CROWN OF GLORY

Interviewpartner: Heinz Muther (voc.)
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Homepage:
www.crown-of-glory.ch
F-R:
Moin Hene, vor gut drei Jahren hast du mir eure selbst produzierte Mini-CD „Spirit“ zur Besprechung zugeschickt. Seinerzeit konnte mich das Songmaterial schon überzeugen. Jetzt liegt vor mir euer neues Werk „A Deep Breath Of Life“ und das, so muss ich zugeben, ist wahrlich ein Sahnestückchen geworden. Bevor wir jetzt näher darauf eingehen, möchte ich von dir erst mal ein bisschen was über Crown Of Glory selbst erfahren. Erzähl doch bitte zunächst mal was zu eurer Bandbio.
Heinz:
Moin Moin Mike!
Tja, die Band wurde im Jahre 1998 von meinem Bruder Markus, unserem Cousin Phil, mir und zwei weiteren aus der Taufe gehoben. Im Jahre 2001 wurde unsere erste EP unter dem Namen "Destiny" im Eigenvertrieb veröffentlicht, die sich über 1000 Mal verkaufte. 2003 begannen wir mit den Aufnahmen zu unserem ersten Album, das unter dem Titel "The Art of Payback" erscheinen sollte.
Gegen Ende der Aufnahmen kam es zu bandinternen Spannungen, welche mit dem Ausstieg des Drummers, eines Gitarristen und im Abbruch der CD-Aufnahmen endeten. Mit Gitarrist Hungi und Drummer Merz wieder komplett, begannen wir Ende 2004 erneut mit der Arbeit an einem Nachfolger unseres Erstlings. 2005 erschien wieder im Eigenvertrieb die zweite EP "Spirit". Auch unser zweiter Streich verkaufte sich über 1000 Mal. In der darauffolgenden Zeit konnten wir auch live als Support von Größen wie Candlemass, Blaze, Axel Rudi Pell, Shakra...etc. einen drauf setzen.
Nach einer neuerlichen Runde auf dem Bandkarussell (Ursula, die Bassistin wurde durch Jonas, der 14 Tage vor Aufnahmebeginn zu uns stieß, ersetzt), enterten wir Ende 2006 die HOFA Studios, um endlich unser erstes Album einzuspielen. Im Frühjahr 2007 war es vollbracht. Wir hielten unser erstes Album "A deep breath of life" in den Händen. Wir gaben uns selber eine 6 monatige Frist, um ein Label auf uns aufmerksam zu machen. Sollte es innerhalb dieser Frist nicht klappen, wollten wir das Album im Eigenvertrieb veröffentlichen. Um unseren Fans die Wartezeit auf das Album zu verkürzen, entschlossen wir uns, vorab eine EP mit dem Titel "The Raven's flight" zu veröffentlichen.
Die sechsmonatige Frist verstrich, ohne dass sich ein Label gemeldet hatte. Wir hatten uns schon fast damit abgefunden, dass wir auch diesen Silberling wieder in Eigenregie unter die Leute bringen müssen. Auf einmal ging es Schlag auf Schlag - plötzlich wollten gleich drei Labels das Album haben. Nach einigem Hin und Her entschlossen wir uns für Metal Heaven, weil wir bei ihnen für uns die besten Konditionen aushandeln konnten.
F-R.:
Zu „Spirit“-Zeiten hattet ihr eine Dame Namens Ursula Dietrich am Bass. Wann und warum kam es zum Besetzungswechsel?
Heinz:
Da soll mal wieder einer sagen, Frauen würden keinen Eindruck hinterlassen. Ursula hat uns kurz nach der Fertigstellung der "Spirit" EP verlassen. Wie es halt mal so ist - die Gute hat sich einen Typen geangelt und ist mit ihm durchgebrannt. Nein, im Ernst: Sie hat uns darüber informiert, dass sie sich vermehrt um Job und Privatleben kümmern möchte. Also mussten wir sie schweren Herzens ziehen lassen. Hin und wieder taucht sie aber an einem unserer Konzerte auf, im Publikum.
F-R.:
Nach dem überaus musikalisch abwechslungsreichen „Spirit“-Album folgte noch eine EP Namens „Destiny“, auf der sogar Tom Englund (Evergrey) vertreten sein soll. Auf „A Deep Breath Of Life“ ist dieser Song jedoch nicht zu finden, obwohl ihr andere namhafte Musiker wie Jean Marc Viller (Neverland, Daydreamer) und Aline Bühler (Gates Of Oblivion) mit am Start habt. Was ist der Grund dafür?
