HAWAII - Loud, Wild And Heavy
VÖ: 30.03.18
(NO REMORSE RECORDS)
Style: US Metal/Power-Speed
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NO REMORSE RECORDS
HAWAII...? Moment mal, da war doch was... Nicht die Inselkette im Pazifischen Ozean... sondern eine gleichnamige Heavy Metalband, bei der sich Gitarrenheld Marty Friedman kräftig austobte, der danach bei CACOPHONY noch für mächtig Furore sorgte, ehe seine 90er-Jahre-MEGADETH-Ära richtig ihren Anfang nahm. Zwischen zwei starken 1983 bzw. 1985 US Power/Speedscheiben ('One Nation Underground' und 'The Natives are Restless') stand 1984 die keinen Deut schwächere „Loud, Wild and Heavy“-EP. Leider löste sich die begnadete Combo viel zu früh auf, doch sie hinterließ exzellentes Material, dass in keiner Top-Tonträger-Sammlung felsenfest überzeugter US-Metalgourmets fehlen darf. „Bad Boys Of Metal“ eröffnet als hochexplosive Dynamitladung auf Hymnen-Niveau im QUIET RIOT-Stil samt rauem Charme plus ultrafettem Groove gespickt mit scharfen Reisszähnen den Reigen einer 4-Track-EP, deren sägender Gitarrensound sich wohltuend aus der breiten Masse hervorhob. Der in rasender Geschwindigkeit das Gaspedal bis zum Anschlag durch tretende Speedkiller-Titeltrack „Loud, Wild And Heavy“ stand dem ebenso wenig nach. Mit „Escape The Night“ kristallisierte sich ein mächtiges Groovemonster heraus, das sogar den stärksten Glam-Metalacts der 80er vorführte, wie das Genre funktioniert, während sich „Rhapsody in Black“ geschickt durch ein breites Feld melancholischen Heavy-, dynamischen Powermetals und rasantem Speedgemetzels manövriert. Bonustrack eins der von Heldenpathos geprägte Stampfer „Life Goes On“ erinnert sowohl musikalisch wie lyrisch an Balladeske Tracks von TWISTED SISTER-Alben wie 'You Can't Stop Rock n Roll' („You're Not Alone“) 'Stay Hungry!' („The Price“) oder 'Come Out and Play' („I Believe in You“). Bonus Track zwei entwickelt sich zur mindestens zwei Tacken heavyeren Horror-Metal-Veriante vom ALICE COOPER-Evergreen 'Shools Out', noch eine Überraschung, die gefällt. Dabei hätte man es auch belassen sollen.
Ob der behämmerte Radio-Ausschnitt - (Ständig unterbricht die Stimme des Sprechers die Musik, das war schon in den 80ern furchtbar! - Ganz ehrlich? Wer braucht solchen Mist?) und das abtörnend einschläfernde Interview zwingend noch mit drauf mussten, bleibt Geschmackssache.
Man muss wohl wie ich der unbeugsam rebellischen Fraktion angehören, der authentisch ehrliches Metalfeeling gebettet in räudige Produktion weitaus mehr bedeutet als aalglattpolierter Kommerz-Metal seelenlosem Inhalts. Eddie Day klang mit seinem räudig röhrenden Organ im groben wie ein heftig schräger Verschnitt aus TWISTED SISTER-Frontröhre
Dee Snider, Ex-OMEN-Sänger J. D. Kimball und Nasty Ronnie Savage.
Alle, die bereits den HAWAII-Tonträgerschatz in ihrer Sammlung haben, können sich entspannt zurücklehnen. Für die anderen ergibt sich folgendes
Fazit: Liebhaber von Marty Friedman's hochkarätiger Gitarrenkunst, die sich bei HAWAII schon mehr als nur andeutete, könnten an dieser Wiederveröffentlichung ebenso viel Gefallen finden, wie beinharte Fetischisten von klassischem 80er-US- Heavy Metal/Power-Speed. 8/10