REBECCA GABLÉ - Drachenbanner

VÖ: bereits erschienen
(Lübbe Audio)

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Klappentext:

England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen. Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham – dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert. Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs. Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen …

gelesen von Detlef Bierstedt

Kritik:

Die Adelige Adela von Waringham und der Leibeigene Bedric Archer wachsen als Ziehgeschwister auf, nachdem Bedrics Mutter zuvor als Amme in die Burg von Waringham geholt wurde. Sind die beiden im Kindesalter wie Geschwister unzertrennlich, regen sich irgendwann mehr als Zuneigung und zärtliche Gefühle in den beiden. Doch Adela ist als Adeliger ein anderer Weg vorherbestimmt als dem unfreien Bedric. Die Wege der Liebenden trennen sich als Adela an den Hof der Schwester König Heinrichs III., Prinzessin Eleanor, und ihrem Mann Simon de Montfort, den Earl of Leicester, gebracht wird, um zur Dame erzogen zu werden. Bedric bleibt zurück und führt das harte Leben der einfachen Landbevölkerung. Während Bedric um seine Freiheit kämpft, heiratet Adela standesgemäß. Doch das Leben führt die beiden eines ums andere Mal wieder zusammen und ihre niemals erloschene Liebe flammt erneut auf. Missernten, Hungersnot und verschwenderische Kriegspläne des Königs schüren die Unzufriedenheit im Land und so formiert sich unter Simon de Montfort eine offene Opposition, die zur Reform drängt und die Herrschaft des Königs unter die Aufsicht eines Gremiums stellt. Insbesondere Heinrichs Sohn will sich damit nicht abfinden und so zieht ein Krieg herauf.
Mit Teil 7 der Waringham Saga liefert Rebecca Gablé zunächst gewohnt solide Mittelalter-Kost, wie sie der Leser erwartet. Die ersten vier CDs vergehen allerdings ohne nennenswerte Höhen und Tiefen innerhalb der Story. Relativ bald wird jedoch deutlich, dass man inhaltlich nach bereits sechs vorangegangenen Waringham-Romanen allmählich an die Grenzen stößt. Bestimmte Entwicklungen wie beispielsweise die Fehde zwischen Bedric und Adelas Bruder Raymond sind allzu vorhersehbar oder wirken an den Haaren herbeigezogen. Zu viele Zufälle, welche die Handlung und das Schicksal der Protagonisten beeinflussen, lassen den Plot noch mehr konstruiert erscheinen. Ferner fällt es schwer, einen Zugang zu den Protagonisten Adela und Bedric zu finden, die über bloße Stereotype leider nicht hinaus wachsen. Charakterentwicklung sucht man vergebens, obwohl man beiden über Jahrzehnte ihres Lebens folgt. Mittelalterliche Tabu-Themen wie Ehebruch oder Homosexualität werden wie selbstverständlich in die Handlung eingeflochten ohne zu größeren Konflikten zu führen. Auch Bedrics Freiheitsdrang und sein kompromissloses Bestreben, seiner Herkunft zu entkommen, ist grundsätzlich nachvollziehbar, läßt sich aber mit dem Weltbild der mittelalterlichen Ständegesellschaft so gar nicht vereinbaren. Trotz der gewohnten Geschichtslehrstunde in Bezug auf historische Ereignisse wirken die personenbezogenen Handlungen und Ansichten in diesem Roman oftmals zu modern. Ab der zweiten Hälfte zerfasert die Handlung in unzählige Handlungsstränge mit zahllosen Nebencharakteren, deren Namen man am Ende kaum noch überblickt. Weg von den Hauptpersonen Bedric und Adela werden irgendwann nur noch politische Ereignisse heruntergespult. Mehr denn je wirkt die gesamt Handlung nur um Politik und geschichtliche Ereignisse herum konstruiert. Letztere werden teils im Plauderton in Unterhaltungen eingebettet. Nebencharaktere wie die charakterstarke Eleanor und der charismatischen Simon de Montfort wirken mitunter interessanter als die eigentlichen Protagonisten. Immer mehr rückt der Fokus von Bedric, Adela und Waringham ab und läßt alles scheinbar konzeptlos vor sich hin schlingern.
Detlef Bierstedt liest wie immer, über jede Kritik erhaben, mit seiner angenehmen Stimme und hält den Hörer bei der Stange.
Fazit: Viel Politik und Geschichte, wenig Charakterentwicklung oder fesselnde Handlung. Der gesamte Aufbau wirkt nicht homogen und kann leider nicht an die großartigen Vorgänger-Romane anknüpfen.
5 von 10 Punkte