S.I.N. (SOMEWHERE INTO NOWHERE)


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Interviewpartner:  Wolfgang Frank (g.)
Mailer

Homepage:
www.sin-band.com

F-R:
Moin, S.I.N. oder sagen wir ausgeschrieben „Somewhere Into Nowhere“ beschallen jetzt seit dem Jahre 2002 die Melodic Metal Landschaft, ohne dass es die Band im eigenen Land bisher zu größeren Ehren gebracht hätte. In Japan sieht das dann schon ein wenig anders aus. Wer und was verbirgt sich hinter S.I.N. eigentlich?

Wolfgang:
Hinter dem Namen S.I.N. verbergen sich hauptsächlich drei Mann (Deddy Andler (g.), Alex Hlousek (dr.) und ich), die teilweise seit 18 Jahren zusammen Musik machen und einiges im Musikbiz gemeinsam erlebt haben ... das ist sozusagen der Kern. Wir hatten jetzt das große Glück Patrick (Simonsen, voc.) kennen zu lernen, der unser Trio sehr gut ergänzt und wir hatten mit ihm die Möglichkeit mal ein paar neue Wege zu gehen, die wir bisher immer schon im Sinn hatten, es aber bisher nie ganz so gut gepasst hatte.... Ja, in der Tat war auf die bisherigen Alben die Resonanz aus Japan immer sehr viel besser als in Europa, allerdings scheint sich das erste Mal mit „The 13th Apostle“ das Blatt gewendet zu haben und wir sind sehr glücklich darüber, dass die europäischen Reviews bisher durchweg so positiv waren.

F-R:
Warum glaubst du gilt in eurem Fall der musikalische Prophet im eigenen Lande weniger als im Ausland?

Wolfgang:
Es ist allgemein so, dass unsere Art Musik heutzutage weniger angesagt ist, es eine unglaublich riesige Auswahl gibt in unterschiedlichsten Qualitätsgraden und der Markt meiner Meinung nach einfach übersättigt war oder ist ... man sieht/sah selbst bei großen Acts, dass sie Schwierigkeiten haben in Europa die Hallen voll zu bekommen. Es ist wohl so eine Art „Schweinezyklus“, bei dem alles immer mal wieder kommt und geht. Ich glaube manchmal, wir haben einen ungünstigen Moment erwischt in die Öffentlichkeit zu treten. Allerdings hoffen wir am Ball zu bleiben und damit auch nach der Talfahrt die nächsten Hochs mit zu erleben ;-). Die Plattenfirmen haben hier auch lange nicht mehr die Mittel wie früher, eine Band bekannt zu machen und zu promoten...

F-R.:
Mit eurem jetzt dritten Longplayer habt ihr das dritte Label am Start. Zufall oder was sind die Gründe für die ständigen Labelwechsel?

Wolfgang:
Es ist etwas von beidem. Wir hatten in der Vergangenheit nicht immer ein gutes Händchen mit den Labels gehabt ... ob das evtl. auch an uns liegt weiß ich nicht ;-) Letztendlich sind wir froh bei Artist Service gelandet zu sein, da man hier ein neues Konzept fährt, das sich für uns momentan ganz gut anfühlt und mit dem wir gut klar kommen. Mal schauen was die Zukunft bringt.

F-R.:
Auch auf dem Posten des Sängers hat sich ein Wechsel vollzogen. Der Norweger Patrick Simonsen (Ex-Hush) übernahm für Jason Marks. Was war der Grund für den Wechsel und was ist aus Mark eigentlich geworden?

Wolfgang:
Jason hatte die Band ja damals Hals-über-Kopf verlassen, als „Equilibrium“ gerade fertig war ... wir haben noch etwas Kontakt zu ihm und er zieht wohl sein Solo-Ding durch, aber ehrlich gesagt interessieren wir uns da nicht mehr so sehr dafür. Ich denke, dass wir nach langer Suche mit Pat den besten Mann für den Job kriegen konnten um „The 13th Apostle“ zu machen und damit auch dafür zu sorgen, dass man in unserer Musik Jay nicht vermisst, auch wenn er ein klasse Sänger war/ist. Natürlich haben auch unsere anderen Gastsänger extrem dazu beigetragen, dass das Album so geworden ist, wie es ist – ich bin jedenfalls persönlich sehr zufrieden mit dem Resultat.

