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ROSEMARY McLOUGHLIN - Die Frauen von Tyringham Park

VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)

Homepage:
www.luebbeaudio.de

Klapptext:

Ganz im Süden Irlands befindet sich das prächtige Anwesen von Lord und Lady Blackshaw. Tyringham Park ist ein Ort voller Wohlstand, Prunk und Privilegien. Erst ein verhängnisvolles Ereignis im Jahr 1910 fördert das im Verborgenen brodelnde Chaos von Eifersucht, Intrigen und Betrug zutage: Die jüngste Tochter der Blackshaws verschwindet spurlos – und mit ihr der Frieden von Tyringham Park und seiner Bewohner ...

gelesen von Anja Bilabel

Kritik:

Die Handlung setzt ein, als das Verschwinden der zweijährigen Victoria, Tochter von Lord und Lady Blackshaw auf Tyringham Park bemerkt wird. Um dieses Ereignis herum entspinnt sich die Handlung. Der Fokus liegt zunächst auf Charlotte, der älteren Tochter des Hauses und deren Mutter, Lady Blackshaw sowie auf dem Kindermädchen Miss Dixon, unter dem die kleine Charlotte zu leiden hat. Als Miss Dixon entlassen wird, verfolgen wir deren weitere Geschichte in Abständen gelegentlich weiter, während der Haupthandlungsstrang sich um Charlotte und deren Leben, windet. Ihr Heranwachsen, ihr Erwachsenwerden, ihr Leben als Frau. Besonders zu Anfang werden Hintergründe und Entwicklungen im Leben der Protagonisten durch Rückblicke in die Vergangenheit erläutert. Zum Teil wirkt dies zunächst verwirrend, da sowohl in den Zeiten gesprungen wird, als auch in den Charakteren. Die Hauptpersonen der Handlung werden eingehend charakterisiert. Dies erscheint bisweilen etwas unglaubwürdig, wie unterkühlt und scheinbar gleichgültig beispielsweise die Eltern das Verschwinden der zweijährigen Tocher hinnehmen; die Mutter weiß nicht einmal genau, wie alt ihre ältere Tochter ist usw. Stück für Stück entfalten sich die ebenso bestürzenden wie dramatischen Familienverhältnisse auf Tyringham Park. Lady Blackshaw projiziert die Verachtung für ihren Ehemann auf die ältere Tochter Charlotte und lehnt diese ab. Frustriert über ihre eigenen unerfüllten Sehnsüchte, gelangweilt, erfüllt von Mißgunst und voller Desinteresse an einander, macht sie ihrer Tochter das Leben als Kind/ Jugendliche auf Tyringham Park zur Hölle, während diese sich nach Liebe und Anerkennung verzehrt. Der Vater, ebenfalls gelichgültig und nur an seinen Vergnügen und seiner Karriere interssiert, scheint sich Frau und Kinder nur als Statussymbol zu halten und um die Erbfolge zu sichern. Über allem lastet stets die ungeklärte Frage nach dem Verschwinden von Charlottes jüngerer Schwester, welche erst zum Ende der Geschichte gänzlich aufgeklärt wird. Der Hörer verfolgt im weiteren Verlauf der Geschichte in erster Linie das Leben von Charlotte, das vor Schicksalsschlägen nur so strotzt. Nebenbei wird auch in kleinen Spotlights das weitere Leben des ehemaligen Kindermädchens Dixon am Rande eingeblendet. Am Ende der Handlung laufen die Fäden wieder zusammen und die letzten Fragen werden aufgelöst.  Angetan von diversen Empfehlungen wie „für Fans von Downton Abbey“, geht der Hörer mit einer gewissen Erwartungshaltung an dieses Hörbuch heran. Die Geschichte ist jedoch deutlich düsterer und dramatischer und hat mit dem grandiosen, farbenprächtigen TV-Serienvorbild wenig gemein. Über allem lastet eine extrem pessimistische Grundstimmung schwer auf dem Hörer und sämtliche Entwicklungen scheinen stets in die Katastrophe zu steuern. Man schafft es zu keinem Zeitpunkt, mit einem der Protagonisten zu sympathisieren. Auch wenn man nicht immer Romane mit „Sonnenscheingarantie“ braucht: Hier bleibt noch nach dem Ende des Hörbuches eine Beklemmung, die einen erst einmal nicht mehr losläßt. Anja Bilabel bleibt ihn ihrer Lesung gleichbleibend solide, jedoch mitunter etwas unterkühlt, was die graue Atmosphäre eher noch unterstreicht.

Fazit: Unterkühltes und beklemmendes Period Drama um Enttäuschung und Verbitterung, auf das man sich einlassen muß. Die Meinungen werden hier auseinander gehen.