EVERGREY – The Storm Within



(AFM Records/Soulfood)
VÖ: 09.09.16

Genre:
Dark Metal

Homepage:
EVERGREY

20-jähriges Bandjubiläum und Veröffentlichung des 10. Studioalbums. 2016 – das Jahr für EVERGREY? Mit “Hymns For The Broken” hatten sie sich selbst in 2014 für den Release von „The Storm Within“ die Messlatte verdammt hoch gelegt. Wie bei einigen Alben zuvor auch schon fiel mir der erste Hördurchgang teilweise recht schwer. Die typischen tiefgründigen, melancholischen und düsteren Strukturen innerhalb einzelner Songs sind erneut so ausgeprägt, dass ich mich erst einmal Schritt für Schritt mit den 11 neuen Stücken auseinandersetzten muss. Dass dies innerhalb dieser Rezension nicht funktionieren wird, weiß ich aus guter Erfahrung, denn zu einigen EVERGREY-Alben fand ich erst Jahre später den Zugang und hatte sie zur Veröffentlichung völlig unterbewertet. „The Storm Within“ beinhaltet zwar wieder alle Trademarks, die EVERGREY so eigenständig und vom Wiedererkennungswert her so bekannt gemacht haben und doch ist oder klingt im ersten Moment einiges anders. Auf gleich zwei Stücken singt Floor Jansen (NIGHTWISH) mit. „In Orbit“ und „“Disconnect“ (keine Ahnung wo sie hier zu hören sein soll, aber der Song an sich ist so eine typische vielschichtige EVERGREY-Nummer und meine auf den Punkt gebrachte Erklärung, warum ich diese Band überhaupt mag). Auch Carina Englund, die Frau von Tom S. Englund (voc.), ist beim balladesken „The Paradox Of The Flame“ gesanglich involviert. So anders das teilweise auch klingt, es hört sich interessant an und öffnet neue Horizonte. Kommen wir zudem zurück, was der Fan kennt. Der Opener „Distance“ beinhaltet das, was garantiert 90 % aller Fans hören wollen. Diesen Phatos, diese Energie, dieses gesungene Leiden, eingepackt in eben die Melodie, die dich ins nirgendwo trägt. Diese harte, teils vertrackte Leadgitarre, unterstützt vom breiten Soundgewand der Rhythmusgitarren und von angenehmem und tiefgründigem Keyboardsound. „Passing Through“, mehr melodisch betont und treibend komponiert, steht da fast schon im Gegensatz dazu. Der Fan wird diese Songs mögen, da ihm auch das Arrangement bekannt vorkommt. Auf „Someday“, wieder etwas ruhiger und auch wieder tiefgründiger ausgelegt, trifft das ebenfalls zu. Dass kein Song dem anderen auch nur ansatzweise gleicht (bezogen auf ein Album), stellt u. a. „Astray“ unter Bewies. Hier stellt Rikard Zander am Keyboard auf eindrucksvolle Weise dar, dass eine gute Melodie auch durch ein Tasteninstrument fast im Alleingang unter die Haut gebracht werden kann. Zeit zum nachhaltigen ausruhen bleibt aber keine, denn mit „The Impossible“ folgt der wohl schnellste Track auf dem Album. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, welche persönlichen Erlebnisse hinter den jeweiligen Songs stecken, die auch auf diesem Album wieder verarbeitet wurden. Wenn dies eine einzelne Person alles erlebt und hier verarbeitet hat, möchte ich nicht in der Achterbahn dieser hier vertonten Gefühle gesessen haben.

„The Storm Within“ hält sehr viele positive Überraschungen bereit, bleibt bei mir im Moment jedoch noch knapp hinter seinem Vorgänger “Hymns For The Broken” zurück. Wer weiß aber schon, wie es dazu in ein paar Monaten und nach einigen Durchläufen mehr aussieht?

Punkte: 9/10