Heinz:
Also irgendwie ist da unsere Diskographie etwas durcheinander geraten. Das Ganze hat sich folgendermaßen zugetragen: Im Jahre 2001 wurde unsere erste EP unter dem Namen "Destiny" im Eigenvertrieb veröffentlicht. 2003 begannen wir mit den Aufnahmen zu unserem ersten Album, das unter dem Titel "The Art of Payback" erscheinen sollte. Gegen Ende der Aufnahmen kam es zu bandinternen Spannungen, welche mit dem Ausstieg des Drummers, eines Gitarristen und im Abbruch der CD Aufnahmen endeten. Wieder komplett begannen wir Ende 2004 erneut mit der Arbeit an einem Nachfolger unseres Erstlings. 2005 erschien wieder im Eigenvertrieb die zweite EP " Spirit".
Nach einer neuerlichen Runde auf dem Bandkarussell, enterten wir Ende 2006 die HOFA Studios, um endlich unser erstes Album einzuspielen. Im Frühjahr 2007 war es vollbracht. Um unseren Fans die Wartezeit auf das Album zu verkürzen, entschlossen wir uns, vorab eine EP mit dem Titel "The Raven's flight" zu veröffentlichen. Auf dieser EP ist neben zwei Songs vom Album, einer Edit. Version von "Save me" der Track "Art of Payback" drauf. Dieser Song war eigentlich für das nie erschienene 2003 Album "The Art of Payback" mit Tom S. Englund aufgenommen worden. Es wäre schade gewesen, den Song in der Schublade versauern zu lassen. Da die Soundqualität (unsere, nicht die von Tom) jedoch zu wünschen übrig ließ, haben wir uns dagegen entschieden, ihn aufs Album zu packen.
Auf der EP passt er jedoch gut.
F-R.:
Kommen wir mal zu „A Deep Breath Of Life“. Ich finde das Album läuft abwechslungsreich und interessant durch, weist keine Füller auf und man findet erfreulicherweise keine Parallelen zu euren eidgenössischen Kollegen von Shakra, Gotthard und Krokus, sondern euer Stil ist von der Grundbasis her eher in Skandinavien beheimatet. War das Absicht oder mehr oder ist das eure musikalische Heimat?
Heinz:
Absicht ist es nicht. In erster Linie machen wir die Art von Musik, die wir auch selber mögen. Bei sechs Mitgliedern mit unterschiedlichem Background kommen da schon eine ganze Menge verschiedener Einflüsse zusammen. Ich zum Beispiel mag neben den 80er Bands, mit denen ich als kleiner Knirps (meinem älteren Cousin sei Dank) groß geworden bin wie Pretty Maids, Stryper, TNT, AC/DC...etc. auch Bands wie In Extremo, Subway to Sally, Machine Head u. a. Des Weiteren muss ich wieder einmal darauf hinweisen, dass die Schweiz außer den von dir genannten Vertretern noch einiges mehr zu bieten hat z. B. Celtic Frost, Samael, Coroner, Eluvetie...etc. Wir werden oft gefragt, ob wir nicht Angst hätten, uns aufgrund der verschiedenen Stile zwischen die Stühle zu setzen. Wir antworten darauf jeweils, dass wir viel mehr Angst davor haben, uns eines Tages zu wiederholen. Immerhin sind wir eine Metal Band. Und Rock / Metal steht für grenzenlose Freiheit und Tabubruch. Da erstaunt es mich manchmal schon etwas, wenn jemand sagt: "das geht doch nicht!".
F-R.:
Blickt man von eurem Line Up hinter die Kulissen von Crown Of Glory, stellt man fest, dass ihr da fast schon ein Familienunternehmen am Start habt. Zieht ihr da alle am musikalisch gleichen Ende des Stricks oder steht da z. B. beim Songwriting ein Feuerwehrmann bereit, der das familiäre Pulverfass möglicher Differenzen dann schnell löschen muss?
Heinz:
Wie heißt es schon in "der Pate" -"...es geht um die Familie...;-))". Wir hatten glücklicherweise schon früh die Möglichkeit, das familiäre Pulverfass zu entschärfen. Vor CROWN OF GLORY spielten wir drei (Markus, Phil und ich) in einer Schülerband namens CRUSADERS. Damals haben wir uns, im Namen der Kreativität, zu Genüge gegenseitig an der Gurgel gehangen. Heute sind wir ein eingespieltes Team, das noch immer den Hauptteil des Songwriting erledigt. Jeder weiß, was der andere meint / will. Stehen die Grundstrukturen, bringt der Rest seinen Teil ein. Und im Zweifelsfall ist ja bekanntlich Blut dicker als Wasser.
F-R.:
Erfreulich abwechslungsreich entfachen sich deine Vocals. Da findet sich ja fast von Growls bis hin zu hymnischen Höhen alles wieder. Ist das ein Konzept, um eure Musik gegenüber anderen Bands abzuheben?
