenburg 929: Beim blutigen Sturm durch das deutsche Heer unter König Heinrich I. wird der slawische Fürstensohn Tugomir gefangen genommen. Er und seine Schwester werden nach Magdeburg verschleppt, und bald schon macht sich Tugomir einen Namen als Heiler. Er rettet Heinrichs Sohn Otto das Leben und wird dessen Leibarzt und Lehrer seiner Söhne. Doch noch immer ist er Geisel und Gefangener zwischen zwei Welten. Als sich nach Ottos Krönung die Widersacher formieren, um den König zu stürzen, wendet er sich mit einer ungewöhnlichen Bitte an Tugomir, den Mann, der Freund und Feind zugleich ist ...

gelesen von Detlef Bierstedt

Kritik:

In ihrem neuen Roman wendet sich Rebecca Gablé von England, wo die meisten ihrer histrorischen Romane bislang ihre Bühne hatten, ab und platziert das Geschehen im mittelalterlichen Deutschland. Die Geschichte beginnt inmitten von Kriegswirren der Slawenfeldzüge Heinrichs I, infolgedessen der slawische Prinz Tugomir und dessen Schwester Dragomira als Geiseln an den Hof Heinrich des I. verschleppt werden. Hin- und hergerissen zwischen Loyalität zu seinem Volk und seinem Haß auf die sächsichen Eroberer einerseits und seiner Berufung als Heiler andererseits verlebt er lange Jahre in sächsicher Gefangenschaft und öffnet sich nur widerwillig der fremden Welt und dem fremden Glauben, die ihn umgeben. Nach der Krönung von Heinrichs Sohn Otto steigt er in seiner Stellung auf, bleibt dennoch aber ein Gefangener in der Grauzone zwischen Rechtlosigkeit und Achtung, die er im Laufe der Jahre seinen Feinden abtrotzt. Nach Jahren wendet sich sein Schicksal. Die Geschichte stützt sich auf zahlreiche historische Begebenheiten und Personen, die allesamt gut recherchiert erscheinen. Die handelnden Personen werden zumeist glaubhaft charkterisiert. Lediglich die bis auf Ausnahmen äußerst charkter- und willensstark dargestellten Frauen der Handlung könnte man vor dem Hintergrund des mittelalterlichen Weltbildes eventuell etwas hinterfragen. Es gelingt dem Hörer gut, sich in die Charaktere hineinzuversetzen, was ihn eng in das Geschehen einbindet. Protagonist Thugomir und auch Otto werden facettenreich und differenziert dargestellt und erscheinen daher erfreulich vielschichtig. Dennoch darf es auch hier an einigen, etwas platteren "Guten" und "Bösen" nicht fehlen, die aber dem Roman letztendlich seine Würze verleihen. Der geschichtliche Hintergrund der Handlung ist stets präsent und bestimmt das Geschehen, ohne zu langweilen. Detlef Bierstedt liest auch dieses Audiobook mit angenehmer Stimme, verleiht den Personen ihren Charakter, ohne durch überzogenes Acting den Hörer zu überfordern. Die inszenierte Lesung wird verstärkt durch passende und stimmungsvolle Musik und dezente Geräuschkulisse untermalt und erhät somit sehr viel an Plastizität. Insbesondere die Musik ist gut gewählt, nur hätte das eine oder andere klanggewaltigere Stück, das etwas in den Vordergrund drängt, nicht ständig wiederholt werden sollen; es nutzt sich dadurch im Laufe von immerhin 12 Audio CDs ein wenig ab. Der Pappschuber des Audiobooks ist mit Illustrationen liebevoll gestaltet und ein netter Hingucker.

Fazit: Praller Historienroman, wie man ihn von Rebecca Gablé erwartet. Empfehlung für alles Fans des Genres.