JUDAS PRIEST – TURBO - 30TH ANNIVERSARY EDITION - 3 CD-SET (Remastered)
VÖ: 03.02.17
(Sony Music)
Genre:
Heavy Metal
Homepage:
JUDAS PRIEST
Die britische Heavy Metal-Legende JUDAS PRIEST beehrt ihre zahlreichen Fans weltweit Anfang Februar 2017 mit einem Rückblick auf die eigene Vergangenheit, der bis ins Jahr 1986 zurückreicht 30 Jahre ist es her als das„Turbo“-Album erschien... und ein heftiger Aufschrei durch die Heavy Metal-Szene ging! Anlässlich dessen erscheint die erweiterte Jubiläumsneuauflage zum 'Turbo' Album, das sowohl im modernen wie im Original-Coverartwork Erinnerungen weckend gespaltene Reaktionen damals bei Fans und Presse auslöste. 'Turbo' wurde selbst von den Szeneführenden Top Magazinen aufgrund seiner gewagt experimentellen Ausrichtung (Keyboards bei JUDAS PRIEST? - Unfassbar, das grenzte ja geradezu an Blasphemie!) als schwaches Album betrachtet aus für mich als Fan damals recht schwer nachzuvollziehendem Grund teils heftig verrissen. Obwohl dem Album stellenweise durch eine modernere Soundproduktion etwas Popappeal anhängt, handelte es sich doch um ein klassisches Hardrockalbum inklusive Synthesizer-Einsatz das sich vergleichsweise zu den vorausgegangenen im Durchschnitt härteren und schnelleren 80er-Heavy Metalscheiben ('British Steel', 'Point Of Entry' 'Screaming For Vengeance', 'Defenders Of The Faith') von JUDAS PRIEST sowohl in punkto Härtegrad als vielmehr auch in Sachen Geschwindigkeit extrem stark unterschied, wodurch es den Erwartungen vieler Metalfans nur bedingt gerecht wurde, trotzdem bleibt der 10. PRIEST-Studiorelease unverzichtbarer Bestandteil der Bandgeschichte. Schließlich beinhaltete der mit Stücken wie „Out in the Cold“, „Parental Guidance“, Private Property“, „Rock You All Around The World“ oder „Reckless“ kompositorisch kaum schlechteres Material und besitzt auch seine hart rockenden Seiten! Wenn sich ein gravierender Kritikpunkt fand, so lag der im schwächer als gewohnt abgemischten Gitarrensound, am inhaltlichen Charakter der Scheibe ändert es nicht wirklich allzu viel. JUDAS PRIEST taten in dieser Phase recht daran, etwas Neues auszuprobieren, was ihrer Kreativität keineswegs schadete, wobei der laut aufschreiende Anteil Schlechtredner vorschnell zu der übereilten Ansicht gelangte, 'Turbo' sei sehr „mainstream“ auf den kommerziellen US-Markt zugeschnitten. - Pustekuchen(!), doch nun genug damit. Laut eigener Aussagen der Band reflektiert sich mein damaliges Empfinden diesbezüglich umso deutlicher: "Man sagt, die 80er waren das beste Heavy-Metal-Jahrzehnt überhaupt und wir bretterten durch diese Dekade, um uns auf halbem Weg mit TURBO auf komplett unbekanntes Territorium zu wagen. Wir haben immer daran geglaubt, dass es für Metal keine Grenzen geben darf - und deshalb packten wir technische Neuerungen in unsere Songs. So entstanden neue Ideen, und wir transportierten unseren Sound auf einen neuen Level. Die Tracks demonstrieren auch eine andere Seite unserer Kreativität und zeigen, dass Judas Priest musikalisch auf die speziellen Befindlichkeiten jener Zeit reagieren konnte – die `Fuel For Life´-Tour brachte die Dekadenz der 80er auf den Punkt!"
Zur Musik: „Turbo“ wirkte mittels Hinzunahme von Keyboards zumindest stellenweise schon ein wenig anders als von JUDAS PRIEST bis dato gekannt. Kommerzieller Aspekt lässt sich nur der „Turbo Lover“-Hitsingle unterstellen. Gemessen am Gesamtinhalt der Scheibe waren hier - trotz Synthies, die als schmückendes Beiwerk lediglich zur Untermalung dienten - immer noch JUDAS PRIEST am Werk - mit Rob Halford - dem einzig wahren JUDAS PRIEST-Sänger (!) dessen Klasse weder seine ersatzweise bei den 'Metal Gods' eingesprungenen Nachfolger (Tim Ripper Owens, lieferte einen guten Job allerdings waren auch ihm die Halford'schen Fußstapfen zu groß) noch sämtliche höchstens als Randnotiz erwähnten Vorgänger bei JUDAS PRIEST erreichen, der mit gesamter Mannschaft bei zugehöriger Tour auf der Livebühne zu beeindruckender Höchstform auflief. Diese Tatsache findet mittels zwei Live-CDs von der äußert erfolgreich verlaufenen 'Fuel For Life-Tour 1986' das einen vollständigen Konzertmitschnitt in Kansas City am 22. Mai 1986 mit insgesamt 20 zeitlosen Heavy Metal-Klassikern mit einem alles niederdrückenden Hammersound in berauschender Live-Atmosphäre (!) die das beeindruckende Songrepertoire der in dieser für den Heavy Metal so wichtigen Epoche neben IRON MAIDEN besten Heavy Metalband der 80er-Dekade eindrucksvoll Bestätigung. Zeitlose Heavy Metal-Klassiker wie „Breaking The Law“, „Metal Gods“, „Love Bites“, „The Sentinel“, „ Electric Eye“,„Freewheel Burning“ oder „Hell Bent For Leather“ gehören zum unverzichtbaren Inventar jeder gut sortierten Heavy Metal-Tonträger-Sammlung. „The Green Manilishi“, „Victim Of Changes“ oft kopiert nie erreicht - (Rob Halford singt überirdisch in der Form seines Lebens!) oder das Live extrem selten gespielte in der Form nicht mehr gebotene „Desert Plains“ machen das exzellente CD-Triple zum besonderen Genuss.
