ALVIN LEE - In Flight (Vinyl Re-Release)
VÖ: 13.11.15
(Repertoire Records)
Genre:
Blues/Rock
Homepage:
ALVIN LEE
Diese LP macht es mir in der Tat verdammt schwer. (Dreimal Tief durchgeatmet), weil ich ALVIN LEE zum einen als wirklichen Individualisten der klassischen Rock n' Blues-Ära sehr schätze, zum anderen in der Regel härtere Klänge des vielseitigen Gitarrenvirtuosen gewohnt bin. Am Zusammenspiel der Band sowie Meister ALVIN LEE'S Fähigkeiten, der nach interessanter Gemeinschaftskooperation mit MYLON LE FEVRE auf die Schnelle spontan eine kurzerhand neu formierte Band ins Leben rief, die aus Mel Collins (Saxophon, Flöte), Alan Spanner (Bass), Ian Wallace (Schlagzeug), Neil Hubbard (Gitarre), Tim Hinkley (Keyboards) und dem für den Background-Gesang sorgenden Dreier Dylan Birch, Frank Collins, Paddie McHugh bestand, ändert dies überhaupt nichts. 'In Flight' gehört zu jener Sorte Alben, die mit jeder Umdrehung wachsen.
Wer sich an abrupten Übergängen keineswegs stößt, bekommt eine richtig erlesene im klassischen Blues wurzelnde Fundgrube, mit zeitweise deutlich zum Soul tendierender Perlenvielfalt geboten. Das halbe Dutzend Bilder von Maestro Lee & Band im Klappcover verschönern dieses im 180 g schweren Vinyl kommende Live-Doppel noch ein wenig. Klangtechnisch gesehen, ist alles im grünen Bereich, wofür dem Label REPERTOIRE RECORDS gedankt werden muss, weil die Aufnahmen genau in dem selben schlichten Soundgewand belassen sind, wie sie entstanden.
Entscheidendes Kriterium der Scheibe ist neben dem Sound viel mehr das umfangreiche Maß charakteristischen Spirits der Musik, wodurch die Authentizität von LEE'S wichtiger Mid-70er- Selbstfindungsphase zeitgemäß reflektiert wird. Neben Eigenkompositionen sorgt eine Hand voll Cover u. a. „Don't Be Cruel“ (ELVIS PRESLEY), „Money Honey“ (CLYDE MCPHATTER AND THE DRIFTERS) bekannter „Mystery Train“ (ELVIS PRESLEY), „Slow Down“ (LARRY WILLIAMS) für Auflockerung, die von Maestro Lee & Band im Stile der damaligen Zeit gemäß, adäquat umgesetzt wurden. Mittels außergewöhnlicher Instrumentierung zeigt sich Mr. LEE bei diesem Live-Auftritt von seiner völlig entspannten Seite, wodurch alle Kompositionen leichten „Easy Going“-Touch bekommen. Bei Groovern wie „Let's Get Back“, „Ride My Train“ oder „There's a Feeling“ fusionieren R & B Freejazz, Rock n' Roll und Blues mühelos alle Grenzen hinter sich lassend herrlich miteinander. Auch die Cover wissen in uriger Weise zu überzeugen.
Insgesamt ist dieses im schönen Vinyl neu wiederveröffentlichte Werk in erster Linie vor allem beinhart überzeugten ALVIN LEE und eingeschworenen Blues-Gourmets zu empfehlen, denen auch zeitweise ein Faible für souligen Charme zu eigen ist, die sich weder an den Übergängen stören, noch den zuweilen manchmal etwas quakeligen Backingvocalgesang als lästig empfinden. Dieser ungewöhnliche zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftige Live-Doppeldecker entwickelt sich zunehmend, gewinnt mit jedem weiteren Hördurchlauf an Reife, was einen umfangreichen Hörprozess erfordert, der ziemlich viel Geduld verlangt, die sich letzten Endes auszahlt.
Punkte: 7,5/10