F-R.:
Stilistisch habt ihr euch mit eurem aktuellen Album „The 13th Apostle“ zum einen an ein Konzeptalbum herangewagt und zum anderen an ein religiöses Thema.  Im Allgemeinen sagt man, das dass dritte Album einer Band richtungweisend ist. Wie siehst du das, zumal ihr musikalisch einen Schritt weg vom Melodic Rock bis hin zum Prog Metal gegangen seid?

Wolfgang:
Genau genommen hatten wir auch auf den Alben davor schon immer ähnliche Elemente in den Songs, allerdings waren die Arrangements und Sounds etwas „softer“. „The 13th Apostle“ war zu dem Zeitpunkt genau das, was wir machen wollten als natürliche Weiterentwicklung und wir haben uns wenig Gedanken darüber gemacht, ob das jetzt Melodic, oder Prog ist. Meistens können wir das selbst sowieso erst beurteilen, wenn das Album fertig ist, da man selbst irgendwie einen anderen Bezug zu der Musik entwickelt, wenn man in dem Songwriting Prozess drinsteckt. Ich wunder mich auch heute noch manchmal, wenn ich unser erstes Album höre darüber, wie ich die Sachen heute wahrnehme und wie anders das teilweise ist, als ich damals gedacht habe. Was als nächstes kommt steht auch noch in den Sternen und es ist bei uns alles möglich, da letztendlich etwas dabei raus kommen muss, mit dem wir uns wohl fühlen.

F-R.:
Vertiefen wir mal das Konzept des Albums. Die Story ist unübersehbar christlicher Natur. Wie kam es zur Idee und der musikalischen Umsetzung?

Wolfgang:
Das ist ziemlich lustig und war wirklich ein langer Prozess. Angefangen hat das mit einem Traum von Deddy’s Bruder, der geträumt hatte, dass er ein Jünger sein wollte und Jesus das nicht mochte, weil die Geschichte ja schon geschrieben ist und es nun mal 12 Apostel sein müssen. Diese etwas sonderbare Idee hat Deddy und mich lange Zeit nicht losgelassen und wir haben oft darüber gelacht und die Gedanken darüber weiter gesponnen...  Mit der Unterstützung von Ana Kugli, die als Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin das Thema etwas weiter beleuchtet hat, kam letztendlich das Konzept zu „The 13th Apostle“ dabei raus. Da das Ganze schon sehr stark wie ein Theater oder eine Oper geschrieben war, wollten wir es dann auch mit verschiedenen Sängern in den unterschiedlichen Rollen/Charakteren aufnehmen um die Story „zum Leben zu erwecken“. Schön fand ich dabei auch, dass Ana uns geholfen hat die „alte Sprache“ in einer „psalmartigen“ Form in die Songs zu integrieren. Das verleiht der ganzen Sache etwas mehr Authentizität.

F-R.:
Wer waren die treiben Kräfte beim Songwriting? Habt ihr das intern alles alleine hinbekommen oder auch Hilfe von außen angenommen?

Wolfgang:
Das Songwriting geht größtenteils von Deddy und mir aus. Wir ergänzen uns seit vielen Jahren wunderbar bei der Sache. Meistens haben wir schon sehr früh das Gesamtbild eines Songs im Kopf und stimmen das dann mit den anderen ab und tauschen noch die eine oder andere Sache aus. Ich habe meinen Fokus beim Songwriting neben den Gitarren etwas mehr auf den Bassgrooves und den Vocalparts, während Deddy disziplinierter ist, wenn es darum geht die ganzen einzelnen Ideen zusammen zu fügen zu etwas, dass es Sinn macht und später ein rundes Bild ergibt ;-)

F-R.:
Nachdem Avanatsia und Ayreon kürzlich je ein klasse Konzeptalben mit ner Menge Gastmusiker veröffentlicht haben, geizt ihr auch nicht mit deutschen Szenebekanntheiten, die neben Charakterrollen auch ihre musikalisch ihre Note hinterlassen haben. Wie kam es zur Auswahl der Gäste?

