GRUSELKABINETT - 16-19 - Dracula (Box)

Wieder einmal hat man sich bei Titania an Großes herangewagt - nach Frankenstein nun DER Klassiker, Dracula. Die recht orginalgetreue Story von Bram Stokers Dracula dürfte nach Coppolas visuellem Leckerbissen eigentlich jeder kennen. Ein Maß, das es zu erreichen gilt. Aber wer, wenn nicht Titania könnte diese Werk vertonen? Eben - niemand - denn einzig Titania schaffen es immer wieder, diese Art von alter, vor Atmosphäre sprühenden Literatur Leben einzuhauchen. Und so wurde nicht einfach nur Dracula, sondern auch gleich die Kurzgeschichte "Draculas Gast", die von Bram Stoker als Vorgeschichte zu Dracula geplant war, vertont, um beide als Gesamtwerk zu einem auditiven Erlebnis verschmelzen zu lassen. Das Ergebnis: 260 bravouröse Minuten, verteilt auf 4 CDs.

Jonathan Harker, ein junger Rechtsanwalt aus England, ist unterwegs zum Grafen Dracula, um diesen bezüglich des Erwerbs eines Anwesens in London zu beraten. Auf der Reise gerät er in die Nähe eines von der Bevölkerung plötzlich verlassenen Dorfes. Die Neugier des jungen, verwegenen Mannes ist geweckt und alle Mahnungen des verängstigten Kutschers, den verfluchten Ort besonders in der Walpurgisnacht zu meiden, sind vergebens ...

Die bisher recht unbekannte und erst postum veröffentlichte Story, bringt zum ersten Mal Einblicke in die Vorgeschichte Jonathan Harkers. Gerade mit Bravour und Auszeichnung sein Studium beendet, erhält der gute Jonathan den Auftrag, zum Vertagsabschluss mit dem Grafen Dracula nach Transylvanien zu reisen. Die geplante Hochzeit mit seiner geliebten Mina muss daher verschoben werden. Während diese die Wartezeit mit ihrer besten Freundin Lucy verplant, bricht Jonathan auf nach Transylvanien. Auf seiner Reise, die nun von Wien aus starten soll, beschließt Jonathan, seinen letzten Tag für eine Kutschfahrt zu nutzen, um das wundervolle Wetter zu genießen. Die Weigerung des Kutschers, in ein gefürchtetes und gemiedenes Tal zu fahren, die Tatsache der Walpurgisnacht und die Ausflüchte des Kutschers veranlassen Jonathan, seinen Weg in das Tal und das verlassene Dorf zu Fuß fortzusetzen. Der Weg dauert wider Erwarten länger als geplant und so erreicht Jonathan in Begleitung eines Unwetters erst am späten Abend das Dorf und landet mitten auf dem Friedhof. Das Unwetter und ein Hagelschauer treiben Jonathan in eine riesiges, altes Mausoleum. Dort trifft er auf die lockende untote Gräfin Dolingen. Das Eingreifen Draculas höchselbst und ein Blitz, der in das Mausoleum einschlägt, töten die Gräfin. All das nimmt Jonathan nur noch schemenhaft wahr und so kommt er gewärmt von einem geheimnisvollen Wolf draußen auf dem Friedhof wieder zu sich, wo er von Soldaten gefunden wird, die zu seiner Rettung ausgesandt wurden.
Zwar gibt die Story nicht all zu viel her, doch gerade Jonathans Wanderung im verlassenen Dorf ist wirklich gelungen und atmosphärisch umgesetzt. Heulende Wölfe, Donnergrollen und Windheulen schaffen eine düstere dichte Atmosphäre, die sanften, dezenten Grusel aufkommen lässt. Ein gelungener Einstand, dessen 45 Minuten wie im Fluge vergehen. Die Sprecher sind fantastisch gewählt und selbst die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt. Der Soundtrack jederzeit passend und Titania typisch im klassischem Gewand. Ein mehr als guter Beginn für dieses Epos.

Bereits während Jonathan Harkers Reise zur Festung des Grafen Dracula in den Karpaten häuften sich unheilvolle Vorzeichen. Wer ist dieser Graf, zu dem der junge englische Anwalt unterwegs ist? Warum fürchten ihn alle und wagen kaum seinen Namen zu nennen? Jonathan beschließt, trotz allem seinen Auftrag auszuführen und steigt in die Kutsche, die ihn auf das Schloss bringen soll. Was wird ihn dort erwarten …?

In Bistritz angekommen, macht sich Jonathan auf die Reise zum Borgo-Pass. Der Name Dracula sorgt immer und überall für entsetzte Gesichter und das Bitten der einfachen Leute, die Reise nicht weiter fortzusetzten. Endlich und nach langer Reise steht Jonathan dem Grafen gegenüber und macht dessen befremdliche Bekanntschaft.
Die Besetzung Draculas mit Joachim Höppner stellt sich als absoluter Glücksfall heraus. Höppners charismatische Stimme ist nahezu perfekt, um Dracula auditiv eine Seele einzuhauchen. Mit geringen Stilmitteln gelingt es, eine dichte beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die von den erneut phantastischen Sprechern getragen wird. Der Soundtrack ist wieder mehr als gelungen wird aber leider recht spärlich eingesetzt. Dracula, der Jonathan unter immer neuen Vorwänden im Schloss festhält, wird Jonathan immer unheimlicher. Zwar beschränkt sich der Großteil des Hörspiels auf die Dialoge zwischen Dracula und Jonathan, aber die beiden Hauptsprecher verstehen es meisterhaft, den Hörer zu fesseln. Nachts das unheimliche Treiben des Grafen beobachtend und tagsüber auf der Suche nach einem Fluchtweg, fristet Jonathan sein Dasein auf der verlassenen Burg. Hier trifft Jonathan in einem verbotenem Teil des Schlosses auf die drei Gespielinnen Draculas. Nun weiß Jonathan entgültig, mit wem er es zu tun hat und kennt nur noch einen Gedanken: Flucht! Während Dracula mit Hilfe seiner Zigeuner seine Abreise vorbereitet, scheinen Jonathans Tage gezählt, denn die Gespielinnen warten nur darauf, dass Dracula das Schloss verlässt. Gelungen und düster geht die Story weiter, die nun der Abwechslung Willen in einen neuen Handlungsstrang springen wird.

