CAMILLE - Music Hole

Von Zeit zu Zeit steht ein Rezensent vor der schwierigen Aufgabe über eine Platte schreiben zu müssen, die ihm persönlich überhaupt nicht gefällt, er aber dem Künstler und dessen Werk die vorhandene Klasse nicht absprechen kann. So ist es auch in dem Fall von "Music Hole", dem ersten überwiegend englischsprachigen Album der französischen Sängerin CAMILLE. Die Dame verfügt über eine großartige, ausgebildete und facettenreiche Stimme, bietet in ihren Songs ausreichend Abwechslung und zeigt sich darüber hinaus noch innovativ und humorvoll. ABER.... "Music Hole" ist und bleibt nunmal PopMusik. Auch Anhänger des seichtesten Rocks dürften von ihrer Musik eher abgeschreckt als begeistert sein. Am ehesten dürften hier noch Fans von BJÖRK aufhorchen, auch wenn die französische Version wesentlich domestizierter daherkommt. Sphärische Passagen hält sie zwar ebenfalls parat, aber ohne die BJÖRKschen Ausraster. Eher werden ihre Kompositionen mit Folk, Soul und zeitweise gar Chanson verziert. Was diese Platte so außergewöhnlich macht, ist der bis auf ein paar wenige Pianopassagen vollkommene Verzicht auf herkömmliche Instrumentierung. Die Songs wurden größtenteils aus Soundsamples und Beatboxeinlagen zusammengestrickt. Ja und genau hier sind wir an dem Punkt angelangt, wo sich wohl jeder Rocker angewiedert abwendet. Ohne Gitarren wird CAMILLE in der Gemeinde wohl keine Anhänger rekrutieren können, auch wenn sie eine noch so eindrucksvolle Stimme hat.