Wolfgang:
Carsten (Schulz, voc., Evidence One) kennen wir schon sehr lange und wir hatten vor vielen Jahren auch gemeinsam in einer Band gespielt. Da Carsten quasi der Nachbar von Deddy ist und wir schon immer gerne mal wieder etwas gemeinsam machen wollten waren wir froh, dass er genauso dachte. Carsten hat dann auch Connie (Andreszka, voc./git., Cabal, Ex-Spiral Tower, Ex-Circle Of Pain) vorgeschlagen und einfach in unser Studio mitgebracht - für die Judasrolle hat seine Stimme absolut prima gepasst. Renee (Walker, voc.) hat Deddy nach sehr langer Suche nach einer Rocksängerin in Myspace gefunden und kontaktiert. Glücklicherweise kommt Sie aus Mannheim, also auch ziemlich aus der Nähe und sie ist dann einfach mal einen Tag zu uns in Studio gekommen. Ich muss sagen, dass ich ihre Stimme und die Art, wie sie die Rolle umgesetzt hat, wahnsinnig geil finde ... Sie hat jeden Song zu 120% mitgefühlt, was uns echt unter die Haut gegangen ist. Boban (Milojevic, voc.) und Deddy kennen sich noch aus den Zeiten, als Boban bei Wicked Sensation gesungen hat. Da er in der Nähe war, haben wir uns kurzfristig entschlossen, dass es eine gute Idee wäre, wenn er noch ein paar Backings beisteuert ... das war also eine recht spontane Idee.

F-R.:
Neben der musikalisch gelungenen Umsetzung finde ich auch das Coverartwork und die Gestaltung des Booklets mit Texten und Erklärungen zu den Kapiteln gelungen. War das auch alles „doing by myself“?

Wolfgang:
Die Grundidee kam von uns selbst, allerdings nur sehr, sehr, sehr grob. Ryoko, ein japanischer Fan von uns, ist Designering und hatte angeboten mal etwas für uns zu entwerfen und das ist es dann auch geworden.

F-R.:
Im Gegensatz zu jetzt vielen guten Reviews zu „The 13th Apostle“ sieht es auf dem Live-Sektor bei S.I.N. eher mau aus. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Wolfgang:
Zum einen daran, dass es ziemlich schwer ist die Clubs oder gar Hallen mit unserer Art Musik voll zu bekommen. Weiter sind wir alle berufstätig und extrem stark eingespannt ... aber wir schauen zu, dass sich das bald ändert und wir evtl. den ein, oder anderen Supportact machen können. Es ist allerdings nicht ganz so einfach das Konzept, die verschiedenen Sänger, etc. in eine Liveshow zu integrieren...

F-R.:
Immer wieder gern genommen diese Frage. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde? Du darfst da auch gerne eure Release-Party mit einbeziehen.

Wolfgang:
Mal nachdenken ... es gab da mal einen Unplugged Gig mit einem Sänger, (bevor wir damals Carsten und später Jay getroffen haben) ... naja, die Proben waren immer recht gut verlaufen und wir hatten uns auch nicht gewundert, dass er bei den Proben von einem Blatt die Texte abgelesen hat. Allerdings war das Deddy und mir total peinlich, als er auf der Bühne auch überall (und ich meine überall) Post-It’s mit Textfetzen hingehangen hat. Das Ende vom Lied war, das er einen totalen Black-Out hatte, irgendwann nur noch auf Background Gesang umgeschwenkt ist und Deddy und ich selbst das Konzert gesungen haben... war schon peinlich. Der Knüller war allerdings später seine Begründung, dass es an einem Mofaunfall aus seiner Jugend lag und er sich dadurch nichts mehr merken könnte ... heute kann ich sehr darüber lachen J

F-R.:
So, kommen wir zum Schluss. Hast du noch ein paar Worte für eure Fans und unsere Leser, oder irgendetwas was du unbedingt noch loswerden möchtest?

Wolfgang:
Ich bedanke mich erst einmal für das spannende Interview! Dann hoffe ich, dass uns die Leser die Chance geben und mal in „The 13th Apostle“ reinhören und ich bedanke mich bei allen, die so tolle Reviews geschrieben haben und bei den Fans, die uns die Stange halten! Und vergesst nicht uns auf www.sin-band.com  zu besuchen.

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock

                                                                                                                                Foto by S.I.N.

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