APRIL - Tidelines


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VÖ: 30.03.07
Style: (Modern) Metal
(Spinefarm Records)

Homepage:
www.aprilweb.net

Die Begriffe "Metalcore" und "Modern Metal" werden zusehends unpopulärer und so plötzlich wie sie scheinbar inflationär in aller Munde waren, ziehen sie sich wieder zurück. Es bleibt die Suche nach neuen Bezeichnungen und der Kreativität sind nach wie vor keine Grenzen gesetzt. Die musikalische Artikulation bleibt dabei jedoch nach wie vor die gleiche - und gleich bleibt auch die Tatsache, dass es in dem Bereich, was 2006 noch als Metalcore oder sanfter als Modern Metal hip war, verdammt gute und richtig beschissene Bands gibt. Dabei geht es noch nicht mal um Trittbrettfahrerei als viel mehr um kreatives und technisches (Un-)Vermögen. Um so besser gefällt es mir, wenn eine mir unbekannte Band laut der Bandinfo einfach nur Metal als ihre Genreschublade angibt. Das lässt einen großen Interpretationsspielraum und vermeidet Vorurteile.
April aus Finnland sind so eine Band und wären im letzten Jahr ganz sicher noch unter einem der genannten Begriffe oder irgendeinem diffusen mehrgliedrigem Namen mit großen Fragezeichen gelaufen. Ich kann mit gutem Gewissen vorwegnehmen, dass sie das gar nicht nötig gehabt hätten oder haben. "Tidelines" ist schlichtweg ein geiles Stück Musik, das zwar mit Vergleichen leben muss, in Zukunft aber auch problemlos das werden kann, mit dem sich andere vergleichen wollen. Bereits der Opener 'The Power Of One' zeigt, dass die Jungs nicht zimperlich ans Songwriting rangehen, in gleichem Maße aber auch, dass sinnlose Drescherei nicht zu ihren Vorlieben gehört. Der Song hätte zugegebenermaßen auch gut eine Singleauskopplung des letzten Killswitch Engage Albums "The End Of Heartache" sein können, aber das macht in dem Fall nichts, da es sich einfach um einen von vorne bis hinten effektiv angelegten, modernen Metalsong handelt. Hakim Hietikko schreit ein bisschen weniger als der Kollege Jones, was der Stimmung der Tracks sehr gut tut. 'First Blood' trägt positive Züge von Ignite, wie übrigens einige der Songs, liegt nicht schwer im Magen und hat trotzdem die nötige Tiefe, bei der man auch gerne angenehm ergriffen, mitsingen darf. Unter die Haut geht auch 'Stain', bevor es mit 'Soul Of Elimination' wieder treibender zur Sache geht. Einer meiner Lieblingssongs verbirgt sich hinter dem rockigen 'Colourblind'. Ein nach vorne gerichteter Beat, sowie schöne Schweden- und Maidengitarren schaffen die Grundlage für gesangliche Ohrwurmarbeit und bieten Raum zum Mithüpfen- und singen. Auf die Nase gibt es dann nochmal ordentlich bei 'Time Is Up', das etwas an die dänische Metalmoderne erinnert, bevor sich die CD mit 'Two Steps (For A New Revolution)' dem Ende nähert. Einzig der letzte Track 'Fading', eine Pianonummer mit ruhigem Gesang erscheint mir recht sinnlos und versaut an dieser Stelle das verdiente große Finale. Bleibt mir zum Schluss zu sagen, dass April Begriffe wie "Modern Metal" mit ihren Songs wieder reinwaschen könnten. "Tidelines" ist nicht nur zeitgemäß, es könnte mit dem richtigen Support auch ein Stück Zeitlosigkeit im schnellen und überfüllten Musikgeschäft erhaschen. April gesellen sich mit A Day To Remember und Nightrage ganz klar zu meinen Top-Drei des Monats März - 9/10 Punkte.