Heinz:
Danke für die Blumen. Wie schon gesagt, es gibt kein wirkliches Konzept bei CROWN OF GLORY (außer alles kann, nichts muss). Ich bin in der glücklichen Lage, dass sich meine Stimme in verschiedenen Lagen und Farben einsetzen lässt. Ich nutze das lediglich als Stilmittel, um meine "Geschichten" zu erzählen. Außerdem wäre es mit zu langweilig, alles in derselben Stimmlage zu singen. Von einem Gitarristen erwartet man ja auch, dass er nicht ein ganzes Album mit demselben Gitarrensound spielt.
F-R.:
Auf „A Deep Breath Of Live“ befindet sich ein Konzept, welches sich über drei Tracks erstreckt. Was steckt da thematisch dahinter und wie stehen die restlichen Songs zu diesem Konzept?
Heinz:
Du sprichst von der Ikarus Geschichte. Die ist eigentlich auch eher zufällig entstanden.
Ich habe damals einen Text zu einem Song geschrieben, der sehr verspielt war mit vielen Tempi- und Rhythmuswechseln. Ich entschloss mich dazu, die Geschichte von Ikarus und Daedalus aufzugreifen. Einigen Leuten erscheint diese Story schon sehr abgelutscht, aber für mich ist es auf sehr viele menschliche Handlungen übertragbar. Die Menschheit hat den Hang dazu, Dinge zu tun, von denen sie eigentlich weiß, dass sie falsch sind und irgendwann in einer Katastrophe enden werden. Was aber keinen daran hindert, sie zu tun. Beim Schreiben wurde mir bewusst, dass ich es nie schaffen würde, die ganze Geschichte in nur einem Song zu verarbeiten. So teilte ich die Geschichte in drei Teile, wobei sich im dritten Teil wieder eher zufällig die Abschiedsszene für "The Lament of the Wind" ergab. Dieser melancholische Song spiegelt den Text perfekt wieder. Die restlichen Songs haben keinen eigentlichen Zusammenhang, außer dass sie das Leben mit all seinen Facetten wiederspiegelt.
Deshalb auch der CD Titel.
F-R.:
Hinsichtlich der Produktion, was seinerzeit auf „Spirit“ mein einziger Kritikpunkt war, habt ihr jetzt „A Deep Breath Of Life“ in den House of Audios den Feinschliff verpassen lassen. War das u. a. mit ein Grund, jetzt ein Album endlich mal über ein Label wie Metal Heaven veröffentlichen zu lassen?
Heinz:
Wie schon gesagt, wir haben die ganze Produktion aus der eigenen Tasche bezahlt. Der Labelkontakt kam erst später zustande. Als wir uns entschieden, ein Album aufzunehmen, haben wir uns natürlich auch intensiv darüber unterhalten, wo wir die CD aufnehmen wollen. Bis dahin haben wir alle Recordings, wie viele andere Bands auch, entweder in unserem eigenen Studio, im Proberaum oder bei einem Kumpel eingespielt. Meistens in ein paar Tagen oder nach Feierabend. Aus diesem Blickwinkel sind die Produktionen klasse geworden, aber natürlich nie vergleichbar mit denen in einem Studio. Zuerst haben wir uns in der Schweiz umgesehen, wo es ja auch einige gute Studios gibt.
Zudem besichtigten wir auch die HOFA Studios in Karlsdorf. Wir haben uns auf Anhieb wohl und verstanden gefühlt. Der Wohnbereich, der der Band zu Verfügung stand, ermöglichte es uns etwas mehr als drei Wochen nur Musik zu machen, weit ab von Job und Alltag. Des Weiteren ermöglichten uns die HOFA eine Zusammenarbeit mit Denis (Anm. Ward, Pink Cream 69). Eine Entscheidung aus dem Bauch, die sich mehr als gelohnt hat. Nach der ganzen Arbeit und dem Haufen Kohle, die wir reingesteckt hatten, waren wir der Überzeugung, ein ganz gutes Album in den Händen zu halten.
Nach den beiden Eigenveröffentlichungen hatten wir, mit unseren bescheidenen Möglichkeiten was Promotion und Vertrieb angeht, eine Grenze erreicht, konnten wir uns nicht mehr steigern. Also brauchten wir einen Partner für den Vertrieb, den wir bekanntlich mit Metal Heaven gefunden haben.
F-R.:
Bisher habt ihr immer den Weg des Eigenvertriebes gewählt und jetzt dann doch den Weg zu einem Label gesucht. Wie gestaltetet sich diese Suche und warum gerade Metal Heaven?
