WHEEL - Icarus
VÖ: 30.08.2013
(Eyes Like Snow)
Homepage:
www.facebook.com/Wheeldoom
2009 mit dem Zweitrack Demo „Icarus“ auf einem Independent Label eingestiegen, widmete sich die in der Bierstadt Dortmund gegründete aus den Power- und Thrashmetalbands AVANITAS bzw. MCDEATH entstandene Doomcombo WHEEL auf ihrem 2010 veröffentlichten Debüt zunächst altertümlichen Sagengut vorchristlicher Religionen, drei Jahre später konzentriert sich der Vierer auf klassisch griechische Mythologie. Ikarus war der Sohn von Dädalus. Er wollte vor König Minos fliehen, der ihm verboten hatte, die Insel zu verlassen. Um dieses Ziel zu erreichen, tat Ikarus alles, dafür schlug er die ernst gemeinte Warnung seines Vaters leichtsinnig in den Wind, nicht der Sonne zu nahe zu kommen, im Übermut handelnd, flog Ikarus zu hoch, die tödliche Sonnenhitze in seinem jugendlichen Leichtsinn erst viel zu spät registrierend schmolzen seine Wachsflügel, der unaufhaltsame Sturz in die Tiefe des Meeres war die Folge. Ein solcher ist bei WHEEL nicht der Fall. Zeitweise bin ich geneigt, den Querverweis mit AHAB vor allem zu deren letztem Werk „The Giant“ zu ziehen, wofür schon der Anfang des einleitenden Auftakts „Oblivion“ sorgt. Derart intensiv schwerblütig, direkt auf den Punkt gebracht vertonte Heavyness der soviel unheilvoll beklemmendes Flair beiwohnt, fabrizieren lediglich bestimmte Slow-Motion-Kapellen, stets nur die tiefgreifend leidenschaftlich emotionell zu Werke gehenden unter ihnen. Sänger Arkadian Kurek besitzt ein klassisch ausgebildetes Organ für Epic-Doom. Dieser Stil bildet zusammen mit Proto-Doomanleihen (BLACK SABBATH)-MY DYING BRIDE/SOLITUDE AETURNUS- an mancher Ecke sogar PAGAN ALTAR-Feeling verteilend Grundlage für einen Siebentrackling, an dessen Inhalt echte Doomlunatics nicht vorbei kommen. Von schleppend heavy über mystisch verwoben, vom ergreifenden Trauermodus gepackt bis ins Pathos beladene Epicmuster wechselnd, dabei trotz allem Trauerflor satte Groovelines beinhaltend, offenbart der Silberdeckel diverse Facetten, sogar ein wenig LAKE OF TEARS kommen zum Vorschein, wobei der heroisch fließende Titeltrack „Icarus“ begleitet von einem getragenen Leadsolo, dem gelungener Trauerweidenästhetik innewohnt, dominiert - zum kleinen Juwel avanciert. Kraftvolle Gitarrengrundriffs, elegischer Pathosgesang, majestätisch getragene Melancholieteppiche und wechselweise zwischen mystisch, gequält leidensmelancholisch über schleppend rockend bis fett groovend pendelnde Rhythmus/Stimmungswechsel sowie das beständig vorhandene Gefühl purer Unberechenbarkeit, im nächsten Moment kann etwas überraschendes passieren, bringen das siedend heiß unterm Feuerkessel zusammengebraute Süppchen zum Dampfen, Brodeln, Kochen und Gären. „The Misinterpretation of Kadar“ entpuppt sich als dramatisch simpel aufgebauter Doom-Stampfer im Epic-Format, der im Mittelteil Fahrt verlierend den Groovefaktor zum Ende die Oberhand gewinnen lässt. Das Highlight setzen WHEEL wohlweislich zum Schluß: „Frozen Sun“ ist eine mächtige durch Größen der CANDLEMASS, AHAB, MY DYING BRIDE und SOLITUDE AETURNUS-Topliga beeinflußte, fast Neunminütige Doomwalze bei der an passender Stelle vereinzelte Deathgrowls zum Zuge kommen. Zwar können WHEEL nicht die Sonne berühren, dafür machen sie nichts reichlich spektakuläres, doch gelingt es der Band auf ihrem Zweitling, die Messlatte für den traditionellen Doom-Sektor enorm hoch anzulegen, das sie auf ihrem speziell eingeschlagenen Weg nur von wenigen erreicht werden. Sieben kleine, durch Melodie, Härte, geheimnisvollen Sprechgesang und vertont geheimnisvolle Düster-Mystik gefärbte Geschichten, die ihren Platz im Kreis hochkarätig erlesener Düster-Zeitlupenrockformationen finden werden. Zwecks Coverartworkgestaltung wurde übrigens David Csicsely (T. F. O.S.) bemüht, dessen Hand für seine Hauptformation und viele andere Bands Plattencover zeichnete, dessen unverwechselbarer Stil sein schwermetallisches Konsumentenklientel rein optisch wie gewohnt zu begeistern weiß.
Fazit: Gelungenes Zweitwerk, das vor allem der Epic-Doomfraktion runterlaufen sollte, wie Öl! Dicke 8,5 Punkte sind Lohn für eine traditionell gestaltete Doom-Orgie, die permanent fesselt.