HIGH TENSION - Under Tension

02 hightension

VÖ: bereits erschienen
(Karthago Records)

Style: Heavy Metal

Homepage:
HIGH TENSION

Ähnlich wie bei „High n' Dry“ weckt auch diese CD-Neuauflage mit schön aufwändig verarbeitetem Textinlet Erinnerungen an eine Zeit, als es im deutschen Heavy Metal-Underground mächtig brodelte. Der klassische Heavy Metal befand sich auf seinem Höhepunkt, auch in Deutschland wuchsen Kapellen wie Pilze aus dem Boden. SCORPIONS waren over the Top, ACCEPT eine unschlagbare Macht als zweites Aushängeschild hinter dem Hannoveraner Hardrock-Urgestein, RUNNING WILD stark im Kommen, HELLOWEEN gerade auf dem aufsteigenden Ast, IRON ANGEL verpassten es ihre Entwicklung auszubauen, die Thrashwelle kam richtig ins Rollen, zahlreich tief im Underground verwurzelte Bands veröffentlichten Alben. HIGH TENSION ließen sich mit ihrem 1986 aufgenommenen Zweitling „Under Tension“ ebenso wenig lumpen. 38 Jahre sind die Weißhaar-Brüder seit Bandgründung schon im Geschäft, womit HIGH TENSION (1979 gegründet) locker mal nebenbei zum erweiterten Dutzend der amtlich dienstältesten Schwermetall-Kapellen hier zulande gezählt werden müssen. - So viel Durchhaltevermögen verdient Respekt! Was macht ein Album wie „Under Tension“ aus? Handelt es sich bei diesem Tonträger um ein biederes Durchschnittsprodukt oder lauwarmen Aufguss? Nichts davon ist der Fall! Messerscharfe Gitarren, eine an Bass und Schlagzeug druckvoll agierende Rhythmussektion, effektvolle Breaks, explosive Leadsoli garantieren gesunden Härtefaktor; entscheidenden Ausschlag gibt letzten Endes wie so häufig der Gesang. Joe Weißhaar, brillierte auf diesem kleinen Schmuckstück in Sachen Teutonenstahl durch seine aggressiv kraftvolle Reibeisenröhre, deren grobe Stimmfrequenz inklusive heißkehlig spitzer Schreie in der ACCEPT/SINNER-Ecke hängenbleibt, allein die Anfangssequenz von „Rock Down“ packt einen mitten am Geweih, der Songaufbau könnte von ACCEPT sein, umso sahniger, wenn trotz unverkennbarer Nähe zum Original ein starkes Quantum stilistischer Individualität vorhanden ist; selbiges gilt für die herrlich scharfen Gitarren, hinzu gesellt sich das Gespür, feine Melodien in Verbindung zu rasanter Dynamik mit coolen Groovelines gepackt in eingängige Strukturen. So viel gebündelt dynamische Heavyness vorgetragen mit einem satten Schuß direkt von der Straße kommender Rotzigkeit und erfrischendem Drive läßt erst gar keinen Zweifel aufkommen, - der Albumtitel ist Programm: Dieses Album steht gehörig unter Strom! – Nee, ein solches Resultat weiß definitiv zu überzeugen. Tendenziell an der Grenze zum Powermetal kratzende Nummern („Wind Me Up“,„Stay The Night“,„Lady“) zeigen klar und deutlich wie der lässige Groovehammer „Shake Off The Hunter“ was Fakt ist! “Rock n' Roll-Rebel“ versprüht gar leichten Hauch rock n' rolligen AC/DC-Charme in Kombination zu blitzendem ACCEPT-Edelstahlflair, ein geführter Dialog baut umrahmt von chillig lockeren Bassvibes intensiv prickelnde Spannung auf, mündend in kraftvoll raue Backgroundvocals. Bei „Hot Legs“ ist man eventuell geneigt, an frühe MÖTLEY CRÜE („To Young To Fall In Love“) zu denken, wäre da nicht der wiederum von mächtigen Backgroundvocals der ACCEPT-Schmiede umrahmte Gesang. Zwei Liveaufnahmen von 1988 bzw. 1992 „Down n' Dirty“ und „Burning Heart“ komplettieren einen für Teutonenstahlfans empfehlenswerten Insidertipp, der schon in den 80ern weitaus mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Warum sind HIGH TENSION damals eigentlich untergegangen?

Fazit: - Lupenreiner Heavy Metal in Reinkultur, für den es gehaltvolle 8 von 10 Punkten hagelt!