Heinz:
Wie so oft hat sich auch da die Hartnäckigkeit bezahlt gemacht. Zuerst dauert es aufgrund der Flut der Demoeinsendungen immer eine Ewigkeit, bis man eine Antwort von einem Label erhält. Und dann gilt es noch, die Angebote zu vergleichen und die bestmöglichen Konditionen auszuhandeln. Metal Heaven hatte für unsere Zwecke die besten Konditionen. Sie konnten uns neben einer Veröffentlichung in Europa auch einen Vertrieb in Japan ermöglichen. So erscheint im April unsere CD in einer Japan Edition, welche drei zusätzliche Songs enthält.
F-R.:
Euch gibt es jetzt seit 1998. Da kannst du doch sicher mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Heinz:
Oh Gott !!! Da gibt es sicherlich weit mehr als eine. Während der Aufnahmesessions in den HOFA Studios logierten wir, wie schon oben erwähnt, in einem angebauten Bungalow. Neben einer Küche, dem Wohnzimmer, einem großen Wellnesstempel mit Whirlpool und Sauna hatte es noch drei Schlafzimmer, von denen wir zwei belegten. Irgendwann gegen Ende der ersten Woche hatte neben uns noch ein Schlagersternchen, ich glaube Michelle oder Manuela war ihr Name, für die Aufnahme eines Songs ein Studio für einen Tag gebucht. Gewohnheitsmäßig machten wir uns nach Beendigung unseres Tagespensums auf in die nächste Bar, um das erreichte Tagesziel zu begießen. Danach machten wir uns auf in die nächste Bar um zu feiern, dass wir noch eine Bar gefunden hatten...u.s.w.
Als wir in den frühen Morgenstunden einigermaßen angeheitert wieder in unserer Unterkunft eintrafen, stellte sich heraus, dass die Flasche Jägermeister, die wir beim Verlassen der Behausung im Gefrierfach des Kühlschrankes zurückgelassen hatten, die ideale Temperatur zur Verkostung hatte.
Also entschlossen wir uns, sie kurzerhand ihrer Bestimmung zuzuführen. Dies natürlich unter feurigen Trinksprüchen und einer Runde Tischfussball. Hungi ließ es sich nicht nehmen, entgegen dem allgemeinen Interesse, lauthals darauf hinzuweisen, wie es um seinen momentanen Hormonhaushalt stehe. Um seiner Stimmung Nachdruck zu verleihen, ging er zum leeren Zimmer und rüttelte mehrmals herzhaft an der Zimmertür und verlangte nach Einlass mit Kommentaren, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Früh am anderen Morgen saßen wir im Wohnzimmer des Bungalows und wollten gerade los, um zu frühstücken, als sich die besagte dritte Tür öffnete und unser Schlagersternchen M. sichtlich unausgeschlafen in den Flur trat. Entgegen unserer Vermutung hatte die Gute die Nacht in den HOFA Studios verbracht, um am darauffolgenden Tag ihre Aufnahmen zu beenden. Zu unserer Überraschung hat sie sich bei Hungi und uns erkundigt, ob wir noch schwarze Wäsche hätten, sie würde sie sonst zusammen mit ihrer waschen. Wenn das nicht Liebe ist....
F-R.:
So, jetzt kommen wir zum Schluss und deiner persönliche Ansprache an die Melodic Metal Gemeinde, der du Crown Of Glory jetzt ein bisschen mit eigenen Worten schmackhaft machen darfst.
Heinz:
Ich möchte die Gelegenheit vor allem dazu nutzen, mich im Namen von COG bei allen da draußen für die Unterstützung zu bedanken, die uns während der Jahre entgegengebracht wurde. Es ist zwar ziemlich cool, als Musiker (oder ich als Sänger) den Applaus und das Lob der Leute im Publikum oder der Presse entgegennehmen zu dürfen. Darüber wird aber oft vergessen, wie viele unbezahlte Leute einen großen Teil ihrer Freizeit opfern, um für uns zu arbeiten. Die Homepage, der MySpace Auftritt, die Roadies ... ohne all das wäre die Band nicht da, wo sie jetzt ist. Daneben die Metalheadz, die oftmals unter Aufbringung ihrer Ersparnisse irgendwelche Metalevents organisieren, auf welchen Bands wie wir eine Plattform für Auftritte finden, lange bevor es die "Großen" interessiert. Und zum Schluss ein ganz fettes "DANKE" an alle die, die durch die halbe Schweiz oder aus Deutschland anreisen, nur um eines unserer Konzerte zu besuchen. IHR SEID DIE WAHREN HELDEN DER SZENE!!!!!! KEEP THE FLAME ALIVE !!!!!
Ansonsten besucht unsere Page www.crown-of-glory.ch
AMEN
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock
Foto by Crown Of Glory