SCORPION CHILD – Acid Roulette

06 scorpionchild

VÖ: 10.06.2016
(Nuclear Blast Records)

Style: Classic Rock

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SCORPION CHILD

Auf das gleichnamige Debüt „Scorpion Child“ das vor drei Jahren für mächtig Furore auf dem Classic Rock-Sektor sorgend Heerschaaren von Retroacts blass aussehen ließ, folgt nun endlich der zweite Streich. Auffällig ist, das es erhebliche Line Up-wechsel innerhalb der Band gab, einzig Sänger Aryn Jonathan Black und Gitarrist Jay Cowart blieben vom früheren Line Up übrig. Für geschulte Band-Bio-Fetischisten heißt das im Klartext: Der Posten an Bass und Schlagzeug wurde neu besetzt, den Platz des anderen Gitarristen Tom Frank hat ein Keyboarder ersetzt. Der Inhalt des „Acid Roulette“ getauften Zweitlings klingt trotzdem unverändert nach SCORPION CHILD. Unverändert? Hinsichtlich Songstruktur und lyrischem Gehalt durchaus... jedoch neben der Line-Up-Umstellung sind Soundtechnisch einige deutlich wirkende Veränderungen feststellbar. In erster Linie haben SCORPION CHILD sich gegen einen entgegen kommenderen analog-Sound für einen fett aufgeblasenen XXL-Breitwand-Sound entschieden, was die im klassischen 70er Jahre LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE, WHITESNAKE, MOUNTAIN & Co. Hardrock-Stil dröhnende Beschallung phasenweise wie ein künstlich aufgepumptes Heavy Metal-Konstrukt klingen lässt, dass einem in der falschen Zeit gelandeten Raumschiff gleicht, wodurch das Flair an mancher Stelle gewaltig flöten geht. Dieser Umstand mutet aller großartigen handwerkstechnischen Befähigung der Band, einschließlich der unglaublichen Energie, welche diese Scheibe verströmt, zum Trotz unpassend zeitweise einen Tick all zu sehr überdimensional an, was die wuchtige, elementar häufig vorhandene Grund-Dynamik stellenweise an mancher Ecke sogar gehörig ausbremst.

Stimmlich bleibt Sänger Aryn Jonathan Black über alle Zweifel erhaben, was auch der nebulös angehauchte stellenweise im HAWKWIND/ KING CRIMSON-Fahrwasser sich zur Spacerock Orgie ausweitende, mittels Keyboard per künstlichem Orgelanteil verstärkte Titelsong „Acid Roulette“, der knackige Opener „She Sings, I Kill“ und ein heftig krachendes „Tower Grove“ hinreichend bezeugen. Gitarrentechnisch gibt’s so gut wie nichts zu bekritteln, die an Bass und Schlagzeug druckvoll fett agierende Rhythmussektion macht ihren Job ziemlich souverän. Damit können sich classic Rock und Retro-Fans auf eine ausgewogene Mischung traditionellem 70er Jahre Sounds im Sinne von Vorbildern wie LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE & Co. freuen, die selbst im aufgepumpten Breitwand-Soundmuster zumindest zeitweise ihren Reiz besitzt. Eine apokalyptisch im christlichen Vaterunser in extremer Stimmenverzerrung heruntergebetete „Séance“ öffnet die Tür zum ebenso deutlich abfallenden „Twilight Coven“,wobei Aryn's in der Regel Akzente setzend bissig röhrendes Organ öfters arg schwächelt. „Survives“ von Pianoklängen begleitet, schielt unverkennbar in Richtung QUEEN, bleibt aber gerade in Sachen Effektivität unscheinbar. „Blind Man's Shine“ knüpft danach kräftigen Rockvibe samt knackig rockender Bluesnote versprühend an das bisherige Songmaterial nahtlos an, „Moon Tension“ rockt sich in lässigem Touch bei dem der Finger kräftig mitgroovt ins Gehör, „Might Be Your Man“ entpuppt sich als reichlich austauschbar, während „Addictions“ zum Schluß aufreizend lässig Hippieflair freisetzt, ehe die gewaltige Wassermasse des weiten Ozeans den langgezogenen Schrei einer Lady im Wellengang der kräftig rauschenden Brandung verschluckend fortspült. Ählich wie sein trauriger Abgang verschwindet das Album in den gewaltigen Fluten eines riesigen unendlichen Meeres an Veröffentlichungen.

Fazit: An ihr sensationelles Debüt aus dem Jahr 2013, kommen SCORPION CHILD mit ihrem Zweitling nicht heran, zumal sich neben dem zeitweise nervenden künstlich aufgeblasenen Dicke Hose-Sound mit der blechern klingenden „Seance“, dem dröge vor sich hin wuselnden „Twilight Coven“, „Might Be Your Man“ sowie dem unscheinbaren „Suvives“ verzichtbare Lückenfüller auf das Album verirrt haben, die dem Vergleich zum richtig starken Songmaterial auf 'Acid Roulette' kaum standhalten. Da beißt sich die Maus keinen Faden ab. Unterm Strich bleiben immerhin respektable 7,5 von 10 zu vergebenden Gesamtpunkten für 'Acid Roulette' übrig.