HERCULES PROPAGANDA - Hercules Propaganda
VÖ: bereits erschienen
(Fuzzmatazz Records)
Homepage:
www.herculespropaganda.com
Auf ihrem Zweitling schwingen HERCULES PROPAGANDA erneut lässig die Oldshool Hardrock und Punkrock Peitsche. Allein das unbeschreiblich bizarre Konstrukt aus Plüschtieren, 50er Jahre Schaufensterwerbereklamen, Uncle Sam und einer davor stehend reichlich bestrunzt wirkenden Cowboy-Lady mit dicken Knutschlippen, die auf den ersten Blick glatt wie eine Puppenausgabe von Brigitte Bardot in jungen Jahren durchgehen würde, zeigt, das es noch richtig verdrehte Bands gibt, die sich gern klassischer Heavy Metal und Punk-Klischees bedienen, wobei es völlig wurscht ist, wen die Puppe mit ihrem Lasso fängt. Um den Sinn der Band zu verstehen, bedarf es statt abgedreht oder schlichtweg durchgeknallt sein, einer Vorliebe für Klischees, denn was wären Heavy Metal oder Punk ohne dementsprechende Klischees? Sie gehören einfach dazu, wie die Butter auf's Brot! KISS ohne Maskerade? ALICE COOPER, LIZZY BORDEN, KING DIAMOND ohne Horrorimage und entsprechender Show? Die SEX PISTOLS ohne räudiges Straßenimage, DANZIG und THE MISFITS ohne Horrorglamrockimage plus entsprechend umgesetzter Optik? Nö (!) oder unentbehrliche Szenevorreiter wie SLADE oder THE SWEET zu deren besten Tagen, mit abgefahrenen Glam-Rock-Outfits) deren Sound ebenfalls heraushörbar ist, geschweige denn: IRON MAIDEN ohne Eddie oder JUDAS PRIEST ohne Nieten und Leder? Undenkbar! Im Heavy Metal geht es nicht darum, einen Schönheitspreis zu gewinnen; echte Rocker und Punks zeigen der Gesellschaft mittels Texten und Musik die hässliche Seite des Lebens als deutliches Signal dessen auf, wo(für) sie steht. Das ist nicht erst seit Combos wie HERCULES PROPAGANDA Fakt.Das bewußte tief „den Finger in die Wunde legen“ allein dafür stehen Protagonisten genannten Schlages. Gezielt gewählte Provokation zwecks Wachrüttelns der Gesellschaft war im Heavy Metal und Punk ohnehin schon immer Gang und gäbe. Ebenso muss auch HERCULES PROPAGANDA dieses Gymmick komplett zugestanden werden. Obwohl das extrem skurille Cover schon für sich genommen einen völlig irrwitzigen Blickfang darstellt. Keine Ahnung, ob zwecks Gestaltung des abstrusen Konstrukts kaum näher zu bezeichnende Halluzigene Mittelchen im Spiel waren, das ist auch relativ latte, solange die Mucke stimmt! Ebensowenig darf zweckdienlich das fleißig der schönsten Nebensache der Welt frönende Neonleuchtreklamepärchen auf Streich Nummer zwei nicht fehlen. Musikmässig entführen die Thüringer direkt in die Zeit des Heavy Metals und Punkrocks der 80er, wobei sie eine immens vielschichtige Palette diverser Genreeinflüsse jener Zeitepoche abdecken. Sieben locker ins Gehör laufende Rock n' Roller von wunderschön räudig kantigem Kellersoundcharme, geprägt durch virtuos facettenreich rockig, speckig, räudig bis anrüchig verrucht siffigem Straßengesang, wobei ausgerechnet das ungemein melancholisch zumindest stellenweise langsamste (als Hommage an einige sich selbst oft zu ernst nehmende Extremschwarzheimerkapellen erinnernde) Schlußstück „Children of Satan“ das Highlight auf einem unterhaltsamen Siebentracker bildet, der seelige Erinnerungen weckt. Vereinzelte Schieftöne und dumpfes Garagendrumming stören keineswegs, sondern runden das Gesamtbild passend ab.Wer dieses Album anhand von Maßstäben wie 'Perfektion' bewertet, liegt absolut falsch. Klar- und Digitalklarsoundfetischisten können sich kräftig ihre Haare raufen, das wird genauso wenig bewirken. Alben dieser Kategorie sind nicht für penible Kleingeister, sondern für Leute gemacht, denen viel an gutem kantigen Oldshool-Feeling liegt, das wird auf dem Siebentracker nämlich reichlich geboten. Musik, zum gemütlich lockeren Chillout, dazu gepflegt ne kalte Limo, Cola oder ein Bierchen zischen und alles weitere einfach auf sich zukommen lassen, - wen kümmert's?