INY LORENTZ - Der weiße Stern
VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)
Homepage:
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Klapptext:
Die große Auswanderersaga geht weiter! Amerika im 19. Jahrhundert: Gisela und Walther hat es bei ihrer Flucht aus Preußen in die mexikanische Provinz Tejas verschlagen. Gisela erwartet ihr erstes Kind, während ihr Mann bald schon Bekanntschaft mit den gefürchteten Komantschen macht. Als Gisela einen Sohn zur Welt bringt, erweist sich der friedliche Kontakt mit diesem Stamm als höchst hilfreich, denn Walther kann den Komantschen die junge Nizhoni abkaufen, die den kleinen Josef stillen soll. Die junge Indianerin und Gisela verbindet bald eine tiefe Freundschaft, die sich in vielen Schwierigkeiten bewährt.
Gelesen von: Anne Moll
Kritik:
Band zwei „Der weiße Stern“ der Auswanderer-Trilogie von Iny Lorentz setzt „Das goldene Ufer“ nun in der Neuen Welt fort. Walther und Gisela haben sich mit dem überlassenen Land eine Exsitenz in Mexico aufgebaut. Zunächst scheinen sie am Ziel ihrer Träume angelangt, als sie feststellen müssen, daß auch in ihrer neuen Heimat die erhoffte Freiheit ihre Grenzen findet und auch hier der ehrliche Bürger Repressalien und der Willkür der Machthaber ausgesetzt ist. Walther, der glaubt, all dem nach ihrer Flucht aus Preußen entronnen zu sein, ist enttäuscht und steht nun erneut der Frage gegenüber, ob er sich beugen oder für seine Rechte eintreten soll. Walther und Gisela werden in die Unruhen zwischen den amerikanischen Siedlern und der mexikanischen Regierung hinein gezogen, die sichschnell in einen Unabhängigkeitskrieg auswächst. Walther sieht sich nun vor das Problem gestellt, sichfür eine Seite entscheiden zu müssen, obwohl er auf beiden Seiten Freunde und Gönner hat. Die Handlung wird in Teil zwei hauptsächlich aus der Sichtweise Walthers fortgeführt. Gisela tritt ein stark in den Hintergrund und bleibt als Charakter konturlos und eindimnsional, was ein wenig schade ist, da man aus dieser Figur durchaus hätte mehr herausholen können. Positiv hingegen empfand ich die Entwicklung Walthers, der aus seinem Schatten tritt und beschließt, für seine Familie und derern Rechte zu kämpfen, wenn auch weniger aus heroischem Tatendrang, sonder aus der Not heraus, seine Existenz nicht noch einmal aufgeben zu wollen, was seiner Handlung einen glaubwürdigen Anstrich verleiht. Ein wenig unglaubwürdig hingegen empfand ich die fast bedingungslose Offenheit, mit der Walther und Gisela auf die fremden Völker und Kulturen zugehen, die ihnen in ihrer neuen Heimat begegnen. Wenn dies auch sympathisch ist, stellt sich die Frage, ob das damalige Weltbild das so ohne weiteres ermöglicht hätte und hier nicht weitaus größere Hürden und Konflikte zu überwinden gewesen wären, was widerum der Geschichte mehr Spannung und Tiefe verliehen hätte. So verläuft alles irgendwie zu glatt. Interessant empfand ich Zeit und Ort, an dem der Roman angesiedelt wurde. Auch die historischen Hintergründe der Abspaltung des Staates Texas von Mexico fand ich interessant, wenn auch die Handlung ab einem gewissen Punkt für meinen Geschmack ein wenig zu sehr auf die politischen Ereignisse und den Krieg konzentriert wird. Hingegen hätte ich mir ein wenig mehr Schwerpunkt auf persönlicher Ebene von Walther, Gisela und Nizhoni gewünscht, die irgendwann einfach zu kurz kommt und relativ knapp angebunden abschließt. Insbesondere das Ende empfand ich ein wenig abrupt und wenn es auch erahnbar war, so entwickelt es sich nicht schlüssig genug. Von diesen Kritikpunkten abgesehen, ist „Der weiße Stern“ jedoch angenehm dahinplätschernde Unterhaltung, bei der es sich ohne großen Anspruch entspannen läßt. Anne Moll liest wie immer die Charaktere von Iny Lorentz sehr differenziert und mit viel Charisma. Blebt am Ende nur die Frage zur äußeren Gestaltung: Wie schon bei Band 1 der Trilogie, zeigen Buch- und Hörbuchcover eine hübsche blonde Frau – fragt sich der geneigte Hörer nur, wer das sein soll, sind doch die Protagonistinnen beide schwarzhaarig !?
Fazit: Seichte Unterhaltung vor historischem Hintergrund mit kleinen Schwächen, dennoch für Fans von Iny Lorentz hörenswert.
6 von 10