DANIEL WOLF - Das Licht der Welt
VÖ: bereits veröffentlicht
(Der Hörverlag)
Hompage:
DER HÖRVERLAG
Klappentext:
Varennes-Saint-Jacques im Jahre des Herrn 1218: Eine Stadt, drei Menschen, drei Schicksale. Der Buchmaler Rémy Fleury träumt von einer Schule, in der jedermann lesen und schreiben lernen kann. Sein Vater Michel, Bürgermeister von Varennes, will seine Heimat zu Frieden und Wohlstand führen, während in Lothringen Krieg herrscht. Die junge Patrizierin Philippine ist in ihrer Vergangenheit gefangen und trifft eine folgenschwere Entscheidung. Sie alle eint der Wunsch nach einer besseren Zukunft, doch ihre Feinde lassen nichts unversucht, sie aufzuhalten.
Gelesen von Johannes Steck
Kritik:
Mit „Das Licht der Welt“ knüpft Autor Daniel Wolf acht Jahre nach Ende der Handlung des Vorgängerromans „Das Salz der Erde“ an die Geschichte um den Kaufmann und Salzhändler Michel Fleury an; erweitert um die Perspektive seines Sohnes Rémy Fleury und entwickelt diese in einem Zeitraum zwischen den Jahren 1214 bis 1248. Während Michel inzwischen als erfolgreicher Kaufmann und Gildemitglied zum Bürgermeister aufgestiegen ist, hat sein Sohn Rémy sich inzwischen als Buchmaler über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht und unterhält seine eigene Buchmaler-Werkstatt. Während die beiden Hauptpersonen – Vater und Sohn – charakterlich unterschiedlicher nicht sein können und eine nicht selten konfliktbeladene Beziehung zu einander haben, eint beide der Wunsch nach mehr Freiheit und Selbstbestimmung für die Menschen in der fiktiven Stadt Varennes-Saint-Jaques in Oberlothringen. Michel erbittet sich nach seiner Mithilfe bei den erfolgreichen Friedensverhandlungen im Krieg zwischen Friedrich II. und dem lothringischen Herzog Thiebaut I als Gunst die Erlaubnis des Königs, in seiner Stadt künftig eine Messe abhalten zu dürfen. Sein Sohn – beeindruckt von dem hohen Maß an Bildung, welchem er im Hofstaat Friedrichs des II. begegnet, als dieser auf der Durchreise die Stadt Varennes besucht, faßt den Plan, eine städtische Schule zu gründen, in der auch die Söhne weniger gut betuchter Bürger der Stadt unterrichtet werden können – im Gegensatz zur Klosterschule, die er für die Bildung und Erziehung von Nicht-Klerikern eher ungeeignet findet. Die Durchsetzung dieser zwei kühnen Unternehmungen führen zwangsweise zu zahlreichen Konflikten. Auch in der Fortsetzung wird das Mittelalter so lebhaft und detailliert beschrieben, daß es für den Hörer lebendig wird. Es eröffnet sich eine Welt voller Details, die lebendige Einblicke in die Zeit, die Gesellschaft, die Gepflogenheiten sowie in das städtische Leben und das Gildenwesen bieten. Anschaulich wird der zähe Kampf gegen die herrschenden Schichten wie Adel, Kirche oder auch rivalisierender Kaufmannsgilden veranschaulicht, die ihre Vormachtstellung schamlos auszunützen wissen um ihre eigenen Interessen zu wahren. Daniel Wolf gelingt es dabei hervorragend, historische Details mit einer lebhaften und glaubwürdigen Handlung zu verbinden. Einzelne Charaktere werden gut gezeichnet und entwickelt, ohne platt und eindimensional zu wirken. Lediglich in der Figur des Universal-Fieslings Lefèvre wird mit Bösartigkeit bis hin zur Pervesion nicht gegeizt und eine abgrundtief böse Figur geschaffen, bei der es wenig charakterliche Facetten zu entdecken gibt. Durch seine schizophrenen Zwiegespräche mit „dem Mann im Spiegel“ kann man dennoch den Charakter nachvollziehen, der mit seiner perfiden Art die ganze Handlung würzt und bereichert, wenn auch manchmal etwas überzeichnet daher kommt. Insgesamt schöpft Autor Daniel Wolf aus dem Vollen, schafft eine abwechslungsreiche Handlung vor einer überzeugenden Kulisse mit glaubhaften Charakteren. Die Produktion wird wie immer hervorragend durch die tolle Lesestimme von Johannes Steck perfektioniert, der man niemals müde wird, zu lauschen.
Fazit: Eine wiederum gelungene Hörbuchunterhaltung, die das Mittelalter glaubhaft zum Leben erweckt und abseits von romantisch-verbrämtem Rittertum oder ruhmreichen Schlachten mit vollkommen anderen Schwerpunkten mit gelegentlichen kleinen Längen gut zu unterhalten weiß.
7 von 10
2070 Minuten
Ungekürzte Lesung