ENSLAVED - E
VÖ: bereits erschienen
(Nuclear Blast Records)
Style: Extreme Metal
Homepage:
ENSLAVED
Werde noch einer aus den Norwegern ENSLAVED schlau. Ständig wechselnde Veränderung, experimentiell verschachtelte in die Länge gezogene Arrangements, komplexe Songstrukturen zwischen diversen Extremen, die kaum greifbar sind...
Neuer geschweige komplexer Stilumschreibungen, mal handelt es sich um die Musik von ENSLAVED um Progressiven Viking Blackmetal, dann wieder Black-, Death-, Folk-, Progmetal usw. bedarf es bei einer derart vielschichtig ausgerichteten Combo überhaupt nicht. Das die Norweger nur allzu gern ihre Grenzen austesten, um sie bewusst zu überschreiten ist auch kein Geheimnis mehr. 'E' beschränkt sich auf lediglich sechs Tracks, wovon der kürzeste gefühlte fünf Minuten, zwölf Sekunden dauert, alles weitere bewegt sich im Langformat zwischen knapp 8 bis 11 Minuten. Das es dabei wieder hochgradig experimentiell zugeht, liegt bei der Kjellson-Truppe fast wortwörtlich auf der Hand. Nach dem Ausstieg des Tastenmannes Herbrand Larsen, wirkt einiges anders, doch irgendwie auch vertraut. Grutles heißere Growls blitzen zeitweise schon auf, - bleiben jedoch gut integriertes Stilmittel statt Relikt der Vergangenheit. Choralgesänge, atmosphärische Epik, verkopft arrangierte sowie unberechenbare Stilwechsel innnerhalb komplexer Songstrukturen machen es bei dieser Scheibe schwer, sie am Stück zu hören, doch ich halte eisern durch. Um nicht missverstanden zu werden: ENSLAVED sind schon lange nach ihrer frühen Extremblackmetalphase seit sie sich auf experimentiellem Pfad beweg(t)en spätestens mit Erscheinen des „Blodhemmn“-Releases auf den nächsten zehn Folgealben ein unberechenbares Unikat gewesen, dem grundlegend vielseitig verspielter Progressive Touch in seiner Musik zu eigen ist. „The Rivers Mouth“ geht als epischer Viking-Klopfer mit harrschen Growls, bei abrupter Temposteigerung durch. Bei den fünf weiteren von Keyboardsilhouetten, halsbrecherischen Rhythmus-Tempowechseln mit kräftig aufs Gaspedal tretenden Geschwindigkeitsattacken, akustisch folkiger Verspieltheit, epischem Anteil sowie flexibel progressiven Strömungen geprägten Klangcollagen ist enorm viel Geduld erforderlich, um sich richtig darauf einzulassen. Wummernde auf Orgel getrimmte Sounds, flotte Bassläufe, heroische Chorgesänge, Flötenklang und Neofolk-Anteile geben ebenfalls vereinzelt Einblick in eine recht kunterbunt spannende Welt aus Heroischem Pathos, harrscher Brachialität, komplexer Stimmungswechsel und majestätisch folkloristisch-mystischem Gedankengut.
Fazit: ENSLAVED sind sich einmal mehr treu geblieben. Trotz immens kompliziert verschachtelter Gebilde schaffen sie es, ihr Songmaterial packend abwechslungsreich zu arrangieren, ohne den prägenden Wiedererkennungswert zu verlieren. Diese Kunst beherrschen ENSLAVED zweifellos wie keine andere Extrem-Combo. 8/10