EVA VÖLLER - Zeitenzauber - 01 - Die goldene Brücke
VÖ: bereits erschienen
(Lübbe Audio)
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LÜBBE AUDIO
Klappentext:
Nachdem Anna sich dem Geheimbund der Zeitwächter angeschlossen hat, lässt das nächste Abenteuer nicht lange auf sich warten. Mitten in ihrer Abiturprüfung ereilt sie eine Schreckensnachricht aus Paris: Sebastiano ist verschollen – und zwar im 17. Jahrhundert! Anna begibt sich auf eine gefährliche Reise und findet ihren Freund tatsächlich in Paris wieder. Doch es gibt ein neues Problem: Er hält sich für einen Musketier und hat keine Ahnung, wer Anna ist. Schafft sie es, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen?
Gelesen von Annina Braunmiller-Jest
Kritik:
Nach einem mehr als gelungenen ersten Band bin ich mit einer gewissen Erwartungshaltung an dieses Hörbuch heran gegagen. Hat mich doch Teil 1 „Die magische Gondel“ der „Zeitenzauber“-Buchreihe von Eva Völler mit dem ersten Hören recht begeistert, ist diese Begeisterung mit Teil 2 „Die goldene Brücke“ ein klein wenig abgeflaut. Zwar wird die Geschichte in der gleichen frischen und sympathischen Erzählweise durch die Ich-Perspektive der Protagonistin Anna dargeboten und enthält für sich allein betrachtet auch eine gut ausgearbeitete, mit liebevollen Details und ausführlichen Beschreibungen der historischen Begebenheiten ausgeschmückte Story. Doch läßt sich die ganze Geschichte nach einem wirklich gut gelungenen und rasanten Auftakt erst einmal ziemlich breit und ein wenig zäh aus. Bis die Handlung um die Zeitreise ins Paris des Jahres 1625 und die Zeit der Musketiere endlich Fahrt aufnimmt, vergehen einige Hörbuch-Stunden. Ferner werden im einleitenden Teil sehr viele wiederholende Erklärungen rund um die Personen, die Zeitwächter und die Zeitreise ausgewalzt, die – wenn man Band 1 kennt – einfach zu viel bereits Bekanntes erzählt. Für Quereinsteiger in die Reihe mag dies sicher sinnvol und vielleicht sogar auch notwendig sein. Für alle, die jedoch Teil 1 bereits kennen, wirken die Ausführungen irgendwann ein wenig ermüdend. Im Gegenzug zu den ganzen Erklärungen werden aber die eigentlichen Hintergründe, das Wie und Warum der Eingriffe durch die Zeitwächter und die gehemnisvollen „Alten“, welche die Zeitwächter steuern, weiterhin völlig im Dunkeln belassen. Man ist am Ende von Band 2 diesbezüglich genauso schlau wie nach Band 1. Ein klein bißchen Weiterentwicklung der Erkenntnisse wäre hier toll gewesen. Zwar begeistert weiterhin die detailverliebte Erzählweise und auch die inhaltlich durchaus gelungene und nette Handlung. Aber leider verschenkt man dabei sehr viel an Potenzial, indem man vieles Interessante unbeantwortet läßt und einige Probleme zu platt und profan löst. Es wirkt ein wenig, als wäre der Autorin unterwegs ein wenig die Lust ausgegangen. So werden viele kleine Funken gezündet, die leider an mehreren Ecken und Enden unspektakulär verpuffen. Weiter fällt schnell auf, daß die gesamte Rahmenhandlung der zweiten Zeitreise-Erzählung in sehr vielen Aspekten dem Vorgängerband gleicht. Zwar geht es natürlich in einigen wesentlichen Punkten auch um etwas anderes – so zum Beispiel Sebastianos Gedächtnisverlust, der die beiden Protagonisten widerum sich auf eine völlig andere Art begegnen läßt, was ich auch gelungen fand – und hat auch die Rahmenhandlung dieses mal einen Bezug zum bekannten Werk „Die drei Musketiere“ inklusive der historischen Persönlichkeiten. Aber das Story-Gerüst, in welches die Geschichte hineingebaut wird, ähnelt Band 1 doch immens. Wieder wird Anna bei einer bezüglich der Zeitreise ahnungslosen Person einquartiert, die fortan so etwas wie eine Freundin wird – tatsächlich gibt es derer sogar zwei, genau wie in Band 1. Tatsächlich kann man fast allen Nebenpersonen der Handlung aus Band 1 ein Double mit ähnlichen Charakterzügen und Funktionen innerhalb der Handlung aus Band 2 zuordnen. Wieder muß eine unbekannte Aufgabe erfüllt werden, bevor sie mit Sebastiano mitsamt seinem Gedächtnis in die eigene Zeit zurückkehren kann. Wieder gilt es, den Lauf einer alternativen Zukunft aufzuhalten, in welcher die Stadt abermals in Rauch und Asche liegt. Und wieder entpuppt sich ein harmloser und netter Randcharakter als etwas ganz anderes, als er zu sein scheint. Wieder geht es um rauschende Maskenbälle. Wieder will ein Bösewicht Anna ans Leder und und… Weiter gibt es einige arg unlogische Gegebenheiten oder Handlungsweisen von Anna. Und Sebastianos Gedächtnisverlust, eines der zwei zentralen Themen der Handlung, wird sehr unzureichend und unspektakulär aufgelöst. Hier wäre etwas mehr Originalität angebracht gewesen. Auch übertreibt man Annas sprichwörtliche Tollpatschigkeit. Ständig stolpert und fällt sie durch die Gegend und blamiert sich immer wieder aufs Neue. Das ist mal recht spaßig und es ringt dem Hörer auch das eine oder andere mal ein breites Grinsen ab. Zunehmend greift sich das Herumgepurzel aber ein wenig ab. Aber allen Kritikpunkten zum Trotz kann diese Hörbuchproduktion dennoch solide unterhalten und macht auch streckenweise durch die ansprechende, frische und humorvolle Erzählweise wirklich Spaß. Einen großen Anteil daran hat auch die erneut sehr gelungene Lesung von Annina Braunmiller-Jest.
Fazit: Für sich allein betrachtet eine gelungene und unterhaltsame Zeitreise-Story für die Damenwelt im Teenageralter mit liebevoll gezeichneten Charakteren und vielen schönen historischen Details, welche eine bunte Welt vor dem geistigen Auge entstehen läßt. Im Vergleich zum Vorgängerband aber leider zu viele Ähnlichkeiten, Parallelen und Wiederholungen.
6,5 von 10
2 mp3 CDs
619 Minuten
ab 14 Jahren