WILL HILL - Department 19 - Die Mission
VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)
Homepage:
www.luebbeaudio.de
Klapptext:
In Jamie Carpenters Leben war (fast) alles ziemlich normal. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse: Da taucht dieses seltsame Mädchen auf, das dunkle Erinnerungen in Jamie wachruft. Seine Mutter verschwindet spurlos. Er wird von einem dämonischen Kerl bedroht. Und ein monströser Hüne namens Frankenstein rettet ihn. Plötzlich findet sich Jamie in der geheimsten Organisation der britischen Regierung wieder: Department 19. Verantwortlich für die Bekämpfung des Übernatürlichen. Gemeinsam mit Frankenstein und dem Vampirmädchen Larissa versucht Jamie alles, um seine Mutter aus der Gewalt des mächtigsten und brutalsten Vampirs zu befreien. Und gleichzeitig regt sich etwas viel Älteres, das selbst das Department 19 nicht aufhalten kann …
Gelesen von : Dietmar Bär
Kritik:
Das Hörbuch zieht den Hörer gleich zu Anfang zunächst direkt ins dramatische Geschehen und schafft sofort eine Erwartungshaltung. Nach einer kurzen Einführung beginnt die eigentliche Handlung, als der vierzehnjährige Jamie Carpenter ins Department 19 gelangt, einer paramilitärischen Einrichtung der britischen Regierung, welche Vampire und andere übernatürliche Bösewichte bekämpft. Jamie erhält erstmals Einblick in die Welt seines verstorbenen Vaters, der zwei Jahre zuvor erschossen wurde. Nach und nach enthüllt sich dessen Geschichte und Jamies Welt ist nicht mehr die, die er zuvor kannte. Mit Jamies Ankunft im Department lässt zunächst schlagartig die Spannung nach, die gleich zu Beginn des Hörbuchs geschürt wurde. Die ausschweifenden Schilderungen der Örtlichkeiten und des technischen Equipments nimmt zu viel Raum ein und nimmt die Fahrt aus der Geschichte. Jamie erfährt mehr über die Geschichte des Departments und seiner Familie, was jedoch ebenfalls – trotz interessanter Ideen und trotz gekürzter Hörbuchfassung - durch lange Erzählungen und Berichte eine gewisse Langatmigkeit schafft. Einzig die direkte Schilderung der Ereignisse in der Vergangenheit, die die Auslöser der heutigen Entwicklungen darstellen, wird als Rückblende in direkter Form erzählt und ist sofort wesentlich spannender als die Schilderungen in Erzählform durch diverse Nebencharaktere. Die Grundidee der Story von Will Hill weist interessante Ansätze auf. Die Weiterführung der klassischen Dracula-Geschichte von Bram Stoker und deren Fortführung durch die Nachkommen der damaligen Hauptakteure ist zunächst originell und die Wiederbegegnung mit den Namen Harker, Seward und Morris schaffen einen gewissen Bezug durch deren Wiedererkennungswert. Leider entwickeln alle Charaktere, insbesondere Protagonist Jamie wenig Tiefe im Verlauf der Handlung. Jamie entwickelt sich zwar während seines Trainings im Department binnen kürzester Zeit vom frustrierten „Null-Bock“-Teenager zum heldenhaften Kämpfer, der ohne jegliche Vorkenntnisse nach einem eintägigen (!) Crash-Kurs auf einmal selbst den gestandenen Soldaten des Departments Konkurrenz macht und kurze Zeit später bei der Suche nach seiner entführten Mutter und im Kampf gegen den extrem brutalen und psychopathischen Vampir Alexandru über sich hinaus wächst. Das Ganze wirkt aber selbst vor dem Hintergrund eines Jugendromans ein wenig übertrieben und unglaubwürdig. Einzig das Vampirmädchen Larissa bildet noch eine interessante Figur, da sie zunächst wenig vorhersehbar agiert und ein wenig geheimnisvoll bleibt. Auch die Figur des Frankenstein, der Jamie als Beschützer und väterlicher Freund zur Seite steht, hätte mehr Ausarbeitung verdient. Die gesamte Story ist nett in ihren Ansätzen, hat spannende und vor allem sehr actionreiche Momente sowie einige originelle Ideen, kann aber nicht zu hundert Prozent zünden und wird leider allzu oft ausgebremst. Der Kampf mit dem Oberbösewicht zum Ende der Story erscheint dann auch ein wenig profan und läßt den Hörer mit einem etwas enttäuschten „War’s das jetzt ?“ zurück. Wirklicher Kritikpunkt meinerseits ist jedoch die extrem blutige Schilderung von Kampfszenen und vampirischen Ausschweifungen. Gliedmaßen und Gedärme fliegen nur so durch die Gegend, Körper werden zerfetzt, was für ein Jugendbuch um einen vierzehnjährigen Protagonisten in meinen Augen ein No-Go darstellt. Gerade hier erhält man den Eindruck, daß der Autor sich nicht entscheiden konnte, ob er einen Jugend- oder Erwachsenenroman schreiben wollte. Für einen Jugendroman definitiv zu brutal mit deplatzierten verbalen Splattereffekten. Für einen Erwachsenenroman zu flach in den Charakteren. Versöhnlich hingegen stimmt dann noch der Epilog, der einen neuen Handlungsstrang einleitet und die Lust auf Teil 2 „Die Wiederkehr“ schürt. Dietmar Bär verleiht mit angenehmer Lesestimme allen Personen der Handlung eine eigene Stimme und Charakter. Insgesamt weiß das Hörbuch trotz aller Kritik summa summarum solide sowie zumeist spannend zu unterhalten und beweist, daß es - entgegen den gängigen Vampir-Jugendromanzen -auch noch den echten fiesen Vampir gibt. ;-)
Fazit:
Definitiv zu blutige Jugendbuchumsetzung des Vampirthemas fernab von „Twilight“-Plüsch, leider bleibt Handlung trotz viel Potenzial und guten Ideen jedoch ein wenig flach.
6 von 10