Jonathan Harkers Verlobte Mina Murray beabsichtigt mit ihrer Freundin Lucy Westenra im Badeort Whitby ein paar unbeschwerte Tage in der Sommerfrische zu verleben. Ein heftiger Sturm spült ein von der Mannschaft verlassenes Schiff an Land, das eine unheilvolle Ladung enthält. Lucy beginnt daraufhin unruhig zu schlafen. Etwas ergreift Besitz von ihren Träumen und scheint sie des Nachts auf den alten Friedhof locken zu wollen …

Die Story schwenkt nun zu Mina und der umworbenen Lucy Westenra. Nachdem die Demeter, der Schoner Draculas, in einem schweren Strurm vor London auf Grund läuft, hat der Graf England erreicht. Nur die schrecklichen Aufzeichnungen des toten Kapitäns lassen erahnen, was sich Furchtbares auf dem Schiff zugetragen hat. Während Mina sich immer größere Sorgen um Jonathan macht, hat Dracula Lucy als neues Opfer auserkoren. Als Mina endlich das ersehnte Lebenszeichen Jonathans erhält, der es geschafft hat, dem Schloss zu entkommen, eilt sie zu Jonathan, der seine strapziöse Flucht in einem Kloster auskuriert. Dort lassen die beiden sich vermählen. Der unerklärliche Blutverlust und das Dahinsiechen Minas ruft Professor Abraham Van Helsing auf den Plan. Doch auch einige eilige Bluttransfusionen können Lucy, die unter dem Bann des Grafen steht, nicht mehr retten.
Die anfangs noch gelöste Stimmung des Hörspiels schwenkt relativ schnell in eine bedrückende und düstere Stimmung um. Besonders die Passage der Demeter ist unheimlich, genial, und dramatisch umgesetzt. Die nach wie vor dezent eingesetzten FX sind sehr passend gewählt ohne dass man irgendetwas vermisst. Weniger ist hier, was die Stimmung angeht, mehr. Der Soundtrack wird mit jedem Teil besser, pompöser und passt wie die berühmte Faust aufs Auge. Die Regie ist meisterlich und das Spannungsbarometer steigt von Minute zu Minute und verbindet sich mit den dramatischen Ereignissen zu einem genial umgesetzten Hörspiel.

Gruselkabinett - 19 - Dracula Teil 3 von 3

Klapptext:

London 1893

Unter der Führung von Professor Abraham Van Helsing formiert sich der Widerstand gegen Dracula. Gemeinsam begibt sich die Gruppe auf die Suche nach den übrigen Kisten, die der Schoner Demeter geladen hatte. Durch deren Vernichtung würde dem Vampir der Verbleib in England unmöglich werden. Noch ahnen die Freunde nicht, dass Dracula bereits einen teuflischen Plan ersonnen hat, jemanden aus der Gruppe zu seinem Verbündeten zu machen …

Lucy ist Tot! Die entsetzte Mina wendet sich an Van Hesling, da sie Zusammenhänge zu erkennen beginnt, die zwischen den Geschehnissen um Lucy und dem Tagebucheinträgen Jonathans zu bestehen scheinen. Zeitungsberichte über tote Kinder bringen Van Hesling auf die Spur der nun Untoten Lucy. Auf dem nächtlichen Friedhof von Hempstead werden auch die letzten Zweifel ausgeräumt und Lucy von ihrem Untoten-Dasein befreit. Man beschließt den Verursacher zu stellen und zu bekämpfen. Die Jagd auf Dracula beginnt. Nachdem man Kiste für Kiste habhaft wird und die Heimaterde des Grafen vernichtet, will man den Nosferatu in seinem Anwesen in Carfex stellen. Doch während die Männer der Fährte Draculas nachjagen, hat dieser bereits ein Auge auf Mina geworfen, die ihm nun verfallen ist. Zusammen mit Mina flüchtet der Graf zurück auf sein Schloss in Transylvanien. Eine atemlose Jagd gegen die Zeit beginnt, die im großen Finale auf dem Schloss endet. Einziger Wermutstropfen, dass das große Finale recht kurz und knapp ausgefallen ist. Sound und Soundtrack sind wieder einmal verdammt gut gelungen.
Die Sprecher brillieren erneut und hauchen, nach wie vor jedem Charakter eine Seele ein. Alles, was an Synchronsprechern Rang und Namen hat, wurde für dieses Werk verpflichtet.
Recht clever auch einige der Original Filmstimmen zu verwenden. Auf diese Art schafft man es immer wieder, das Hörspiel sehr stark zu visualisieren.
Ein wirklich famoses Hörspiel-Erlebnis, das erneut bekräftigt das Titania in ihrem, schon fast eigenen, klassischem Grusel Genre die ungekrönten Meister sind. Ein mehr als gelungenes Werk, das die Stimmung des Buches und des Films gekonnt verwebt und zu einem echtem Hörspielerlebnis macht.