STONE RAIDERS - Truth To Power
VÖ: 25.05.12
(Yellow Bird / Soulfood)
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blog.bourelly.de
Der Name STONE RAIDERS weitestgehend unbekannt, trägt dennoch große Namen in sich. Jean-Paul Bourelly gilt als einer der weltbesten Gitarristen und trägt, wie man von seinen Solowerken weiß, den Geist von Jimi Hendrix nicht nur in seinem Spiel, sondern auch seiner Stimme. Wirklich bekannt wurde er allerdings als Session und Live Musiker für ebenso große wie unterschiedliche Künstler wie Miles Davis, Robin Trower und Rod Stewart, um nur eine kleine Auswahl zu benennen. Für 2 Tage des vergangenen Sommers lud er sich 2 befreundete Musiker ins Studio ein, um eine wahrhafte Jean-Paul Bourelly Experience einzuspielen, aber dazu später mehr. Zunächst müssen die beiden beteiligten Musiker näher beleuchtet werden, denn hier kommen echt große Namen zusammen. Darryl Jones kennt man als Tour- und Sessionmusiker keiner geringeren Band als den ROLLING STONES und das seit nunmehr fast 20 Jahren. Doch damit nicht genug. Auch für Miles Davis, Sting und Peter Gabriel zupfte Darryl bereits die heilige 4Saitigkeit. An den Kesseln, die die Welt bedeuten, darf sich Will Calhoun der Drummer von LIVING COLOUR austoben, welcher auch schon für Künstler wie Tarja, B.B. King oder dem seeligen Jaco Pastorius arbeiten durfte. Zusammengenommen eine unglaubliche Vita, welche die drei afro-amerikanischen Musiker hier aufzuweisen haben, doch genügen 2 Tage, um ein dementsprechendes Album einzuspielen? Ohne die individuelle Klasse der 3 Musiker wäre dieses Unterfangen sicherlich unmöglich gewesen, doch was "Truth to power" tatsächlich auszeichnet, ist die Bandbreite, mit welchen die Songs hier aufwarten. Im Stile von Großmeister Jimi Hendrix wird munter durch die Welten des Blues, Jazz, Funk und Rock gewandert und Impressionen gesammelt, die sich dann in den Eigenkompositionen wiederspiegeln. Im Falle der STONE RAIDERS stoppt man auch am Grenzübergang zum Hip Hop nicht und holt sich auch dort noch ein paar Mitbringsel und Puzzelteile für das eigene Klangwerk ab. Einem Puzzle gleich kommt auch der stark improvisierte Einstieg "Power to spirit", bei dem man sich als Hörer noch fragen muss, was einem das Trio damit sagen will. Wohin soll die Reise gehen? Doch diese Frage wird beim folgenden "Funktokomatik" schnell gelöst. Die träumerische Improvisationskunst eines Jimi Hendrix trifft auf den funkig groovenden Rock von LIVING COLOUR und spielerische Instrumentalparts ziehen den Song problemlos über die 7 Minuten Marke hinaus. Auf technische Hilfsmittel verzichtet die Band bewusst, um ein gekonntes Retrofeeling aufkommen zu lassen. Dieses setzt sich dann auch beim Titeltrack fort, welcher problemlos auch Woodstock '69 hätte gespielt werden können. Leider spielen Calhoun und Jones für ihre Verhältnisse doch eher zurückhaltend. Der Fokus liegt deutlich auf dem Gitarrenspiel von Bourelly, der sich auf dem groovenden Fundament ordentlich austoben darf. Doch zumindest in den Instrumentalpassagen hätte ich mir mehr von seinen Mitstreitern erhofft. Ohne Frage ist das Gebotene mehr als solide und weiß zu gefallen, doch irgendwie wird man den Verdacht nicht los, dass hier mehr drin gewesen wäre. Bei Bourelly nicht, der schöpft aus dem Vollen und setzt dem Album seinen Stempel auf. Viele interessante Licks und ausufernde Soli, so wie das ein jeder Gitarrist mag, finden sich auf dem Album wieder doch auch hier hat man manchmal den Eindruck, dass doch stark improvisiert wurde. Die Songs scheinen manchmal ein wenig an Struktur zu vermissen oder liegt dies am Jazz-Anteil? Keine Frage, für dieses Album benötigt man ein gehöriges Maß an Freigeist und musikalischer Weitsicht, wer auf ein Genre festgefahren ist, wird die STONE RAIDERS schnell als reine Jam Band abtun, doch es bleibt zu hoffen, dass da noch mehr kommt. Songs wie die wütende Polit-Anklage "Calling civilization" mit seinem aggressiven Sprechgesang oder das abschließende neuerlich an Hendrix erinnernde "The money disease", bei dem ein wunderschöner Wechsel zwischen Gitarren- und Basslinien zelebriert wird machen jedenfalls Lust auf mehr und zeigen das ein Masterplan für einen Song manchmal doch ganz hilfreich sein kann :-)