ATTIC – Sanctimonious

08 attic

VÖ: 18.08.2017
(Van Records)

Style: Heavy Metal

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ATTIC

Kündigten sich PORTRAIT und IN SOLITUDE als hoffnungsvolle Newcomer an, eines Tages in die Fußstapfen des heute kaum noch aktiven KING DIAMOND zu treten, liegt es nun an den ambitionierten Gelsenkirchenern ATTIC das Erbe der Okkultmetal-Ikone würdig fortzuführen.

Sorgte bereits deren Debüt „The Invocation“ für gewaltig Aufsehen, wobei des öfteren auch von einem MERCYFUL FATE-Plagiat die Rede war, lässt sich ATTIC mit ihrem Zweitling nun eine ganz reife Leistung bescheinigen, die natürlich ebenso dem Schaffen von Kim Bendix Petersen huldigt, jedoch eine wesentlich gereiftere Band zeigt, die schon lange nicht mehr bloß auf den MERCYFUL FATE-Sockel zu reduzieren ist. Gab das vorab geschickte Video zu „The Hound of Heaven“ bereits lukrativen Vorgeschmack auf Kommendes, findet es nun als vollständiges Gesamtwerk betrachtet, seine Fortsetzung. Eingeleitet durch das packende Intro „Lucidum Day“, ergießt sich eine hinter dem Scheinidyll eines Nonnenklosters versteckte Tragödie, die im Rahmen hochgradig abwechslungsreich für Nervenkitzel sorgend melancholischer Düsterschattierung bei schaurig elegischen Klageorgien vom Kaliber „A Serpent in the Pulpit“, „Die Engelmacherin“, „The Hound of Heaven“, „Dark Hosanna“ oder „There is no God“ ihren Höhepunkt erreicht.

Zwei Acte, 13 Stücke einschließlich brückenbauender Intros auf Zwischenspielmodus erzeugen heftig unter die Haut gehende Spannung. „Sanctimonious“ offenbart sich als Konzeptalbum über ein schreckliches Drama hinter dem nach Außen hin trügerisch idyllisch wirkenden Bild eins gewaltigen Klosters, das heftig explosiven Stoff für einen jederzeit spannenden Kinofilm bieten würde: Zwei im Zarten Jugendalter befindliche Schwestern werden von der als oberste rechtliche Instanz wirkenden Priorin und der dem Kloster vorstehenden Äbtissin verurteilt, für ihre Sünden zu büßen und müssen es zudem mit unheimlichen Mächten aus dem Jenseits aufnehmen. Stoff, der zunächst phantasievoll anmutet, von der traurigen Realität jedoch gar nicht allzu weit entfernt liegt.

Inhaltlich zelebrieren ATTIC eine vorbildliche Messe düsterokkultistischer Heavy Metal-Thematik deren intensiv raumgreifendes Atmosphärenlevel mit jedem Ton unweigerlich fesselt. Einflüsse wie MERCYFUL FATE, HELSTAR, IRON MAIDEN, PENTAGRAM, JUDAS PRIEST haben Spuren hinterlassen. Der häufig King Diamond-mäßige Gesang wurde facettenreich erweitert. Rasante Gitarrenläufe, faszinierend feinfühlige Melodiebögen, satt ins Eingemachte nach vorn gehende Riffkaskaden, dramatische Gesangstrukturen, ein mannschaftsdienliches Schlagzeug machen dieses fast dauerhaft unter Hochspannung stehende Drama zum exzessiven Genuss. Meister Cagliostro, Katte, Rob, Chris und JP haben sich auf 'Sanctimonius' selbst übertroffen. ATTIC sind näher am königlichen Erbe dran als zahlreich seelenlose Kopien es je sein könnten.

Fazit: Wundervoll! Das hätte der unantastbare King Diamond kaum besser hinbekommen. 9/10