WILL HILL - Department 19 - Die Wiederkehr

Verfasst von Martin Bothmann am 29. Oktober 2014.

VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)

Klappentext:

Nach der grauenvollen Attacke auf den Ort Lindisfarne müssen Jamie und Larissa mit ihrem Schmerz zurechtkommen: Während Jamie den Tod seines Freundes Frankenstein betrauert, hadert Larissa mehr denn je mit ihrem Vampirdasein. Doch ihnen bleibt kaum Zeit zum Ausruhen: Denn die Asche von Dracula ist wieder in Feindeshand. Die Vampire rotten sich zusammen. Und das Department hat nur 91 Tage Zeit, um den mächtigsten Vampir der Welt zu finden und zu stoppen, bevor er wieder zu voller Stärke kommt …

Gelesen von Detlef Bierstedt

Kritik:

Auch Teil zwei der Vampirreihe von Autor Will Hill führt den Hörer sofort in medias res. Im Gegensatz zu Band eins hält man sich dieses mal angenehmerweise mit nicht allzu vielen Einführungen in die Vorgeschichte und Beschreibungen auf, die in im Auftakt-Roman bisweilen für Längen sorgten. Die Handlung verästelt sich in mehrere Schauplätze und Handlungsstränge, was deutlich mehr Abwechslung in den Erzählfluß bringt. Mit vielen Wendungen führt Will Hill durch die Handlung und kann unterhaltsam seine Vampirsaga actionreich und spannend fortsetzen.Inhaltlich hätte mich der Titel „Wiederkehr“ allerdings insbesondere nach Ende von Teil eins, der bereits Draculas Wiederauferstehung einläutet, etwas mehr Präsenz des Ober-Vampirs vermuten lassen. Tatsächlich bekleidet Dracula allerdings eher einen Randposten, der zwar die Entwicklungen der Story beeinflußt, aber leider relativ wenig die Bühne betritt. Dafür überrascht die Rückkehr anderer Personen, die unverhofft wieder ins Geschehen zurück kehren. Bleibt innerhalb des Hörbuchs die charakerliche Entwicklung von Protagonist Jamie wieder etwas rückständig und nicht immer nachvollziehbar, ärgert mich stattdessen immer noch seine fortgesetzt kometenhafte Mutation zum Oberhelden, der grünschnäbelig ganze Einsatzteams leitet, stets von Schwarzlich Chef Admiral Seward ins Vertrauen gezogen wird und am Ende sogar über streng geheimen Notfallcodes informiert wird. Vielleicht reibe ich mich ein wenig zu sehr an diesen alleskönnenden Super-Teens und sollte bedenken, daß der Roman nun einmal einem eher phanatsielastigen Genre angehört. Aber die von Will Hill erschaffene Welt um Schwarzlicht und Department 19 ist ansonsten so gut durchkonstruiert, daß sie insgesamt einen durchaus glaubwürdigen Eindruck macht (… abgesehen davon, daß es natürlich keine Vampire, Werwölfe etc gibt…) und daher den Hörer leicht ins Geschehen eintauchen läßt. Lediglich diese unglaubwürdige Entwicklung Jamies erzeugt bei mir ein Störgefühl, mag aber letztendlich reine Geschmackssache sein. Weiter würzt die doppelseitige Natur des großen Ur-Vampirs Valentin Rusmanov die Handlung mit einer durchaus interessanten Figur, die schlußendlich leider etwas zu kurz kommt und noch wesentlich mehr Potenzial zum Ausbauen des Charakters geboten hätte. In einigen Punkten erscheint das Hörbuch sehr gerafft und ohne die Buchvorlage zu kennen, meint der Hörer, daß einige kleinere Entwicklungen innerhalb der Handlung und auch bezüglich der Charaktere untereinander dem Rotstift zum Opfer gefallen sind. Ein Umstand, mit der sicherlich jede gekürzte Lesung eines Buches zu kämpfen hat, aber nicht immer fällt es auf. Detlef Bierstedt interpretiert das Buch gekonnt mit seiner einzigartigen und warmen Lesestimme. Abschließend sei noch bemerkt – ob dies ein Plus oder ein Minus ist, mag letztendlich jeder für sich entscheiden – daß auch in Teil 2 für meine Begriffe für einen Jugendroman zu brutal und zu blutig zu Werke gegangen wird. Freilich; es geht um Blutsauger und um Kampf. Aber ob grundsätzlich „Gedärme herausquellen“, Körperteile „zerfetzt“ werden müssen usw. sei mal für eine Leser-Zielgruppe dieses Alters dahin gestellt. Für den erwachsenen Hörer, der zudem auf derlei minutiöse Beschreibungen des Abschlachtens steht, mag das eine nette Abwechslung im Genre darstellen, da Vampire hier wirklich Vampire sein dürfen, böse, gemein und untot – statt megapotente Womanizer, die zufällig Reißzähne haben.

Fazit: Gut unterhaltendes, action- und wendungsreiches Jugendhörbuch mit deutlicher Abkehr vom Plüsch-Vampir-Genre. Punktabzug für zu viel verbalen Splatter im Jugendbuch.

6,5 von 10