KEN FOLLETT - Die Waffen des Lichts

VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)

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Klappentext:

1792. Die Welt ist in Unruhe. Maschinen machen die Handarbeit der Weber überflüssig – und gefährlich. Ein Landarbeiter stirbt bei einem Unfall und hinterlässt sein Frau Sal und seinen Sohn Kit. Amos, ein junger Tuchfabrikant mit Ambitionen, erbt von seinem Vater ein Unternehmen, das kurz vor dem Ruin steht. Alderman Hornbeam sollte als Friedensrichter für Recht und Ordnung sorgen, schützt aber nur rücksichtslos seinen Reichtum, während Elsie, die Tochter des Bischofs, um die Existenz ihrer Schule für Kinder aus armen Familien kämpft. Und auf dem europäischen Festland schmiedet Napoleon Bonaparte einen gewaltigen Plan, um die Macht an sich zu reißen. Es herrscht Krieg, und der Wandel bestimmt das Leben der Menschen. Wird es ihnen gelingen, sich in der neuen Welt zu behaupten?

Gelesen von: Tobias Kluckert

 

Kritik:

Mit „Die Waffen des Lichts“ setzt Ken Follett ein weiteres Mal seine erfolgreiche Romanreihe um das fiktive Kingsbridge und seine Kathedrale fort. Dabei vollführt er einen großen Zeitsprung und lässt das Geschehen im England des späten 18. Jahrhundert einsetzen, erschüttert durch die französische Revolution, vor dem Hintergrund der aufkommenden Industrialisierung und den napoleonischen Kriegen. Die Gesellschaft ist im Wandel. Wie oft wird die Handlung von einer Vielzahl von Personen getragen. Dabei werden zu Beginn so viele Charaktere eingeführt, dass es fast schwierig ist, der Handlung zu folgen und dabei alle Namen und Personen zuzuordnen. Nach der anfänglichen Verwirrung finden aber alle Personen schnell ihren Platz vor dem geistigen Auge des Zuhörers und es macht Spaß, jeder von ihnen zu folgen. Wir treffen die Weberin Sal, die jung verwitwet sich und ihren kleinen Sohn Kit durchbringen muss. Das Schicksal verschlägt die beiden nach Kingsbridge, nachdem sie Will Riddick, den Sohn des Gutsbesitzers angegriffen hat, weil dieser ihren Sohn verletzt und zudem für den Tod ihres Mannes verantwortlich war. In Kingsbridge kreuzen sich ihre Wege mit denen der vielen anderen Figuren dieses Romans. Der Hörer trifft auf Amos, einen sympathischen jungen Unternehmersohn, der nach dem Tod des Vaters das bankrotte Familienunternehmen übernimmt, auf die ehrgeizige Jane, die unbedingt reich heiraten und gesellschaftlich aufsteigen will. Auf Elsie, die ihrem Vater, dem Bischof von Kingsbridge, eine Armenschule abtrotzt. Den klassischen Bösewicht Hornbeam, der seine Tuchweberei rücksichtslos betreibt, seine Arbeiter schlecht behandelt sowie aus Geld- und Machtgier Tod und Unglück über die Menschen bringt und zudem sein Amt als Friedensrichter für seine Zwecke und denen seiner Verbündeten missbraucht. Den Methodisten Spade, der Amos beim Wiederaufbau des Unternehmens hilft und heimlich die Frau des Bischofs liebt. Überhaupt wird, in Ken Follet-typischer Manier, viel geliebt, gekämpft und gestorben. Tiefschichtige oder komplizierte Charakter findet man eher kaum. Stattdessen folgt man dem klassischen Schwarz-Weiß-Muster. Eine Person ist entweder gut oder böse. In mehreren Zeitsprüngen verfolgen wir das Schicksal aller Personen bis zu den napoelonischen Kriegen. Mittelpunkt sind dieses Mal weniger die kirchlichen Belange rund um die Kathedrale, sondern der gesellschaftliche Wandel, der sich in der aufkommenden Neuzeit vollzieht. Armut und Elend der Arbeiter im Weberei- und Tuchgeschäft der Unternehmer und Kaufleute, aufkommende Arbeitslosigkeit durch den Einsatz erster Webmaschinen, erste gewerkschaftliche Organisationen, Aufstände und Unruhen in einer Zeit des Umbruchs. Follett bettet die Handlung so gekonnt in den historischen Rahmen ein, dass alles ein rundes Ganzes ergibt. Der letzte Teil der Geschichte konzentriert sich auf die Kriegswirren des letzten napoleonischen Krieges, der in Waterloo sein Ende findet. In meinen Augen ist es der deutlich schwächere Teil des Romans. Ein etwas drastischer Cut, weg von den Ereignissen in Kingsbridge. Fast alle Protagonisten finden sich auf dem Kontinent wieder und erleben dort den Krieg oder dessen Auswirkungen. Fast ein wenig hastig werden nun die Abläufe abgespult. Einige Entwicklungen, so auch das Ende des Roman-Böswichts, wirken ein wenig wahllos und nicht so ganz stimmig. Schade. Auch wirken auf mich die homosexuellen Beziehungen, die im Roman zum Tragen kommen, eher hineinkonstruiert und, bezogen auf die Zeit und das Gesellschaftsbild, in ihrer Selbstverständlichkeit nicht so ganz glaubwürdig. Hier wurde viel Konfliktpotenzial verschenkt. Die Kriegshandlungen werden solide und spannend geschildert, ergehen sich aber teils zu lang in Truppenbewegungen und Schlachtenverläufen. Sicher ein notwendiger Zusatz, um den historischen Ereignissen treu zu bleiben und den Verlauf des Krieges schlüssig in die Handlung einzubinden. Dennoch bleibt dieser Teil der Geschichte ein fremdartig wirkender Fortsatz der sonst so stimmig runden Handlung zuvor. Sei es drum. Das Licht der Welt weiß mehr als gekonnt zu unterhalten. Ich konnte erneut mit den Menschen aus Kingsbridge lieben und leiden. Der Roman fächert viele Aspekte von Gesellschaft, Geschichte und spannenden Einzelschicksalen zu einem unterhaltsamen Historien-Roman auf. Bis auf den letzten Teil rundum homogen, stimmig und ausnahmslos unterhaltsam von Anfang bis Ende. Nachdem die letzten Sätze gelesen waren, hätte ich gern noch weiter gehört. Apropos „gelesen“: Tobias Kluckert liest den Roman tadellos mit seiner angenehmen und wandelbaren Stimme. Ein weiterer Aspekt, der mich jederzeit gebannt lauschen ließ.
Fazit: Hochwertige Historien-Roman-Unterhaltung, wie man sie von Ken Follett erwartet. Mit einigen wenigen Abstrichen eine rundum gelungene Fortsetzung der Kingsbridge-Saga, die man selbst nach 900 Hörminuten noch gern weiter gehört hätte. Darüber hinaus gelungene Audioumsetzung.
8 von 10

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