Da sich mit „Turbo Lover“, „Locked In“, „Private Property“, „Parental Guidance“, „Rock You All Around The World“ und „Out in the Cold“ (d i e ultimative JUDAS PRIEST-Eröffnungs-Live-Hymne, bei der mich jedes Mal Gänsehaut überkommt!) immerhin gleich 6 Stücke auf 'Turbo' befinden, die selbst heute kaum oder so gut wie nicht mehr aus dem umfangreichen Live-Klassikerfundus der 'Metal Gods' wegzudenken sind, spricht ganz klar für die musikalische Qualität auf „Turbo“. Dem zufolge kann das Album gar nicht so schlecht sein, wie es von Skeptikern gern dahingestellt wird. Natürlich darf der Endlos-Riemen „You've Got Another Thing Coming“ ebenso wenig fehlen. „Wild Nights, Hot & Crazy Days“, „Hot For Love“ sowie das superbe reichlich Intensität versprühende „Reckless“ ergänzen sich passend zu den anderen Tracks, womit 'Turbo' heute vielleicht in einem anderen Licht erscheint als im Jahr 1986 nach seiner Veröffentlichung.
Selbst wenn einem das 'Turbo'-Album bis heute missfällt, für das im Einzelreview auf meiner Skala damals genauso wie heute 8 von 10 Punkten stehen, das Bonus-Live-Konzert bringt es locker auf 9,7 Punkte wodurch sich das heute immer noch recht gewöhnungsbedürftige Produktionsraster der 'Turbo-Scheibe' relativiert und den Neukauf allemal rechtfertigt. Letztlich stehen die Fans vor der Qual der Wahl, worauf die Entscheidung auch fällt: Die LP wurde als 3er-Pack im schweren 180 g Vinyl aufgelegt, sowie als 3-Fach-CD-Variante gepresst, wobei schon das zu rezensierende CD-Triple mächtig Eindruck hinterlassend unmissverständlich signalisiert was gestandene PRIEST-Fans nicht erst seit gestern wissen: An JUDAS PRIEST führte in den 80ern überhaupt kein Weg vorbei!
Fazit: Lohnenswerte Neuauflage sowohl für Neueinsteiger als auch JUDAS PRIEST-Fans, die ein leistungsstarkes Gesamtbild einer der besten Livebands ever zeigt. Von der superben 1986er-Tour zum Album profitierte auch das bärenstarke 'Priest... Live'!-Scheibchen kräftig, das es im Doppel-Klappcover-Vinyl sowie Audio-CD-Format mit extra langer Spielzeit zu kaufen gab (ich zog hier die Vinyl-Variante vor). Hinsichtlich der toll aufgemachten Optik des aufklappbaren CD-Dreiers – gibt es nichts zu bekritteln, der fette Sound aller drei CD's lässt für geneigte Fans keinen Wunsch offen. Rob Halford, Glenn Tipton K.K. Downing und Ian Hill posieren auf Motorrädern sitzend (Schlagzeuger Dave Holland fehlt), womit der Welt in aller Deutlichkeit signalisiert wurde, das eine damals junge, aufstrebende Heavy Metal-Band in Nieten und Lederoutfit bereit stand, die Welt im Sturm zu erobern! Nostalgisch zurückblickend auf die „goldenen 80er“ wo JUDAS PRIEST sämtliche Kapellen des Planeten auf dem klassischen Heavy Metalsektor mit gnadenlos killender Livepower von der Bühne fegten, geht die optisch wie inhaltlich fein gestaltete Neuauflage verdient mit 9 von 10 Punkten nach Hause, womit genügend Kaufanreiz für das im Rahmen des 30jährigen Jubiläums auf den Markt gebrachte Gesamtpaket gegeben sein dürfte. Prädikat: Essentiell wertvoll! Hell Yeah! JUDAS PRIEST...- Rules' and Rockin' You all around the World! Für alle an der Songauswahl Interessierten wird sie der Vollständigkeit halber separat mitgeliefert:
CD 1 'Turbo'
1. Turbo Lover, 2. Locked In, 3. Private Property, 4. Parental Guidance, 5. Rock You All Around The World, 6. Out In The Cold, 7. Wild Nights, Hot & Crazy Days, 8. Hot For Love, 9. Reckless
CD 2: Recorded LIVE ON THE FUEL FOR LIVE-TOUR, Kanas City 22. Mai 1986
1.Out in the Cold, 2. Locked In, 3. Heading Out To The Highway, 4. Metal Gods, 5. Breaking The Law, 6. Love Bites, 7. Some Heads are Gonna Roll, 8. The Sentinel, 9. Private Property, 10. Desert Plains, 11. Rock You All Around The World
CD 3 Recorded LIVE ON THE FUEL FOR LIVE-TOUR, Kanas City 22. Mai 1986
1. The Hellion, 2. Electric Eye, 3. Turbo Lover, 4. Freewheel Burning, 5. Victim of Changes, 6. The Green Manalishi, 7. Living After Midnight, 8. You've Got another Thing Coming, 9. Hell Bent For Leather
Bei der Songauswahl muss jeder waschechte die 80er-JUDAS PRIEST-Ära liebende Heavy Metal-Fan weiche Knie bekommen!
Punkte: 9/10