BLACK MESSIAH – Walls Of Vanaheim
VÖ: 30.06.2017
(Trollzorn Records)
Style: Pagan/Folk Metal
Homepage:
BLACK MESSIAH
'Walls of Vanaheim' lautet der Titel des - ich ahne bereits - nach dem im Geschichtenerzählerstil gesprochenen Intro womit ich es hier zu tun habe. Ein Konzeptalbum über die germanischen Götter aus den Kapiteln der Edda mit allem was dazu gehört, u. a. das Hymirlied und die Enthauptung von Mimir dem Brunnenhüter der Weltenesche Yggdrasil, damit Odin, Göttervater der Asen als Preis dafür ein Auge opfernd einbüßte, aus dem Brunnen Trinken durfte. Exakt die Sorte Legendenstoff, dem sich die auf nordisches Legendengut geeichte Heidenfraktion kaum entziehen kann, unterlegt mit jederzeit dazugehörig passender auf klassischem Heavy/Powermetal wurzelnder Grundlage.
Geschichten erzählende Parts, gefühlvoll sanftmütig betörende Walküren-Chorgesänge, Garstige Stimmphrasierungen, Hochtonklagearien, kampfeslustig bissiger Heidenfolkpathos, theatralische von einem starken Folkeinschlag (Flöten, Akkordeon) umgarnte Stimmungsbögen, harte Gitarren, treibendes Drumming. In flotter Geschwindigkeit abgefasste Attacken vertragen sich mit Gitarren groovend spannungsgeladen vorgetragener Rhythmischer Reimthematik vor symphonisch gestaltet orchestralem Hintergrund Gedanken an das MANOWAR-Output „Gods of War“, doch allem voran „Kings of Metal“ einschließlich gesprochenem „Warriors Prayer“-Dialog schießen mir durch den Kopf, ebenso finden sich Querverweise zur BATHORY-„Blood On Ice“-Phase, gerade bei den Sprechpassgen liegen deutliche Parallelen auf der Hand. Des Weiteren ist man als Fan der Materie geneigt, öfters mal den Blick zur deutsch-isländischen Gemeinschaftskooperation Árstíðir lífsins oder Genre verwandter Kollegenschaft wie die Celtic-Folkmetaller MINOTAURUS zu richten.
Beginnt schon der gesprochene Prolog recht geheimnisvoll, entwickelt sich danach ein gewaltiger direkt vor dem geistigen Auge ablaufender Filmstreifen, der reichlich Spannung, Unterhaltung, Dramatik in fantasievoll-episch unterstütztem Heidenfolk-Gewand bis zum Schluß garantiert. „Walls of Vanaheim“ entpuppt sich als eine zunehmend Gestalt annehmende zur Odyssee werdende Reise durch die Mythen und Sagenwelt der germanischen Götterfamiliengeschlechter von Asen und Vanen, sowie deren Konflikten, die Glaube und Mythos verbunden mit dem Geist des germanischen Heidentums aus alter längst vergangener Zeit auf hervorragende Weise in die Moderne transportiert.
Ok, die optische Gestaltung ist nicht unbedingt das gelbe vom Ei, was leichten Punktabzug nach sich zieht. Ein phantasiereicheres Album-Coverartwork in Form einer Zeichnung oder graphisch erstellten Darstellung hätte geschmackvoller zum durchweg anspruchsvoll vertonten Inhalt gepasst.
Fazit: Man braucht immens Geduld für dieses zeitaufwändige 72-Minuten Heidenspektakel, die sich aus meiner Sicht lohnt, obwohl die vielen Sprechpassagen eine Menge Konzentration vom Hörer abverlangen. So grottenschlecht, wie das mittlerweile 7. Album von BLACK MESSIAH in einer völlig Band vernichtend sich in peinlicher Oberflächlichkeit suhlend verfassten Negativkritik einer führenden Szene-Postille dargestellt wurde, ist es keineswegs. Im Gegenteil: Ein solch schwieriges Konzept so gekonnt effektiv umzusetzen, dafür verdienen die Musiker Anerkennung verbunden mit Respekt. „Walls of Vanaheim“ schlägt abwechslungsreich die Brücke zwischen spannend emotions vielfältig lehrreichem Geschichtsunterricht im stets zwischen explosiver Theatralik und zauberhafter Melodieführung schwebenden Kontrast. Die seit 1992 (ein gefühltes Jahrhundert!) aktiven Pagan-Folkmetaller BLACK MESSIAH haben sich auf diesem intensiv episch kreativ gestalteten Monumentalwerk selbst übertroffen. - Phantasievoll fesselnd spannender Tobak! 8,5/10