AVATARIUM - Hurricanes And Halos

05 avatarium

VÖ: 26.05.2017
(Nuclear Blast Records)

Style: Doom Metal

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AVATARIUM

AVATARIUM holen zum dritten Streich aus. 'Hurricanes and Halos' begibt sich erneut in das Reich bizarr-mystisch abstrakt poetischer Inhalte. Stimmlich bewegt sich die ihre Stärken bündelnde AVATARIUM-Stimmbandästhetin Jennie Ann Smith mit ihrer kraftvollen Rockröhre zwischen erdig rockender Explosivität, epischer Anmut und gefühlvoller Eleganz. Zwischen dem Zweitling 'The Girl With the Ravenmask' und 'Hurricane and Halos' liegen fast zwei Jahre Zeit, die AVATARIUM derweil nicht ungenutzt ließen, um sich sowohl bekannter Stärken zu besinnen als auch risikobereit gewagter Experimentierfreudigkeit hinzugeben. Was auf dem Zweitling extrem komplex verschachtelt klang, wirkt nun griffiger zugleich eleganter, zeitweise verträumt, dabei entpuppt sich 'Hurricanes and Halos' als rasante Achterbahnfahrt durch die abenteuerlichen 70er Jahre, deren Brückenbogen sich bis zur gegenwärtigen Modernen Zeitrechnung ins Jahr 2017 hinein spannt. Fette Gitarrengooveriffs, knarrzend tiefe, Bassrhythmen, Akkustikfolkguntermalung, kräftige Schlagzeugbeats geben melancholisch ins bizarre driftender Stimmungssphärenvielfalt Form und Gestalt. Im Allgemeinen weist das Material auf 'Hurricanes and Halos' einen bisher so nie gekannten Reifegrad auf. Der energiegeladen geradlinig dirket doomgroovende Opener „Into The Fire – Into The Storm“ empfiehlt sich für kommende Livesessions. Bei Nummern wie dem fesselnden eingängig nach vorne gehenden Groover „The Starless Sleep“ neigt man geradewegs zum mitsingen, „Road To Jerusalem“ führt schrittweise verträumt malerisch wie spannungsgeladen geheimnisvoll abenteuerlich auf den Pilgerpfad in Richtung Jerusalem. „Medusa Child“ outet sich als schauriges im bewährten AVATARIUM-Stilmuster doomendes Düsterepos dem zeitweise derart viel Popappeal entströmt, das man dieser begnadeten Formation widerspruchslos abnimmt, (da es nicht im geringsten peinlich wirkt!), ehe Gitarre und Orgelklänge massiv Rundschläge mit der Keule austeilen, während Kinderchöre leise im Kanon singen, um Platz für ein bedrohlich düsteres Netz dicht gewobener Schattenfragmente zu machen. „The Sky at the Bottom Sea“ rockt sich erdig hymnenhaft verwegen auf guten alten 70er-Jahre URIAH HEEP/RAINBOW-Stil bauend mit zeitlosem Esprit in Herz und Seele. „When Breath Turns To Air“ entwickelt sich zur sanftmütigen Trauerserenade nachdenklichem Inhalts, „A Kiss“ (From The End of the World) besitzt wieder genau jenen Touch unfassbarer Magie des AVATARIUM-Debüts, der schon zeitlose Melancholic Epic-Doomperlen wie „Moonhorse“, „Pandora's Egg“ oder „Tides of Telepathy“ veredelte. Das bedrückend traurige Instrumental „Hurricanes And Halos“ setzt zur Krönung den Schlußstrich unter ein mit jeder Note faszinierendes vielschichtiges Gesamtresultat, das keinen AVATARIUM-Fan enttäuschend mittlerweile auch die Anhängerschaft beliebter Retro-Kapellen wie THE BLUES PILLS, GHOST oder JESS AND THE ANCIENT ONES für sich zu gewinnen reklamieren darf.

Fazit: AVATARIUM haben sich spürbar deutlich weiterentwickelt. Mit 'Hurricanes and Halos' ist der Brückenschlag zwischen 'Avatarium' und 'The Girl with the Ravenmask' hervorragend gelungen. - Starker Tobak einer begnadeten Formation, die stets für Überraschungen sorgt, dabei nie ihren eigenen Weg aus den Augen verlierend, neue Genre-Maßstäbe setzt. - Phantastisch! 9/10