ROBIN TROWER - Roots and branches
VÖ: 04.02.2013
(Manhaton Records)
Homepage:
www.trowerpower.com
Es ist nun wirklich kein Novum wenn ein Bluesmusiker seine Wurzeln mittels eines Tribute Albums darlegt. Was also macht "Roots and branches" zu einer Kaufempfehlung? Ganz einfach: Der angesprochene Musiker heißt in diesem Fall Robin Trower! Und Trower wäre nicht einer der größten Bluesgitarristen der Welt würde er seine persönlichen Evergreens die sich zugegebenermaßen nicht viel von den Evergreens eines jeden Bluesers unterscheiden schlicht 1 zu 1 nachspielen würde. Das Trower es versteht seine eigene Note einzubringen zeigt bereits der von Jerry Leiber und Mike Stoller geschriebene und in der Version von Elvis höchsselbst zu Weltruhm gereichte Gassenhauer "Hound dog". Kennt man diesen als rock'n'rollig fetztende Up Tempo Nummer shuffled ihn Trower in gediegener Slow Blues Manier. Keine Frage eine einnehmende Stimme wie der King selbst kann Trower auch wenn er sich in den vergangenen Jahrzenten zu einem wirklich ausdrucksstarken Vokalisten gemausert hat selbstverständlich nicht in dei Waagschale werfen, dafür aber eine gefühlvoll leidende Gitarre und diese dominiert auch den Rest des Albums. Man könnte ihm sprichwörtlich durch Himmel und Hölle folgen. Der Altmeister versteht es mit Tönen Bilder zu malen die man auch ganz ohne Hilfsmittel vor dem geistigen Auge zu sehen vermag. Lauscht man z.B. dem "Little red rooster" von Willie Dixon in der Trower Version so vermag er er den Hörer in die amerikanischen Südstaaten Anfang der 1920iger Jahre zu entführen und hilft zu verstehen warum dieser Verlust für den Interpreten so schmerzlich ist....und wieder leidet die Gitarre schön verzerrt und auf den Punkt. Über Umwege verschlägt er den Hörer wenig später in einen Chicagoer Nachtclub, das Personal stellt die Stühle hoch, fegt den Boden, spült die Gläser, es ist verraucht und stickig und auf der Bühne steht eine verträumte Band und spielt "I believe to my soul" von Ray Charles. Tolles Feeling welches Trower und seine Mannen hier transportieren. Und ja, auch wenn Robin Trowers versiertes Spiel an den 6 Saiten selbstredend im Mittelpunkt steht so wäre das Album nicht ein solches Highlight hätte er sich nicht einmal mehr eine wahre Supergroup in den Background gestellt. Produzent Livingstone Brown spielte weite Teile der tieftönenden Spuren ein welche angenehm unaufdringlich grooven. Auch wenn bei "Sheltered Moon" und dem abschließenden "See my life" Richard Watts das Langholz übernimmt bleiben die tiefen Frequenzen angenehm und beruhigen die Seele. Man holt einen Richard Watts aber natürlich nicht nur zum Bass spielen ins Studio. Wenn der Mann schonmal da ist darf er auch singen und da hört man schon einen klaren Unterschied zu Trowers Organ. Watts ist halt ein paar Jahre jünger und hat deutlich mehr Power in der Stimme. Insbesondere bei der zweiten Elvisnummer "That's alright mama" kommt sein rockiges Timbre gut an und bietet in Hinblick auf das gesamte Album eine nette Abwechslung und ein gern angenommenes Gimmick. Was wären all diese Everblues-Nummern ohne eine ordentliche Hammond Orgel? Damit sich diese Frage überhaupt nicht stellt hat sich Trower keinen geringeren als Luke Smith eingeladen welcher die auch hier enthaltene Nummer "The thrill is gone" bereits mit B.B.King selbst eingespielt hatte? Es geht wohl kaum noch authentischer. Smith bietet eine saubere Performance mit vielen kleinen versteckten Highlights die zu keiner Zeit die gewollte Dominanz der elektrischen Gitarre unterwandern. On top gibt es noch den derzeitigen Vorsitzenden der britischen NHL, der National Harmonica League. Paul Jones und seine Harmonika unterstützen die Truppe bei den beiden Elvis-Nummern und runden das Bild perfekt ab. Wem das immer noch nicht genügt, der werfe jetzt noch einen Blick auf den Albumtitel und hinterfrage die Bedeutung des Geästs neben all den bislang hervorgehobenen Wurzeln. Robin Trower hat zusätzlich noch ein paar eigene neue Nummern geschrieben und diese unauffällig unter das Teilweise fast 80 Jahre alte Songmaterial geschmuggelt ohne das es jemandem auffallen würde. So viel also zur idealen Umsetzung eines Tributalbums mit eigenem Stempel. So wird's gemacht und nicht anders!