DANIEL WOLF - Das Salz der Erde
VÖ: bereits veröffentlicht
(Der Hörverlag / Random House)
Homepage:
www.randomhouse.de
Klappentext:
Herzogtum Oberlothringen, 1187: Nach dem Tod seines Vaters übernimmt der junge Salzhändler Michel de Fleury das Familiengeschäft. Die Kunst des Handels hat er in Mailand gelernt. Nun möchte er seine Heimatstadt Varennes-St. Jacques nach italienischem Vorbild zu einer freien Handelsstadt machen. Doch Varennes leidet unter dem korrupten Stadtherrn Bischof Ulman und dem grausamen Ritter Aristide de Guillory, der die Handelswege kontrolliert. Michel steht ein schwerer Kampf bevor. Und auch um seine Liebe muss er kämpfen, denn sein ehemaliger Freund Gaspard Caron verbietet Michel, seine Schwester Isabelle zu heiraten ...
Kritik:
Mit seinem Debüt-Roman „Das Salz der Erde“ gelingt Daniel Wolf ein Meisterstück. Lebendige Schilderungen, sorgsam ausgestaltete Szenerien und größtenteils nachvollziehbare Charaktere zeichnen ein buntes und pralles Bild der mittelalterlichen Welt des 12. Jahrhunderts. Liebevolle Ausgestaltungen lassen die mittelalterliche Welt zum Leben erwachen. Die anschaulichen Schilderungen des Lebens innerhalb der mittelalterlichen Ständegesellschaft, insbesondere der Kaufmannsgilden, der handwerklichen Bruderschaften und dem aufstrebenden Bürgertum der Städte gegenüber den Leibeigenen auf dem Lande, lassen den Hörer tief in das Leben des Mittelalters eintauchen und nebenher viel darüber lernen. Die oft in diesem Genre vorherrschenden Themen wie Kreuzzüge, grandiose Schlachten oder kleine und größere Malessen der adeligen Gesellschaft finden hier nur am Rande Erwähnung oder bilden Nebenschauplätze, was eine angenehme Abwechslung darstellt. Dabei zeichnet Daniel Wolf die Charakter so liebevoll, daß man sofort mit dem Protagonisten sympathisiert, in seine Haut schlüpft und mit ihm liebt und leidet. Einige Themen werden zwar immer wieder aufgegriffen und wiederholt – so zum Beispiel Michels beständiger Kampf gegen die rückwärts gerichteten Ansichten und egoistisch motivierten Handlungen der Gildevorstände, der Stadtherren und des Klerus-, sind aber im Verlauf der Handlung durchaus logisch und nachvollziehbar in seinem Bestreben, Stand uns Rechte der Kaufleute und Bürger zu reformieren. Obwohl es sich um eine vollständige und keine gekürzte Lesung handelt, kommen in über 33 Stunden Hörbuch-Länge keine Langeweile auf. Inhaltlich drängen sich dem Hörer ab und an kleinere und größere „Déja-Vus“ in Verbindung mit Ken „Folletts Tore der Welt“ auf; es gibt einige deutliche Parallelen, die ich hier aber nicht werten möchte. Die auditive Umsetzung der Buchvorlage ist ebenfalls gelungen. Johannes Steck liest dabei mit so viel Herz und Inbrunst, daß der Hörer gebannt an seinen Lippen hängt. Einzig ein wenig mehr Atmosphäre durch dezent eingestreute kurze Musikuntermalung habe ich ein wenig vermisst; dadurch kommen die gelesenen Kapitelüberschriften als Einleitung ein wenig trocken-sachlich daher. Hier und da eine kleine Untermalung mit Musik und Ton wäre trotz der reinen Hörbuchproduktion das Tüpfelchen auf dem „i“ gewesen, ist aber sicher Geschmackssache und sicher nicht unbedingt notwendig. Die CD-Hülle glänzt mit dem schön gestalteten Cover, welches auch die Buchausgabe ziert, und angelehnt an die mittelalterliche Buch-Illumination auch optisch einen Bogen zur Geschichte spannt. Schade nur, daß hier gänzlich auf den Anhang verzichtet wird, den man der Buchausgabe spendiert hat und der geschichtliche Hintergründe und Begrifflichkeiten erläutert. Dies hätte man in Form eines kleinen Booklets ebenfalls beisteuern können.
Fazit: Spannende und plastische Darstellung des Mittelalters fernab von Turnierplätzen, Minnesang und verklärter Ritterkultur. Für Fans von Rebecca Gablé und Ken Folletts „Säulen der Erde“ / Tore der Welt ein Muß.