PAUL STANLEY - "Live To Win"


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VÖ: 20.10.06
(Universal)

Homepage:
www.paulstanley.com

Ich kann mich kaum mehr daran erinnern, in den letzten Jahren so sehnsüchtig auf ein Album gewartet zu haben, doch jetzt ist es endlich soweit: die neue Paul Stanley Solo Scheibe steht in den Startlöchern. Meistens sind die Alben, auf die man sich am meisten freut oder besser gesagt: auf die man am meisten baut, die größten Enttäuschungen. Beispiele dafür gibt es mehr als genug, wenn man dabei an Queensryche´s Operation Mindcrime 2 oder etwa Metallica´s St. Anger denkt. Beide Scheiben weckten ähnlich hohe Erwartungen, unterschritten diese aber, wenn man gnädig ist, um mehr als 50 %.

28 Jahre nach seinem ersten Solostreich, der noch unter dem Markennamen „KISS“ das Licht der Welt erblickte und schon damals in meinen Augen das beste Album der 4 Maskenmänner darstellte, liegt nun „Live To Win“ in meinem CD-Schacht und will so gar nicht mehr da raus kommen … ich nehme es einfach mal vorweg: Das Ding ist der absolute Hammer!!!! Was ist so besonders an dem Teil? Die Gesamtspielzeit ist es mit Sicherheit nicht, denn das Teil weigert sich mehr als 33 Minuten und 53 Sekunden auf meinem Player-Display anzuzeigen. Doch damit haben wir, ohne einen Ton gehört zu haben, erst einmal den einzigen Kritikpunkt zu bemängeln … vorerst!

Der erste Song: „Live To Win“  kommt ohne großes Vorspiel sofort zur Sache und zeigt die Richtung an, die das Album bis zum Ende durchwandern wird: Eingängige Melodien und tiefgründige Texte, die autobiographische Statements beinhalten und dabei nie die Roots, nämlich puren und schnörkellosen Rock´n´roll, aus den Augen verlieren. Dabei strahlt schon alleine dieser Song soviel Frische aus, als hätte man es mit einer jungen Band zu tun, die gerade ihren ersten Plattenvertrag in der Tasche hat, was nicht zuletzt an dem modernen Sound liegt, der schon beim zweiten Song „Wake Up Screaming“ deutlicher zum Vorschein kommt. „Lift“ , der dritte Song, kommt mit deutlich tiefer gestimmten Gitarren relativ schwerfällig daher und braucht erst mal zwei, drei Umdrehungen, bevor er sich zur Hirnzecke entwickelt. Mit „Everytime I See You Around“  wird es dann zu ersten Mal etwas ruhiger. Hier lassen sich auch am leichtesten Parallelen zu vorhandenen Veröffentlichungen des Haupterwerbs ziehen, da dieser Song durchaus auf „Hot In The Shade“ gepasst hätte, was im übrigen auch auf Song Nr. 5 zutreffen könnte, der als gestandener Rocker wieder zum Zappeln animiert. Wer nun glaubt, Paul Stanley hätte Songs verwurstet, die auf der Liste der nicht passenden Kiss-Songs gestanden hätten, um sie nach ein paar Jahren gewinnbringend auf einem Silberling zu veräußern, darf sich als getäuscht betrachten und sich beschämt in die Ecke stellen. Alle Songs wurden nur für dieses Album geschrieben. Da Paul einer der Hauptsongwriter, wenn nicht sogar der Hauptsongwriter überhaupt bei Kiss ist, dürften Ähnlichkeiten nicht sonderlich verwundern.
Mit Titel 6 „All About You“  ist mein absoluter Favorit am Start … eher ruhig und getragen im Strophenteil, explodiert das Teil in einem unvergleichlichen Partyrefrain in einer Art und Weise, wie es nur ein Paul Stanley zu schreiben vermag. Mit „Second To None“  wird eine musikalische Brücke zu Titel Nr.4 geschlagen und wir befinden uns einmal mehr im Reich der Powerballaden. „It´s Not Me“ … was für Melodiebögen … was für ein Mörderrefrain … ein Midtemporocker, wie er typischer nicht sein könnte, um in der Folge Powerballade Nr. 3 aus der Kiste zu holen, die zwar etwas klischeebehaftet wirkt, ihre Wirkung jedoch nicht verfehlt. Mit „Where Angels Dare“ kommen wir nun schon zum Schlussgebet, das sich einmal mehr als waschechter Midtemporocker seinen Weg durch die Ohrmuschel gräbt und zumindest mich, annähernd intensiv wie „All About You“, nicht mehr loslässt.

Paul Stanley hat unter Mitwirkung von Desmond Child (Kiss, Ricky Martin) und Andreas Carlsson (Bon Jovi, Britney Spears) 10 umwerfende Songs aus dem Ärmel geschüttelt. An den Aufnahmen waren u.a. auch Größen wie Holly Knight (Tina Turner, Pat Benatar), John 5 (Rob Zombie, Marilyn Manson) und Marti Frederiksen (Aerosmith, Faith Hill) beteiligt.
Mit Hilfe von Gitarrist Corky James ( Avril Lavigne, The Matrix), Schlagzeuger Victor Indrizzo (Beck, Macy Gray), Keyboarder Harry Sommerdahl ( Carrie Underwood, Lindsay Lohan) und Ex-Kiss Bruce Kulick hat Paul Stanley laut eigenem Statement „ein Ziel erreicht“, nämlich das, sämtliche Grenzen zu missachten, die eigenen Fähigkeiten zu erkunden und ein Album für sich und von ihm zu präsentieren. 

Ich musste in der Vergangenheit immer wieder feststellen, dass verschiedene Bands meinen, ihr Können ausschließlich mit komplizierten Hooklines und Arrangements unter Beweis stellen zu müssen und dabei übersehen, dass es unterm Strich nichts Schwierigeres gibt, als einfach strukturierte Songs zu schreiben und dabei auch noch gegenüber den Menschen etwas auszusagen und mit auf den Weg zu geben, was schon im ersten Song nachdenklich machen sollte: „Live To Win“ ist nicht nur irgend ein Albumtitel eines namhaften Künstlers. Es ist gleichsam die Verkündung einer Lebenseinstellung und ein Tritt in den Hintern für die, die ihren Weg noch nicht gefunden haben.

Zu geschwollen formuliert? O.K.

Das Teil ist schweinegeil, tritt Arsch, Album des Jahres im Bereich melodischer Hardrock und………………………………………………………………………Kaufzwang!!!!!!!!!

Ach so ... die anfangs bemängelten „nur 33 Minuten und 53 Sekunden“ stören nicht mehr, da sie nur beim Blick auf das Display des CD-Players auffallen … im laufenden Betrieb macht sich das kaum bemerkbar ;-)

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