SIGH - In Somniphobia




VÖ: Bereits erschienen
(Candlelight Records)

Homepage:
www.myspace.com/sighjapan

Dass es sich bei der japanischen Truppe SIGH um keine platte J-Rock Band handelt, wird bereits beim Betrachten des leicht kranken Coverartworks ihres mittlerweile neunten Releases klar. Mastermind Mirai Kawashima und seine Truppe bedienen ein gänzlich anderes Klientel, doch welches, darüber dürfte sich die Band selbst nicht so ganz klar sein. Eröffnet wird das bunte Treiben von einem schnellen und melodischem Gitarrenriff, welches auch einer klassischen oder Powermetal Band gut zu Gesicht stehen würde. Auch das Drumming galoppiert in vertrauter Rhythmik bis zum ersten Break. Dann steigen Synthis und Streicher ein, wodurch sich das Klangbild verändert. Wenn Mirai dann zum fröhlichen Black Metal Gekeife einlädt, wird klar, dass hier nichts so ist wie es anfangs scheint. So stellt "Purgatory" dann auch einen der eingängigsten Songs des Albums dar. Schon das folgende "The transfiguration tear lucid nightmares" klingt wie der Name suggeriert: Wirr, experimentell und avantgardistisch. Der Song wird von einem gesunden Drive durchzogen, welcher von unaufdringlichen Synthies, melodischem Pfeiffen als Abgang und akzentuiertem Klatschen nicht nur in den Breaks begleitet wird, aber auch orchestrale Frauenchöre und Saxophoneinlagen werden kredenzt. Als wäre die Bandbreite damit noch nicht groß genug, gibt es noch einen Percussionisten auf Speed, der in den Breaks gerne mal am Rad zu drehen beliebt, dazu manisches Gelächter, im Hintergrund Horrorsoundsamples, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die Black Metal Note, welche auf die bereits über 20 Jahre zurückliegenden Anfangstage der Band zurückzuführen ist, liefert einmal mehr Fronter Mirai. Der Song sollte jedem, der die Band noch nicht kennt und der gerne mal eine härtere, aber nicht minder abgedrehte Version von BUTCHER'S BALLROOM antesten möchte, ans Herz gelegt werden. Wer diesen beim ersten Mal Hören versteht, sollte sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben, wer nach 3 Durchläufen einen roten Faden erkennt und diesen genießt, der sollte zugreifen, das komplette Album entfaltet seinen Zauber erst nach mehreren Durchläufen, welche idealerweise über Kopfhörer zugeführt werden sollten, damit sich die Kleinigkeiten nicht im Raum oder Störgeräuschen verlieren. Wer den Song allerdings verstörend findet, sollte einen Bogen um das Album und die Band machen, die Zielgruppe ist gewiss klein, aber erlesen. Herzstück des Albums ist eine 7 Songs umfassende Operette, deren Zusammenhang sich auch erst nach mehreren Durchläufen erschließt, dann aber vor musikalischer Genialität und grandioser Komposition nur so strotzt. Black Metal trifft auf klassische Musik vermischt sich mit Jazz und Folklore, erlaubt sich spaßige Ausflüge in den Ska und reichert sich selbst mit vielen irrwitzigen Soundcollagen und Gruselsounds an. Letztgenannte Komponente, wenn gleich aus dem Sound von SIGH nicht wegzudenken, offenbart dann auch die einzige Schwäche des Albums. Gelegentlich verliert man sich in der eigens erzeugten Stimmung und findet den Weg zurück zum Song nur schwerlich. In diesen Momenten fiept und piepst es an allen Ecken und Enden, Spieluhren erklingen, fieses Lachen durchschneidet den Nebel aus Synthies, doch an einen Song denkt dann minutenlang keiner mehr. Ganz anders bei den beiden abschließenden Nummern des Albums, welche wieder für sich alleine stehen. Hier dominiert der Black Metal, wenngleich auch angereichert mit jeder Menge Wahnwitz, sind diese noch am ehesten "true", wenn man so will. "Fall to the thrall" geht sogar als echt eingängige Black/Thrash-Granate durch und dürfte auch Hardliner begeistern. Aber das ist wie gesagt nicht die Zielgruppe. SIGH verlangen ihrer Hörerschaft eine Menge ab und werden sicherlich auch den ein oder anderen überfordern, also bitte unbedingt Probehören!